Psalm 63
“Die Aussagen des Ps 63 kreisen um das Geheimnis und Wunder der Huld Gottes. Wie das dürre Land nach Regen lechzt, so verlangt der Beter nach der Begegnung mit der Macht und Majestät Gottes. Der Psalm ist erfüllt von Äußerungen des Dankes und des Vertrauens. Der Psalmsänger lebt von dem Sich - Halten, dem Kleben an Gott, und von dem Gehaltensein durch ihn (V. 9). Dieses Bekenntnis deutet an, dass es über allen vordergründigen Gütern und Gaben des Lebens eine einzige alles bestimmende und allein tragende Macht gibt: die Huld Gottes, durch die der Mensch erhoben wird, eine neue Wertbestimmung seiner Existenz zu erkennen. ‚Alles, was man im Leben haben und genießen kann, steht zurück hinter der Gnade’ (Bernhard Duhm). Diese tiefgründige Hochschätzung der Gottesgemeinschaft bildet die eigentliche Mitte des tiefen Psalms.” (H.J. Kraus)
Matthias Jorissen hat zu der schönen Melodie, die auch zu Psalm 108 Verwendung findet, einen bewegenden Text geschaffen. Durchgehend ist er in der Form der Anrede an Gott gehalten und erreicht in Strophe 5 eine große geistliche und menschliche Tiefe. Am Sonntag vor Rogate können wir von diesem Psalm lernen, was beten heißt.
1. O HERR, mein Gott, mein Heil bist du. / Dich such ich morgens in der Frühe, / mein Leben ist voll Angst und Mühe, / und außer dir ist nirgends Ruh. / Nach dir nur dürstet meine Seele / und sehnet sich mein Leib. Ich fand / an allen Orten dürres Land / und nirgends eine Lebensquelle.
2. Säh ich dich doch im Heiligtum / und fände bei dir satte Weide, / an deiner Macht und Ehre Freude / und wärst du doch mein Trost und Ruhm. / Denn köstlicher als dieses Leben, / o Gott, ist deine Güte mir, / drum sollen meine Lippen dir / auch noch im Tode Ehre geben.
3. Mein Leben ist dir ganz geweiht. / Ich heb empor bis an mein Ende / in deinem Namen meine Hände. / Dir geb ich Preis und Herrlichkeit. / Dein Lob mit meinen Lippen singen, / ist köstlicher als alles Gut, / erquickt mein Herz und macht mir Mut, / dir meinen Dank stets darzubringen.
4. Mit einem Herzen, voll von dir / leg ich mich nachts zur Ruhe nieder, / schlaf ein, und froh erwach ich wieder, / denn du bist immer noch bei mir. / Oft wollen meine Kräft ermatten, / doch du warst meine Kraft, mein Teil. / O HERR, mein Gott, du bist mein Heil, / ich ruh in deiner Flügel Schatten.
5. HERR, meine Seele hängt dir an, / denn außer dir find ich kein Leben. / Die ganze Welt kann mir nicht geben, / nur du gibst, was mir helfen kann. / Du wolltest meine Rechte fassen, / noch hält mich deine rechte Hand. / Ich habe mich zu dir gewandt, / ich kann und will von dir nicht lassen. Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman