Psalm 94
1. Erscheine, HERR, o Gott, erwache, / erscheine bald und komm zur Rache! / Erheb dich, Richter aller Welt, / dass, wer sich dir entgegenstellt / und stolz dein heilges Recht verschmäht, / die Frucht empfängt, die er gesät.
2. Wie lange, HERR, wie lange werden / die Frevler glücklich sein auf Erden? / Sie rühmen stolz sich ihrer Pracht / und prahlen frech mit ihrer Macht. / Die Schwachen würgen sie zu Tod / und bringen um dein Volk, o Gott!
3. Die Witwe kann kein Recht bekommen, / ihr Hab und Gut wird weggenommen. / Der Fremdling, der im Lande wohnt, / ist schutzlos und wird nicht verschont. / Die Waisen müssen hungrig stehn / und ohne Brot zugrundegehn.
4. HERR, höre, wie die Stolzen schmähen: / Gott merkt ja nicht, was wir begehen! / Wir leben, wie es uns gefällt, / und lenken selbst den Lauf der Welt. / Wir lenken ihn nach unserm Sinn / und sind gewiss: Gott schaut nicht hin!
5. Ihr Toren, lasst euch doch belehren! / Wie sollte Gott nicht selber hören, / er, der durch seinen Schöpferruf / das Ohr geweckt, das Auge schuf, / und stellte sehend uns ins Licht, / meint ihr, der sehe selber nicht?
6. Gott hat sein Recht euch kundgegeben / und lehrte euch den Weg zum Leben. / Er zieht die Völker ins Gericht / und stellt sie vor sein Angesicht. / Bei ihm ist aller Menschen Plan / ein bloßer Hauch, ein leerer Wahn.
7. Wie glücklich ist der Mensch zu preisen, / der sich von dir lässt unterweisen, / den dein Gesetz, dein Recht erzieht, / ein Mensch, HERR, den das Unheil flieht / und der in deinem Frieden lebt, / bis man das Grab dem Frevler gräbt.
8. Der HERR wird stets sein Volk bewahren / und lässt sein Eigentum nicht fahren. / Wer Gottes Recht von Herzen liebt / und in Gerechtigkeit sich übt, / dem wird Gerechtigkeit zuteil. / Gott segnet ihn mit seinem Heil.
9. Wer hilft mir, vor der Macht der Bösen? / Wer kann aus aller Not erlösen? / Wärst du, mein Gott, jetzt nicht bei mir, / ich fände keinen Helfer hier. / Wenn ich dich nicht zur Seite hab, / versinke ich in Nacht und Grab.
10. Schon dachte ich: Ich muss vergehen! / Doch deine Huld ließ fest mich stehen. / Mit Sorgen füllte sich mein Herz, / ach, ich verging in meinem Schmerz. / Da hast du meine Not erblickt / und mich mit deinem Trost erquickt.
11. Ich fragte bang: Gott der Gerechten, / bist du im Bunde mit den Schlechten? / Wie kann der Feind in seiner Wut / so machtvoll fordern, HERR, mein Blut? / Du bist es, der das Recht erhält, / und doch herrscht Unrecht in der Welt!
12. Da wurde er in meinem Fragen / zur Burg und Zuflucht meiner Klagen. / Nun weiß ich und ich glaube fest, / dass Gott die Welt nicht fallen lässt, / dass, ob das Unrecht lang regiert, / sein Recht am Ende triumphiert. / Melodie: Genf 1562 / Text: Alfred Rauhaus 1991
Dick Sanderman