Provokation

Herausforderung

Absurdes und Nachdenkenswertes aus den sozialen Medien kommentiert von Georg Rieger

Polizei und Gewalt »Every police action is a violent action (...). Certainly every violent action can only be an ultimate resort, because where violent action takes place, there will always be the danger that the goal of political action is endangered. It cannot be excluded, but it should be excluded. Force can be an argument only in the last instance. But I would not permit myself to forbid the state, in principle, to use power and so also violence. (...) Violence (...) is not forbidden, but avoid it if possible.«
Karl Barth, Fragebeantwortung bei der Konferenz der World Student Christian Federation, in: Gespräche 1959-1962 (GA IV.25), 427
Üble Person »Das Leben einer staatlichen Gemeinschaft kann ja nicht nur von außen, sondern auch von innen und vielleicht ganz besonders durch eine bestimmte, unter dem Schein und Vorwand rechtmäßiger Regierung hervorgehobene oder sich selbst hervorhebende, üble Person bedroht sein.« (Karl Barth, KD III/4 (1951), 513)
Corona-Labyrinth »Denn das heißt verstoßen sein in ein Labyrinth ohne Ausgang, verurteilt sein zu einer Sisyphusarbeit ohne Hoffnung, zu einem jagenden Gejagtsein im Kreis herum – wohl vergleichbar jenem Wettspiel, in welchem man in England Hunde hinter einem mechanisch in Bewegung gesetzten Hasen, den sie nie erwischen werden, herrennen läßt. Nur daß es hier um keinen Hund und um kein Wettspiel, sondern um den Menschen, das Geschöpf, dem Gott sich verbündet hat, und um sein einziges Leben geht, und daß der Mensch selber hier zugleich der Verfolgte und der Verfolger, der Genarrte und der sich selbst zum Narren Haltende ist.« (Karl Barth, KD IV/1 (1953), 517)
Neue Weltordnung »Weichende Berge und fallende Hügel sind sicher auch die menschlichen Lebensverhältnisse und Weltordnungen, wie sie in der Geschichte von jeher gekommen und wieder gegangen sind. Eben: gekommen und eines Tages wieder gegangen mit all dem Guten und weniger Guten, das sie den Menschen gebracht haben. Es gibt in der Weltgeschichte keine Ewigkeiten: (...) Es gibt keinen ewigen Kapitalismus, und es wird auch keinen ewigen Kommunismus geben. Aber meine Gnade soll nicht von dir weichen! Das ist es, was wir im Wechsel und Vorübergehen der menschlichen Verhältnisse und Weltordnungen vernehmen dürfen.« (Karl Barth, Predigt zu Jes 54,10 (1959), in: Predigten 1954-1967 (GA I.12), 159)
Tag der Befreiung »Die Deutschen haben diesmal nicht nur den Schrecken ohne Ende, sondern auch das Ende mit Schrecken gewählt und auferlegt bekommen. (…) Sie wollten die Städte der Andern ›ausradieren‹ und haben es getan, solange sie es konnten und heute sind es ihre eigenen Städte, die in noch ganz anderem Umfang, in noch ganz anderer Gründlichkeit in Trümmer gelegt sind. Sie trieben ganze Völker von Haus und Hof und nun wandern Millionen ihrer Eigenen flüchtig von Westen nach Osten, von Osten nach Westen. Sie rannten wie Amokläufer in alle Himmelsrichtungen, um zu töten und immer wieder zu töten, und welche Wogen von nicht wieder gut zu machender Vernichtung sind unterdessen durch die Reihen ihrer eigenen Männer, Jünglinge und Knaben gegangen! Sie haben den Geistern gerufen und sie kamen. Und das Ende des Endes steht erst bevor. Eins ist sicher, daß es nachher, wenn der Spuk mit dem Hakenkreuz einmal vorbei sein wird, auch mit dem deutschen Adler aus sein wird.« (Karl Barth, Die Deutschen und wir (Vortrag, gehalten im Januar und Februar 1945), in: Eine Schweizer Stimme: 1938-1945, Zürich 1945, 345 (1945))
