Zweite Begegnung
Der neugewählte US-Präsident Donald Trump hat mit einer Tradition nicht gebrochen und den interreligiösen Gebetsgottesdienst besucht, der traditionell nach der Amtseinführung in der Washington National Cathedral stattfindet. Bei diesem Gottesdienst haben die religiösen Führungspersönlichkeiten des Landes die Gelegenheit, dem Präsidenten Botschaften mitzugeben.
Darunter war auch die Bischöfin der (anglikanischen) Episkopalkirche im Bistum Washington Mariann Budde. Sie hat die Gelegenheit genutzt, auf die Ängste vieler Menschen im Land vor den angekündigten Maßnahmen der neuen Regierung hinzuweisen. Und sie hat um Gnade gebeten. In der Kirche herrschte beklemmende Stille, weil alle die Botschaft hinter den Worten verstanden: Hier sitzt einer, der sich als Gesandter Gottes inszeniert, aber keine Gnade kennt.
Die ihm hingehaltene Bibel hat Donald Trump bei seiner zweiten Vereidigung nicht berührt. Anders damals am 1. Juni 2020 während seiner ersten Amtszeit. Da hat er als Reaktion auf die Black-Lives-Matter-Proteste ein Fotoshooting mit hochgehaltener Bibel vor der St. John’s Episcopal Church in Washington veranstaltet und dafür Demonstranten gewaltsam aus dem Weg räumen lassen. Aus der Kirche kam damals scharfe Kritik an diesem Missbrauch der Bibel von – genau: Mariann Edgar Budde.
Georg Rieger RefApp