Psalm 24
1. Der Erdkreis ist des HERRN allein
und alles, was drauf wohnt, ist sein,
sein der Geschöpfe große Heere.
Durch Bäch und Flüsse, die er führt,
hat er die Erde schön geziert,
er gründet sie auf tiefem Meere.
2. Wer darf zum HERRN nach Zion gehn?
Wer darf in seinem Tempel stehn,
der Wohnung, die er sich erkoren?
Wem Herz und Hand der Glaube lenkt,
und wer des Bundes stets gedenkt,
den Gott einst seinem Volk geschworen.
3. Der wird vom HERRN zu jeder Zeit
viel Segen und Gerechtigkeit
vom Gotte seines Heils erlangen.
Wie Jakob wandelt er im Licht
und sucht des HERREN Angesicht,
von Gottes Gnade schon umfangen.
4. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor,
erweitert jedes ewge Tor!
Der König kommt, er kommt mit Ehren.
Wer ist der Ehrenkönig dann?
Der HERR, dem alles untertan,
der Überwinder großer Heere.
5. Ihr Pforten, hebt das Haupt empor,
erweitre dich, uraltes Tor!
Der König kommt, er kommt mit Ehren.
Wer ist der König? Er ist Gott,
er wird genannt HERR Zebaoth.
Der ist der König aller Ehren.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548
Text: nach Matthias Jorissen 1793
Audio-File: Genevan Psalter, Owens, Michael E.
Psalm
„Der Psalm schließt mit einem Ausblick: die lobende Gemeinde wartet auf ihren Herrn, sie späht aus nach seinem Kommen. Darum bestimmt Freude und Vertrauen ihre Gegenwart in der Nähe Gottes. Sie erwartet seine huldvolle Zuwendung. Schöpfung und Geschichte sind von ihm schlechthin abhängig. Darum ist alle Macht der Völker nichtig. Im Glanz seiner Weltherrschaft zeigt sich, wer im Regiment sitzt. In der Advents- und Weihnachtszeit schaut die neutestamentliche Gemeinde auf das Kommen Gottes aus, das mit dem Namen Jesus Christus untrennbar verbunden ist.“ (H.J.Kraus)
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist sehr bekannt und leicht singbar. Auch in einem Adventsgottesdienst kann dieser Psalm gesungen werden.
1. Jauchzt alle, Gott sei hoch erhoben! / Gerechte, freuet euch des HERRN! / Den Frommen ziemt es, ihn zu loben. / Schön ist es, und er hört es gern. / Gebt dem HERRN die Ehre, / dass es jeder höre, / mit der Harfen Klang! / Eures Psalters Saiten / müssen froh begleiten / euren Lobgesang.
2. Ihn muss ein neues Lied erheben, / sein Ruhm wird sichtbar überall. / Kommt, singt, ihm Ehr und Macht zu geben, / mit Saiten- und Posaunenschall! / Was er spricht und lehret, / ist wahrhaft bewähret. / Sein Wort ist wie er. / Er hält sein Versprechen, / wird sein Wort nie brechen, / ja, er tut viel mehr.
3. Vollkommen, heilig ist sein Wille, / er liebt Recht und Gerechtigkeit. / Die Erde trägt des Segens Fülle, / da alles Gottes Güt erfreut. / Über unsrer Erde / hieß sein Wort: Es werde! / Himmel feste stehn. / In der weiten Ferne / hieß sein Geist die Sterne / auf- und untergehn.
4. Wer könnte seiner Macht entgehen? / Er herrscht und wirket fern und nah. / Seht, wenn er spricht, so ist’s geschehen, / wenn er gebietet, so steht’s da. / Aller Heiden Dichten / wird sein Wink vernichten. / Wenn mit vieler Müh / Völker sich beraten / zu gewaltgen Taten, / er vereitelt sie.