Haifisch-Rachen »Sieh, wie die Schöpfung Gottes voll ist vom Kampf ums Dasein seit dem ersten Tag. Wozu braucht der Tiger seine Zähne, der Haifisch seinen Rachen (...)? Was spielt sich ab da draußen beständig, bis hinunter zu den Kleinsten, zwischen den Starken und den Schwachen? Was sind die Leiden, die Verluste in den Kriegen der Menschen neben dem unsäglichen Meer von Entsetzen und Grausamkeit, von denen das Leben der Kreaturen Gottes erfüllt ist? (…)  Ja, die Schöpfung Gottes zeigt uns Leben und Kraft in Fülle, aber daneben zehnmal soviel von Untergang und Tod. Die Erdbeben und die Vulkanausbrüche, die Krankheitskeime« (Karl Barth, Predigt zu Röm 8,18-22, in: Predigten 1915 (GA I.27), 176).
Deutsche Rüstungsausgaben »Wir haben aber auch gesehen, daß Gott etwas ganz Anderes ist, als was die christlichen Kirchen, das sogenannte Christentum, aus ihm gemacht haben. Da haben sie sich nun überall Götter gemacht, die ihnen die Mordwaffen segnen oder die ihnen doch den Gebrauch dieser Waffen gütig erlauben sollen, Götter, die mit ihnen hassen und kämpfen sollen.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 2,1-12, in: Predigten 1914, GA I.5, 645)
Komödienstabler »Propaganda ist Schwarz-Weiß-Malerei als die besondere Kunst und das Meisterwerk der Ideologien: die systematische Herausstellung je ihrer eigenen Vortrefflichkeit und Brauchbarkeit auf dem Hintergrund des Nachweises der völligen Nichtswürdigkeit und Verderblichkeit ihrer jeweiligen Konkurrenten und Gegenspieler. (...) Man merke: die Wahrheit braucht und treibt keine Propaganda. Sie spricht, indem sie die Wahrheit ist, unmittelbar für sich selbst und gegen die Lüge. Propaganda ist das sichere Anzeichen, daß es sich, wo sie getrieben wird, nicht um die Wahrheit, sondern um eine Ideologie handelt, die sie nötig hat, deren Wesen sie entspricht und die keine Scham kennt, von ihr Gebrauch zu machen« (Karl Barth, in: Das christliche Leben 1959-1961 (GA II.7), 388)
König Mammon und der Tod »Es tut mir leid um dich, aber König Mammon will es so haben. Und der Andere muß schweigen und gehorchen, denn auch er kann nichts tun, als was Mammon will. Das ist Krieg mitten im Frieden, unzählige Gräber erzählen davon. Das ist der Grundsatz des Todes. Todesmächte sind die Krankheiten, die unsere Spitäler füllen. Viele Krankheiten müßten nicht sein, wenn wir sie nicht durch unsere Gewohnheiten und wiederum durch unsere selbstgeschaffenen Verhältnisse selber züchten würden. Anderen könnte wenigstens viel kräftiger gewehrt werden, wenn wir mehr Sinn hätten für das Leben.« (Karl Barth, Predigt zu 2. Tim 1,10, in: Predigten 1918 (GA I.37), 127)
Corona jagt Dr. No »Der Geist des neuen Lebens in der Gemeinschaft mit Jesus heißt: unbedingte Brüderlichkeit und Solidarität, uneingeschränkte Gerechtigkeit und Bereitwilligkeit unsern Mitmenschen gegenüber. Wenn die Sündenerkenntnis und die Glaubenskraft des Evangeliums schon schwer zu fassen sind, so ist es diese seine soziale Botschaft vielleicht noch mehr. Auch ernste Christen schütteln heute noch den Kopf, wenn es sich darum handelt, mit diesem ›Für euch!‹ ernst zu machen. (...) ›Für uns!‹, das wäre vielen die natürlichere Losung. Und doch sind wir so elend und ist unsre Welt so kümmerlich, solange wir dieser Losung folgen, solange wir wirklich ›für uns‹ leben.« (Karl Barth, Predigt zu 1. Kor 11,23-26, in: Predigten 1913 (GA I.8), 112f).
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