Weihnachtsbotschaft
»Es soll nur keiner von uns so grämlich und verstockt sein, bei seinem Weihnachtsbaum (...) nicht ernstlich auch dies zu bedenken, daß Gott zweifellos auch für die Nazis ist. Auch für die Dummen und Feigen, auch für die alten und jungen Spießbürger, deren ahnungslose Bösartigkeit uns heute so viel Mühe macht, die wir rütteln und schütteln möchten, damit sie aus dem Schlaf aufwachen, bevor es zu spät ist? Es geht nicht anders: die Weihnachtsbotschaft sagt es nun einmal, daß Gott auch für sie ist. Je mehr sie (...) es nötig haben, um so mehr! Was das bedeutet, daß Gott gegen alle Teufeleien, gegen alle Tyrannei und Anarchie, gegen allen Nihilismus ist, das versteht man doch gründlich erst dann, wenn man versteht, daß er für den Menschen, für alle, für jeden Menschen und darum gegen alle Teufeleien ist, die wir Menschen einander bereiten, die wir Menschen voneinander zu erleiden haben. Und wenn wir (...) alles tun sollen, um diesen Bestien Abbruch zu tun, so versteht man doch auch das erst dann gründlich, wenn man die letzte Antwort, die Freudenbotschaft der Weihnacht versteht: daß auch wir dabei im Grunde für den Menschen, für alle Menschen, für jeden Menschen sein dürfen.« (Karl Barth, Die letzte Frage und Antwort (1938), in: GA I.26, 417f)