5. Der Rat des HERRN steht ewig feste, / er bleibet stets sich gleich gesinnt. / Sein Wille ist der allerbeste / für uns, für Kind und Kindeskind. / Heil dir, Volk auf Erden! / Was wird aus dir werden? / Gott hat dich erwählt. / Hieß der HERR euch kommen, / Heil dann euch, ihr Frommen, / die ihr ihn erwählt!
6. Er schaut auf uns in Freud und Schmerzen, / gibt, dass wir wirken, dass wir ruhn. / Er bildet unser aller Herzen / und siehet eines jeden Tun. / Nie macht sich ein König / Völker untertänig / durch die Heereskraft. / Nimmer können Helden / einen Sieg vermelden, / den ihr Arm verschafft.
7. Sprich nicht: Nun wird mein Arm doch siegen, / denn mir kann niemand widerstehn. / Auch Heereskraft wird dich betrügen / und muss gar bald zugrunde gehn. / Gottes Auge schauet / den, der ihm vertrauet, / mit Erbarmen an. / Ja, wie bald erfähret, / wer die Güte ehret, / was die Allmacht kann.
8. Er schützet seiner Diener Leben, / er rettet vor dem nahen Tod, / und er wird Brot in Fülle geben / in Teurung und in Hungersnot. / Drum wird’s unsern Seelen / nie am Guten fehlen, / denn sie harren sein. / Er ist Schild und Stärke, / und zu jedem Werke / gibt er uns Gedeihn.
9. Kommt, lasst uns immer auf ihn schauen, / da unser Herz sich seiner freut, / auf seinen heilgen Namen trauen / und ihn erhöhn in Freud und Leid. / Gib, dass uns behüte, / Vater, deine Güte. / Halt dein Vaterherz / immer für uns offen, / wie wir auf dich hoffen, / heilge Freud und Schmerz.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1973
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„In diesem Psalm geht es um die Erneuerung des Lebens und Wandels. Die Intention dieser Verse ist fraglos die der Buße, der Hinkehr des ganzen Lebens zum Gott Israels. Demgegenüber ist die Bitte in 12 durchaus situationsbestimmt. Der Beter ist ein Verfolgter. Die Überwindung der Feinde wäre eine Erweis der Hilfe und Zuwendung Gottes.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung von Matthias Jorissen unterstreicht den Bittcharakter des Psalms. Durch den gleichlautenden Schluss der Str. 1 und 8 erreicht die Bereimung eine große Geschlossenheit. Die Melodie ist eindrucksvoll und leicht singbar.
1. Vernimm mein Flehen, HERR, und höre, / wenn ich mich betend zu dir kehre. / Merk auf, wenn meine Stimme schreit / nach deiner Wahrheit treuer Lehre / und deiner Allgerechtigkeit.
2. Denn willst du Lohn nach Werken geben, / so muss ich, HERR, vor dir erbeben. / Ach, geh mit mir nicht ins Gericht! / Wer ist von allen, die hier leben, / gerecht vor deinem Angesicht?
3. Der Feind verfolget meine Seele, / sucht, wie er mich zu Tode quäle, / und drückt mich in den Staub hinab, / dass mir in einer finstern Höhle / bei Toten ist bereit das Grab.
4. Schwer sind die Lasten, die ich trage, / mein Geist erliegt und ich verzage, / da lange ich umsonst geharrt. / Mich drückt, mir droht so manche Plage, / dass oft mein Herz vor Angst erstarrt.
5. Ich wende meine trüben Blicke / auf alte Zeiten matt zurücke. / Ich schaue deine Taten an / und suche das, was mich erquicke, / in dem, was einst dein Arm getan.
6. Hilf, dass ich deine Gnade merke, / dass sie mich jeden Morgen stärke, / im Glauben deinen Weg zu gehn. / Lehr mich durch alle deine Werke / in dir den treuen Führer sehn.
7. Lehr mich mit deinen Kindern allen / stets tun nach deinem Wohlgefallen, / mein Gott, sieh mich in Gnaden an! / Mich führ, so lang ich hier muss wallen, / dein guter Geist auf ebner Bahn!
