Ende eines Theaterstücks
»Ja, es war ein Ende, was da kam, das spürten wir alle: das Ende eines verlogenen, innerlich unmöglichen Friedens, das Ende eines Wohlbehagens, das sich stolz Kultur nannte und das doch auf eine ganze Hölle von Unwahrheit und Unrecht gebaut war. Das Ende eines Theaterstücks, europäische Zivilisation geheißen, das längst nur noch die Toren ernst genommen hatten. (...) Es kam eine Zeit, und sie ist noch nicht vorbei, die es mit furchtbarer Ehrlichkeit an den Tag gebracht hat, was der Mensch eigentlich ist. Es kam die Zeit, wo aus der ganzen schwindelhaften Hölle von Moral und Fortschritt und Idealen die Grundsätze: Jeder ist sich selbst der Nächste! (…) hervortraten als der rohe Sinn des Menschenlebens in einer Weise, daß auch der zuversichtlichste Bürger etwas merken mußte.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 7,24-27, in: Predigten 1915 (GA I.27), 304f)