8. O HERR, um deines Namens willen / komm, meinen Durst nach dir zu stillen, / führ meine Seel aus Not und Streit. / Du wirst mir ja dein Wort erfüllen / nach deiner Allgerechtigkeit.
Melodie: Straßburg 1539 / Lyon 1547 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 19 besteht aus zwei Teilen: einem „Naturpsalm“ (V.1-4) und einem „Gesetzespsalm“ (V.8-15), und schließt mit einem Bittgebet. Beide Stücke waren ursprünglich unabhängig. Ihre Zusammenfügung macht eine wichtige Aussage: Der Gott Israels, der Herr der Welt, den die ganze Schöpfung wortlos verherrlicht, ist derselbe, der durch seine Weisung zu Israel spricht. Der Ordnung des Kosmos durch die Naturgesetze Gottes entspricht die Ordnung der Menschenwelt durch Gottes Gebot.
Psalm 19 ist in einer A-Fassung und einer B-Fassung im Psalter vertreten. Die neuere Bereimung ist symmetrisch gebaut und versucht, beide Teile des Psalms gleichgewichtig zur Geltung zu bringen. Gestaltungsvorschlag: Von Psalm 19 A sollten immer alle Strophen zu Gehör kommen. Die Gemeinde könnte zunächst Str. 1 singen, dann werden die Strophen 2+3 verlesen; darauf singt die Gemeinde Str. 4; dann wird Str. 5 verlesen; zum Abschluss singt die Gemeinde Str. 6.
19A
1. Der hohen Himmel Chor trägt Gottes Ehre vor, / erzählt von seiner Macht. Ihn preist mit Jubelruf / das Werk, das er erschuf, des Firmamentes Pracht. / Tag kündet Tag erregt, von Gottes Glanz bewegt, / sein Lob mit hellem Munde. Nacht offenbart der Nacht / von dem, der sie gemacht, geheimnisvolle Kunde.
2. Zu Gottes ewgem Ort steigt ohne Sprach und Wort / der Schöpfung Lobgesang. Von Menschen ungehört / erhebet sich und ehrt ihn reiner Töne Klang. / In alle Lande dringt, was ihre Stimme singt. / Ihr Schall geht ohne Wende bis an der Welten Saum, / füllt aller Zeiten Raum, kennt weder Halt noch Ende.
3. Er hat der Sonn ein Zelt am Himmel aufgestellt, / darin sie ruht zur Nacht. Wie sein Gemach zum Fest / ein Bräutigam verlässt, strahlt ihres Aufgangs Pracht. / Sie freut sich, ihre Bahn vom Ost zum Ozean / stark wie ein Held zu ziehen. Von ihrem Licht erhellt / kann in der ganzen Welt nichts ihrer Glut entfliehen.
4. Des HERRN Gesetz ist gut. Es macht der Seele Mut. / Sein Zeugnis ist gewiss. Der Unverständgen Sinn / lenkt es zur Weisheit hin aus tiefer Finsternis. / Des HERRN Gebot erfreut das Herz zu jeder Zeit / mehr als des Goldes Menge, macht unsre Augen hell, / ist aller Wahrheit Quell, bleibt in der Zeiten Länge.
5. HERR, durch dein heilges Recht lässt warnen sich dein Knecht, / folgt deiner Weisung gern. Denn wer sie hält und ehrt, / dem wird gewiss gewährt der große Lohn des HERRN. / Doch, ach, wer merkt und sieht mit wissendem Gemüt / auch die verborgnen Sünden? Von unbewusster Tat / lass, HERR, durch deine Gnad mich in die Freiheit finden!
6. HERR, deinen Knecht bewahr vor Frevlern immerdar, / leit mich nach deinem Rat, dass ich unsträflich sei / und immer bleibe frei von großer Missetat. / Lass wohlgefallen dir, was ich geredet hier, / gefleht in deinem Namen. Mein Herzenswort erhör! / Du bist mein Fels, o HERR, und mein Erlöser. Amen.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: Alfred Rauhaus 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
In den Unschuldspsalmen (z.B. Ps 26) kämpfen Angeklagte um ihr Recht. Die Beter dieses Klageliedes aber treten im Bewusstsein ihrer Schuld vor Gott (vgl. Ps. 51). Sie wissen, dass ihr Elend durch eigene Dummheit und Verfehlung verursacht ist. Sie rechnen mit dem Schlimmsten (V. 18) und geben doch die Hoffnung auf eine gütige Zuwendung Gottes nicht auf. Im Hebräischen hat der Psalm so viel Verse, wie das Alphabet Buchstaben hat. Er ist ein kunstvoll gebautes Gebetslied.
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist 200 Jahre alt, kann aber noch heute mitvollzogen werden. Die Melodie des Reimpsalms ist in kurzen Strophen gebaut und leicht singbar. Neben der Verwendung im Gottesdienst kann der Psalm auch das Gebet eines einzelnen sein. Er kann in bestimmten seelsorgerlichen Situationen die Tür zum lösenden Gespräch öffnen.
1. Großer Gott, du liebst Erbarmen, straf mich Armen / doch in deinem Zorne nicht. / Züchtigst du, ach, deine Stimme ruf im Grimme / mich nicht vor dein Zorngericht.
2. Ich bin voller Angst und Schrecken, und es stecken / deine Pfeile tief in mir. / Schwer ist deine Hand. Gebücket, schier erdrücket / lieg ich in dem Staub vor dir.
3. Meine Missetaten steigen hoch und beugen / mein mit Schuld bedecktes Haupt. / Ihre Last drückt mich danieder, meine Glieder / werden aller Kraft beraubt.
4. All mein Wünschen, all mein Hoffen leg ich offen / und verschweige nichts vor dir. / Sind doch Seufzer nicht noch Sorgen dir verborgen: / Ach, Erbarmer, hilf du mir!
5. HERR, ich fleh um dein Erbarmen für mich Armen, / alles in mir harrt auf dich. / Du wirst mich in Wahrheit leiten, für mich streiten, / HERR, mein Gott, sprich du für mich!
6. Offen will ich dir bekennen und dir nennen, / wie ich lebte fern von dir: / Viele Stunden, viele Tage ich beklage, / weil dein Wort nicht war bei mir.
7. Stehe du in meinem Leben mit Vergeben / bei mir und verlass mich nicht! / Ohne dich besteh ich nimmer, zeig du immer / mir dein gnädig Angesicht.
8. Wirst du nicht von allem Bösen mich erlösen? / Bist du nicht mein Gott, mein Teil? / Eile dann, mir beizustehen, hör mein Flehen, / HERR, ich warte auf dein Heil.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
Unser Psalm „schildert nirgends Ruhe, überall herrscht Bewegung. Die gesamte Welt ist von Taten Gottes getragen und beherrscht, auf die alle Elemente und Kreaturen hin ausgerichtet sind. Und dies alles geschieht aus souveräner, weltüberlegener Macht, tiefer Weisheit und huldvoller Güte heraus. Die gesamte Schöpfung ist zu Gott hin offen, sie ist absolut von ihm abhängig, stirbt ohne ihn. Sie lebt von seiner schöpferischen Tat, die erneuernd fortgesetzt wirksam wird. Mit Gottes ‚kabod’ (=Lichtglanz, Gewicht, Würde) liegt auf der Welt, wie Ps. 104 sie sieht, der Glanz der Königsherrlichkeit Gottes, das Licht einer neuen, anderen Welt, in der Frevler keinen Raum mehr haben. In dieser Welt kann der Mensch auf die Taten und Gaben Gottes nur reagieren mit einem täglichen, abhängigkeitsbewußten Lob.“ (H.J. Kraus)
Ps. 104 ist im Gesangbuch mit zwei großartigen Bereimungen vertreten: von Gerhard Fooken auf die verkürzte Melodie und von Jürgen Henkys in neuer Bereimung für die vollständige Melodiefassung. Beide Bereimungen eignen sich nicht nur zum Singen, sondern auch als Lesetexte. Wer will, kann den gesamten Gottesdienst am Erntedanktag von Psalm 104 her gestalten. Außer in den beiden Reimpsalmen ist der Text des biblischen Psalms in den Liedern 626 und 690 aufgenommen. Einzelne Verse liegen den beiden Kanons 340 und 640 zugrunde.
1. Komm, Seele, sing! Ihr Sinne, feiert mit! / Lobt Gott, der euch im Glanz entgegentritt. / HERR, du bist schön, du bist mit Licht umkleidet, / das unter Menschen Wahn und Wahrheit scheidet. / Du spannst den Himmel. Deine Stürme ziehn. / Voll unbegriffner Botschaft Blitze sprühn. / Erdreich und Meer hast du sich trennen lassen: / hier Berge, Ebnen, dort nur Wassermassen.
2. Doch zwischen Felsen gehen Quellen auf, / du sammelst sie im Tal zum Wasserlauf. / Da trinkt das Wild. Die schönen Fische schwimmen. / Das Uferlaub steckt voller Vogelstimmen. / Du gibst dem regenfeuchten Lande Kraft, / füllst seine Früchte mit Geschmack und Saft. / Aus Saat wächst Brot. Der Wein wächst aus den Reben. / Des Menschen Herz wird stark und liebt das Leben.
3. Von dir sind unsre Zeiten in der Zeit, / der Tag, das Jahr, Frist und Gelegenheit, / der Mond – und Sonnenlauf in ihren Bahnen, / was wir errechnen, was wir nur erst ahnen. / Von dir ist selbst die Finsternis der Nacht, / in der das Unheil schleicht und Beute macht, / von dir der Morgen, wenn die Ängste schwinden / und Mensch und Welt im Werk zusammenfinden.
4. Wie weise deine Werke, HERR, wie groß! / Der Vorrat deiner Hand scheint grenzenlos. / So wollen alle von dir Luft und Nahrung. / Sie sammeln, wenn du gibst: Brot, Gut, Erfahrung. / Sie sind verstört, wenn’s ihnen nicht gedieh. / Wenn du den Atem anhältst, sterben sie. / Du sendest Atem aus, dass Atem werde, / und du erneuerst die Gestalt der Erde.
5. Es freue sich der Schöpfer seiner Welt, / damit sie nie dem Unverstand verfällt. / Wenn unter seinem Blick die Krater rauchen - / nie soll ein Mensch die Welt in Feuer tauchen. / Ich lobe Gott, solang ich Atem hab. / Die Sünder haben kurzen Weg zum Grab. / O würden sie des blinden Wahns doch inne! / Komm, Seele, sing! Und feiert mit, ihr Sinne!
elodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: Jürgen Henkys 1992
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Bezeichnend für den 123. Psalm ist das erwartungsvolle, sehnsüchtige Ausschauen nach dem weltüberlegenen Gott. Die Knechte blicken wartend auf ihren Herrn. Es ist dies ein Ausdruck des Glaubens der unter Schmach und Anfechtung existierenden Gemeinde.“ (H.J. Kraus) Die Neubereimung des Psalms wurde notwendig, weil Matthias Jorissen von einem falschen Verständnis der Psalmaussagen ausgegangen ist.
Die Melodie gehört zu den schönsten im Psalter überhaupt. Sie ist vierteilig gebaut, wobei jeweils zwei Verse zu einem langen Vers zusammengefasst sind. Das ist im Psalter einzigartig.
1. Zu dir im Himmel, HERR, zu deinem Licht / erheb ich mein Gesicht. / Wie auf die Hand des Herrn die Knechte schauen / und seiner Güte trauen, / wie sich die Augen einer Magd nicht wenden / von ihrer Herrin Händen, / so sehen wir in unsers Lebens Not / allein auf dich, o Gott.
2. Erbarm dich, HERR, wie du es stets getan, / und sieh uns gnädig an. / Wir mussten ja seit ungezählten Tagen / der Menschen Wut ertragen. / Wie wurden wir mit Spott und Hohn betrachtet, / entwürdigt und verachtet! / Zu lange schon erleiden wir den Tod. / Erbarm dich unser, Gott!
Melodie: Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1992
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„1. Der Psalm redet im Hymnus von dem Gott Israels. Er preist die Unvergleichlichkeit des weltüberlegenen, himmlischen Herren. Alle Mächte und Gewalten sind dem höchsten Gott untertan. 2. Der Psalm zitiert die großen Verheißungen an David und seine Dynastie. Er spricht also von Gottes erwähltem König. Unverbrüchlich gilt die große Grundverheißung. Durch keinen Zwischenfall soll die Zusage aufgehoben werden. - Auf dem Hintergrund dieser beiden Fakten bricht die Klage über die unbegreifliche Verwerfung und Verstoßung der Davididen los. Im Alten Testament ist die Erhöhung und Verwerfung des erwählten Königs (bzw. seiner Nachkommen) eine geschichtliche Realität. Im Bereich der vollen Diesseitigkeit, mitten unter den Völkern, schattet sich das Mysterium des Kreuzestodes und des Sieges Christi ab.“ (H. J. Kraus.)
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen ist zu Recht weithin bekannt. Die Melodie ist sehr gut singbar. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst verwendet werden.
1. Ich sing in Ewigkeit von des Erbarmers Huld. / Er liebet treu sein Volk, vergibt und hat Geduld. / Mein Mund soll seine Treu und Wahrheit laut verkünden, / dass auch die Enkel Gott, wie wir ihn fanden, finden. / Ja, deine Gnade steigt, sich ewig zu erhöhen, / und deine Wahrheit bleibt im Himmel feste stehen.
2. »Ich habe«, spricht der HERR, »den festen Bund gemacht / mit dem Geliebten selbst, den stets mein Aug bewacht. / Ich habe David mir zu meinem Knecht erkoren / und Treue ihm und Huld mit einem Eid beschworen. / Ich will ihm sein Geschlecht zu aller Zeit beschützen / und ewig seinen Thron mit meiner Allmacht stützen.«
3. Du Unvergleichlicher, der Himmel freuet sich, / sieht deine Herrlichkeit, staunt und erhebet dich, / und deine Wahrheit wird von dir geweihten Zungen / in der Gemeinde hier aus voller Brust gesungen. / Wer in den HimmeIn kann den Thron des HERRN erreichen, / wer von den Königen darf sich mit ihm vergleichen?
4. Die Herrlichkeit des HERRN durchzittert jedes Glied, / wenn die Gemeinde hier im Staube vor ihm kniet. / Und seine Majestät erschüttert all die Seinen, / die dort vor seinem Thron in Heiligkeit erscheinen. / HERR, aller Welten Gott, wie glänzet deine Klarheit / in Allmacht hoch erhöht, umstrahlt von deiner Wahrheit.
5. Wie selig ist das Volk, das sich in dir erfreut, / das deine Stimme hört und kommt und dir sich weiht. / Frohlockend steht es da vor deinem Angesichte / und geht dann seinen Weg, bestrahlt von deinem Lichte. / Dein Nam, ihr hoher Ruhm, gibt Mut, stets fortzugehen, / bis die Gerechtigkeit in dir sie wird erhöhen.
6. HERR, dir allein gebührt der Ruhm von unsrer Kraft. / Wir sehn, dass deine Hand Sieg und Erlösung schafft. / Ja, deine Gnade nur kann Mut und Stärke geben, / und wir verzagen nie, wenn Feinde sich erheben. / Der HERR ist unser Schild, ihm sind wir untertänig, / der Heilge Israels ist selber unser König.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman