Psalm
Psalmmelodien zum Mitsingen und -summen
„In einer hilflosen Vereinzelung und letzten Einsamkeit ringt ein Mensch um die Gewissheit der Gemeinschaft mit Gott. Gehöre ich zu Gott? Gibt Gott mir Antwort auf meinen Gehorsam und mein Vertrauen? Das ist die entscheidende Frage, die ungestüm durch den ganzen Psalm hindurchwogt. Die ganze sichtbare Welt ist ein einziger Widerspruch gegen den gerechten Gott. Doch der Psalmist stimmt nicht in den Chor der leichtfertigen Verächter ein (V. 11.15). Er nimmt Zuflucht zur Stätte der Gottesgegenwart (V. 28) - zum Heiligtum (V. 17). Hier wird ihm die alles umstürzende letzte Wahrheit Gottes enthüllt: die hochmütigen Gottesverächter fallen ins Verderben, ich aber gehöre zu meinem Gott; und auch wenn Leib und Seele verschmachten, bin ich aufs Tiefste mit Gott verbunden.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung des Psalms stammt von Matthias Jorissen und ist nur leicht überarbeitet worden. Sie wird selten gesungen, obwohl die Melodie nicht schwer zu singen und schön gestaltet ist. Der Psalm kann im Gottesdienst oder bei anderer Gelegenheit verwendet werden, wenn die Frage der „Gerechtigkeit Gottes“ angesprochen ist.
1. Ja, Israel hat dennoch Gott / zum Trost in aller seiner Not. / O, Gott ist gut den reinen Herzen, / ein Licht in Nacht, ein Trost in Schmerzen, / und doch war ich geglitten fast, / gestrauchelt unter meiner Last, / dass ich mich schon dem Falle nah / und meinen Glauben wanken sah.
2. Ich war empört und sah mit Neid / der Stolzen Pracht und Herrlichkeit, / die immerfort in Sünden leben / und immer höher sich erheben. / Nichts hemmet ihren freien Lauf, / selbst Gottes Wort hält sie nicht auf. / Sie tun, was ihnen dünket recht, / und ihre Kraft bleibt ungeschwächt.
3. Es spricht ihr Mund in hohem Ton, / als käm’s herab vom Himmelsthron. / Was ihre Zunge sagt auf Erden, / soll gelten und befolget werden. / Und selbst mein Volk, das Gott verehrt, / läuft ihnen nach und wird betört, / kehrt sich von Gott und sucht Genuss / in der Gottlosen Überfluss.
4. Wie groß ist der Versuchung Macht! / Fast hätt ich auch wie sie gedacht / und so verurteilt und betrübet, / die Gott als seine Kinder liebet. / So sann ich nach und suchte Licht, / ich suchte, aber fand es nicht, / der Zweifel warf mich hin und her, / das Rätsel blieb, es war zu schwer.
5. Doch als ins Heiligtum ich trat / und Gott im Licht und Klarheit bat, / da sah ich staunend, dass sich wendet / der Frevler Glück und plötzlich endet. / Denn ihre Herrlichkeit ist Schaum / und geht vorüber wie ein Traum. / Sind sie gleich Götzen, du, o Gott, / machst sie bald zu der Leute Spott.
6. HERR, nun häng ich an dir allein, / ja, ich will immer bei dir sein. / Du lässest meinen Fuß nie gleiten, / greifst meine Rechte, mich zu leiten, / nach deinem, nicht nach meinem Rat. / Du kommst und nimmst früh oder spat, / bin ich bewährt durch Kreuz und Leid, / mich auf in deine Herrlichkeit.
7. Wie gäb der ganze Himmel mir / Befriedigung, HERR, außer dir? / Kann ich durch alles Gut auf Erden / auch ohne dich gesättigt werden? / Verschmachtet Leib und Seel in mir, / so hab ich Speis und Trank an dir. / Gott, meines Herzens Trost und Teil, / du bist in Ewigkeit mein Heil.
8. Weh dem, der dir die Treue bricht! / Seht, er entgeht nicht dem Gericht, / der einst versprach, nur dir zu leben, / und hat den Götzen sich ergeben. / Gott nah zu bleiben allezeit / ist meine hohe Seligkeit. / Vertrau ich dir, so kann ich ruhn. / O HERR, einst preis ich all dein Tun! /
Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Aus der Erfahrung der huldvollen Zuwendung Gottes zu den Verfolgten und Angefochtenen erhebt sich der Lobpreis. Die Gedanken des ewig in der Höhe Thronenden sind durch das gnädige Eingreifen Gottes erkennbar geworden. Nicht eine ‚Vergeltungstheorie’ trägt der Psalmist vor. Sein Zeugnis wurzelt im Dank für die erlebte Errettung (Vers 11) und die Überwindung der Verfolger (Vers 12). So teilt der Sänger denn auch keine Gedanken mit, er bezeugt mit seiner Existenz und mit seinem Lied die Unfehlbarkeit des Waltens Gottes.“ (H.J. Kraus).
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen ist mit einer wunderbaren Melodie ausgestattet, deren fröhlicher Charakter den Psalm prägt. Er ist es wert, öfters gesungen zu werden. Psalm 92 ist in der liturgischen Tradition der Kirche dem Tag der Geburt Johannes des Täufers (24. Juni) zugeordnet. Er kann aber an jedem Sonntag gesungen werden.
1. Wie schön ist’s, Gott zu loben! Dein Name, Höchster, werd / an deinem Tag verehrt und feierlich erhoben! / Schön ist’s, des Morgens singen von deiner Gnad und Huld, / für Treue und Geduld dir abends Ehre bringen.
2. Das Rauschen froher Saiten muss mit dem Harfenklang / den hohen Lobgesang zu deinem Ruhm begleiten. / Freud muss mein Herz erheben vor deiner Werke Pracht. / Ehr will ich dir und Macht für deine Taten geben.
3. Wie groß sind deine Werke, wie tief dein weiser Rat! / Was deine Hand je tat, verkündet deine Stärke. / Wer hier nicht sieht und glaubet, weil Ehrfurcht von ihm wich, / der ist ein Tor, der sich der Freude selbst beraubet.
4. Wie ruhig kann ich stehen! Die Feinde rings umher, / sie sind doch bald nicht mehr. Dein Zorn lässt sie verwehen. / Doch mich wirst du erheben, mich segnet deine Hand / in meinem Amt und Stand, und gibt mir Kraft und Leben.
5. Die Frommen werden prangen grün wie der Palmenwald, / und wie die Zedern bald zu stolzer Höh gelangen. / Gepflanzt im Heiligtume, erfüllt von frischem Saft, / stehn sie in voller Kraft und wachsen Gott zum Ruhme.
6. Selbst in des Alters Tagen blühn sie in Dankbarkeit, / da sie, in Gott erfreut, noch reiche Früchte tragen. / Sie werden laut verkünden, mein Fels sei ewig treu, / und dass die Hilfe sei bei unserm Gott zu finden.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Psalm 103 bezeugt ein Ereignis. Gott hat einen Menschen aus der Sphäre des Todes ins Leben gebracht (V. 4). Heilung und Vergebung hat er geschenkt (V. 3). Die Stilform der Selbstermunterung, in der sich der Sänger die Heilstaten vergegenwärtigt und verkündigt, hat eine fortwirkende Kraft... In Israel (V. 7), im Bund (V. 18) waltet seit Moses Zeit ein gnädiger Gott. Psalm 103 wendet sich in hymnischer Verherrlichung ausschließlich diesem Gott, seinem Wesen und Wirken, zu. All sein Tun ist gekennzeichnet durch Barmherzigkeit und Huld. Seinem majestätischen und gnädigen Walten aber steht die Hinfälligkeit und Nichtigkeit alles menschlichen Lebens gegenüber. Umschlossen ist die tief im Wesen des Menschen liegende Hilfsbedürftigkeit von dem souveränen Vergeben und Erbarmen des himmlischen Königs, dem die Mächte der anderen Welt und alle Schöpfungswerke huldigen.“ (H.J. Kraus)
Die recht bekannte Bereimung von Matthias Jorissen ist mit drei Strophen von August Ebrard durchsetzt, der in Erlangen geboren wurde und dort Professor für Reformierte Theologie, gleichzeitig auch Pfarrer der französisch-reformierten Gemeinde Erlangen gewesen ist. Die Melodie ist sehr bekannt; auch der 90. Psalm wird nach ihr gesungen. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst Verwendung finden.
1. Lobsinge Gott, erwecke deine Kräfte, / mein Geist, sein Lob sei immer dein Geschäfte. / O bet ihn an, sein Nam ist Majestät. / Lobsing dem HERRN, erheb ihn, meine Seele! / Er sorget treu, dass dir kein Gutes fehle. / Vergiss den nicht, der dich durch Huld erhöht.
2. Preis ihn! Er ließ vor ihm dich Gnade finden, / und er vergibt dir alle deine Sünden. / Er ist dein Arzt, der deine Krankheit heilt. / Ja, er erlöst dein Leben vom Verderben, / krönt dich mit Huld als seines Reiches Erben, / da seine Hand dir Gnad um Gnad erteilt.
3. Preis ihn, der dich mit Speis die Füll erfreuet, / die Jugend dir im Alter noch erneuet! / Er gibt dir gleich dem Adler Kraft und Mut. / Er leitet, die Gewalt und Unrecht leiden, / vom Kummer zum Genusse großer Freuden. / Gott selber bleibt der Armen höchstes Gut.
4. Er schaffet allen Recht, die Unrecht leiden, / und hat geoffenbart seit alten Zeiten / sein herrlich Tun den Kindern Israel. / Er ist barmherzig und von großer Treue, / übt jeden Morgen Gnad und Güt aufs neue. / Sein Lieben bleibt, sein Zorn vergehet schnell.
5. Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden, / zerschlagnen Herzen lässt er Heil verkünden. / Er straft uns nicht in seiner großen Huld, / und züchtigt er, will er uns nur umsorgen. / So weit entfernt der Abend ist vom Morgen, / entfernet er von uns die Last der Schuld.
6. Wie sich erbarmt ein Vater seiner Kinder, / so voll von Huld erbarmt sich Gott der Sünder, / die hier gebeugt vor ihm um Gnade flehn. / Er weiß, dass er uns bildete aus Erde, / ist eingedenk, dass Staub zu Staube werde / und wir ohn ihn ohnmächtig untergehn.
7. Ist nicht der Mensch bei vieler Müh und Plagen / dem Grase gleich in seinen Lebenstagen? / Wie eine Blum des Feldes blühet er. / Es fährt darüber hin des Windes Wehen, / da ist die Blume nimmermehr zu sehen, / und ihre Stätte weiß nichts mehr von ihr.
8. Von Ewigkeit zu Ewigkeit soll währen / die Huld des HERRN für alle, die ihn ehren, / und seine Gnad auf Kindeskindern ruhn. / Sein ewig Heil wird über allen walten, / die seinen Bund, sein göttlich Zeugnis halten / und, was er will, von ganzem Herzen tun.
9. Lobt, lobt den HERRN, ihr seine lichten Heere! / Ihr dienet ihm, auch euch ist’s Ruhm und Ehre, / wenn ihr, wie’s ziemt, stets seinen Willen tut. / Lobsingt dem HERRN, ihr alle seine Werke, / so weit er herrscht, erhebet seine Stärke! / Und du, mein Geist, erheb dein höchstes Gut!
Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793, Str. 4, 5, 7 nach August Ebrard 185
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Beim Verständnis der wesentlichen Aussagen des Psalms wird man von Vers 12 ausgehen müssen. Der Psalmist ist bedroht; der Böse bedrängt und verfolgt ihn. In dieser Situation stellt der Psalmsänger die Lebensweise der Bösen und die Segensfülle der Gottesgegenwart bzw. Gottesgemeinschaft gegenüber. In Schilderungen, die von Klagemotiven getragen sind, wird die Existenz der Gottlosen dargestellt; in hymnischen Verherrlichungen wird die Heilsfülle der Stätte, an der Gott gegenwärtig ist, gepriesen. Größer als alles unheimliche und unheilvolle Treiben der Bösen ist Gottes welterfüllendes, huldvolles Wirken. Darum kann der Psalm auch mit Aussagen der Gewissheit schließen (Vers 3). Vom Ort der Gottesgegenwart geht die Macht eines huldvollen und gerechten Waltens aus. Zu diesem Ort kommen die Rechtlosen und Hilflosen. Sie finden hier die Fülle des Heils, die Quelle des Lebens und den Herrn aller Welt.“ (H.J. Kraus)
Von der schönen Bereimung von Matthias Jorissen ist in letzter Zeit nur die 2. und 3. Strophe gesungen worden; die 1. Strophe war sprachlich veraltet und daher missverständlich. Bei der Neuausgabe des Psalters wurde versucht, die 1. Strophe sprachlich etwas zu modernisieren. Vielleicht hat dies zur Folge, dass nun wieder der ganze Psalm gesungen werden kann. Seine Melodie ist sehr bekannt. Der schöne Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst Verwendung finden.
1. Der Böse redet stolz sich ein, / dass Gottesfurcht sei Wahn und Schein, / dass Gott darauf nicht achtet. / Dann rühmt er, dann gefällt er sich, / wenn er geheim und öffentlich / nach Freveltaten trachtet. / Sein Denken ist Vermessenheit, / sein Wort und Tat Gottlosigkeit, / und nimmer sinnt er Gutes. / Des Nachts erdenkt er seinen Plan, / schafft sich am Tage freie Bahn, / wirkt Unheil frohen Mutes.
2. HERR, deine Güt und Wahrheit steht, / so hoch und weit der Himmel geht, / dein Recht steht ohne Wanken. / Ist dein Gericht ein Abgrund mir, / so müssen Mensch und Vieh doch dir / für deine Hilfe danken. / Wie teur ist deine Güte! Du, / du gibst den Menschenkindern Ruh / in deiner Flügel Schatten, / wo du aus Freudenströmen tränkst, / die Güter deines Hauses schenkst / und hoch erquickst die Matten.
3. Bei dir fließt unser Lebensquell, / in deinem Lichte sehn wir hell, / wir können sonst nicht sehen. / Lass über deiner Kinder Schar / dein Recht und Gnade immerdar / als Schild und Sonne stehen. / Kein stolzer Fuß zertrete mich, / nie rühm die Hand des Frevlers sich, / dass sie mich stoß darnieder. / Die Bösen stürzt ihr böser Sinn, / seht, die Verbrecher sinken hin / und kehren nimmer wieder.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Die Hauptlinien dieses Dankliedes des Königs sind: Gott erhört von der Stätte seiner Gegenwart aus den Notschrei des Bedrängten; in die äußerste Tiefe beugt sich die höchste Himmelsmacht Gottes herab; aus dem Unterliegen hilft Gott nicht nur zum Sieg, sondern zur wunderbaren Erhöhung. In diesem Geschehen richtet sich das Augenmerk auf die Gestalt des Königs: er ist der Leidende. Schließlich ist darauf hinzuweisen, dass Ps 18 Spuren einer Benutzung durch die alttestamentliche Gemeinde erkennen lässt. Der schlichte Beter tritt später in die Sphäre königlicher Aussagen ein und stellt sich damit auf den Boden unverrückbarer Heilstatsachen, die in seiner Not als gültig aufgenommen werden.“ (H.J. Kraus).
Der Psalm ist für das EG neu bereimt worden. Dabei erfolgte eine Zusammenfassung des sehr wortreichen Psalms in sechs Strophen. Die bekannteste Stelle des Psalms: „mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (V. 30) ist in Str.4 aufgenommen. V. 2 des biblischen Psalms war die Vorlage für die erste Strophe von Lied 397.
1. HERR, meine Stärke, dich will ich erheben, / mein Fels, mein Hort, der Zuflucht mir gegeben. / Mein Schirmer und mein Schild warst du, o Gott, / bei dir fand Rettung ich in meiner Not. / Als hoch mein Haupt des Todes Flut bedecket, / die Ströme des Verderbens mich erschrecket, / in meiner Not schrie ich, o HERR, zu dir, / da hörtest du und wandtest dich zu mir.
2. Die Erde bebte und die Berge wankten, / erzitterten vor seinem Zorn und schwankten. / Ja, Rauch und Feuer gingen von ihm aus. / Mit Finsternis und großen Sturmes Braus / erschien der HERR, vor seinem Schelten flohen / die Fluten, die sein Schöpfungswerk bedrohen. / Aus tiefen Wassern zog mich seine Hand, / dass Rettung ich vor meinen Hassern fand.
3. Der HERR hat mir getan nach meinen Taten. / Ich wandelte den Weg, den er geraten. / Von meinem Gott fiel ich nicht treulos ab. / Sein heilig Recht ich stets vor Augen hab. / Du, HERR, beweist den Treuen deine Treue, / dass deine Huld die Lauteren erfreue. / Den Armen hilfst du. Hochmut stürzet schnell. / Du bist mein Licht, du machst mein Dunkel hell.
4. Mit dir kann ich der Feinde Schar bezwingen, / mit meinem Gott auch über Mauern springen. / Vollkommen ist sein Weg, sein Wort ist wahr. / Er ist ein Schild, schützt mich in der Gefahr. / Denn wer ist Gott, wenn nicht der HERR alleine? / Und welche Macht erhält so wie die seine? / Er gürtete mit Kraft mich allezeit. / Er führte mich zum Sieg in jedem Streit.
5. Er macht mich schnell und führt mich auf die Höhen. / Er machte mich geschickt und ließ mich sehen, / wie seine Huld auf weiten Raum mich stellt / und seine Kraft die Feinde niederfällt. / Sie konnten nicht vor meiner Hand bestehen. / Ich ließ wie Staub im Winde sie verwehen. / Dein Beistand hat Errettung mir gebracht / von ihrer Wut und großen Übermacht.
6. Du setztest mich zu vieler Völker König / und machtest mir die Fürsten untertänig, / hobst mich empor durch deine starke Hand. / Ich preise dich, bei dem ich Rettung fand. / Dich, HERR mein Heil, will ewiglich ich loben. / Dein Name sei für immer hoch erhoben. / Ja, Hilfe ward stets Davids Haus zuteil. / Durch deine Huld fand dein Gesalbter Heil.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Alfred Rauhaus 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
H.J. Kraus schreibt zu diesem Psalm: „Der Sänger ehrt in lobpreisenden Sätzen die großen Taten Gottes, des Königs. Er huldigt der Majestät des mächtigen und gnädigen Gottes. In den Aufrufen und Aufforderungen, die den Hymnus durchpulsen und bestimmen, werden über Zeit und Raum hinaus alle Geschöpfe in das Gotteslob hineingezogen. Gottes Herrschaft steht im Zeichen der Heilstreue und Huld, die sich zu den Bittenden und Gebeugten herabneigt.“
Psalm 145 ist in zwei Fassungen im Gesangbuch vertreten: die Bereimung von Matthias Jorissen mit der ursprünglichen Genfer Melodie ist heute kaum noch bekannt. Oft gesungen hingegen wird Psalm 145 B, die Bereimung von Friedrich August Köthe aus dem 19. Jahrhundert mit der schönen Melodie von Rolf Hallensleben, dem früheren Landeskirchenmusikwart unserer Kirche. Der Psalm gehört zum Sonntag, an dem das Fest der Heiligen Dreieinigkeit gefeiert wird. Er kann zum Eingang oder auch als Predigtlied Verwendung finden.
145 A
1. Mein König und mein Gott, mein höchstes Gut, / dich will ich hoch erhöhn mit frohem Mut. / Ich rühme deinen Namen allezeit, / von Tag zu Tag und bis in Ewigkeit. / Der HERR ist groß, und ihm gebühret Ehre, / ihn fasst kein Geist. Auf, gebt ihm Ruhm und Ehre! / Ihr Kinder, preiset seiner Hände Werke, / rühmt euren Kindern seine Macht und Stärke.
2. Je mehr ich dich, o Majestät, betracht, / je mehr ich mich verlier in deiner Pracht. / Wenn hier mein Auge deine Wunder sieht, / so bet ich an und singe dir mein Lied. / Auch will ich froh, HERR, deine Größ erheben, / wo alles dir will Macht und Ehre geben. / Die ganze Welt soll deine Güte loben, / dein heilig Recht werd überall erhoben.
3. Der Erdkreis stimm mit vollen Chören an / und rühme laut, was Gott an uns getan. / Denn gnädig und barmherzig ist der HERR, / geduldig und von großer Güt ist er. / Gott ist allein wohltätig, gütig allen, / sieht sein Geschöpf und trägt’s mit Wohlgefallen. / Es lebt und webt in seiner Huld und Stärke, / der HERR erbarmt sich aller seiner Werke.
4. Was du erschufst, rühmt, HERR, dich nah und fern, / dich preisen alle deine Heilgen gern / und singen laut von deines Reiches Pracht, / und ihr Gespräch ist deine hohe Macht. / Sie sehn in dir, was sie sonst nirgends finden, / drum brennt ihr Herz, den Menschen zu verkünden / die Herrlichkeit und Pracht in deinem Reiche, / dass keine Macht, HERR, deiner Allmacht gleiche.
5. Dein Reich ist aller Ewigkeiten Reich. / Wer wäre dir an ewger Herrschaft gleich? / Du richtest die Gebeugten wieder auf / und stärkest den, der fallen will, zum Lauf. / Auf dich sehn aller Augen, du gibst weise / zur rechten Zeit auch allen ihre Speise, / tust deine Hand wohltätig auf uns allen / und sättigst, was da lebt, mit Wohlgefallen.
6. Was er auch tut, stets bleibt der HERR sich treu, / und seine Huld ist alle Morgen neu. / Wer zu ihm schreit, dem ist er gnädig nah, / rufst du mit Ernst, gleich ist dein Helfer da. / Denn wer ihn liebt, wird fest und sicher stehen, / wer ihn vergisst, muss wie ein Hauch vergehen. / Mein Mund soll stets sein Lob mit Freuden singen, / mit allem, was da lebt, ihm Dank darbringen.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 9 gehört mit Psalm 10 zu einem Psalm zusammen. Es ist ein „Akrostichon“, ein Lied, dessen Versanfänge alphabetisch geordnet sind. Ein Mensch, der aus großer Not errettet wurde, erzählt den Mitmenschen die Ruhmestaten Gottes und preist ihn im Tempel zu Jerusalem. Er spricht aber nicht allein von seiner eigenen Erfahrung, sondern von der Macht Gottes über das weltweite Geschehen und über die Völker. Damit wird das Danklied lehrhaft ausgeweitet.
Der leicht singbare Psalm trägt eine besondere Bedeutung: er ist in der Reformationszeit von reformierten Christen gesungen worden, als sie mit dem Schinderkarren zum Scheiterhaufen gefahren wurden, um dort wegen ihres Glaubens verbrannt zu werden. In dieser äußersten Situation gewinnen die Worte des Psalms noch ein anderes Gewicht. Der Psalm kann jederzeit im Gottesdienst gesungen werden, wenn das dankbare Lob Gottes laut werden soll.
1. Von ganzem Herzen dank ich dir, / o HERR, wie gnädig warst du mir! / Ich will zum Trost bedrängter Seelen / die Wunder deiner Huld erzählen.
2. Du, mein Erlöser, sollst allein / mein Jubel, meine Ehre sein. / Dir, dir soll meine Harfe klingen, / froh will ich deinen Ruhm besingen.
3. Der HERR herrscht ewig, hoch erhöht / in seiner Macht und Majestät. / Sein Richterstuhl steht unerschüttert, / und alle Welt vor ihm erzittert.
4. Er richtet einst zu seiner Zeit / den Erdkreis in Gerechtigkeit. / Die Völker wird er recht regieren / und sie in seinen Frieden führen.
5. Der HERR wird eine Zuflucht sein, / des wird sich der Gerechte freun. / In Not wird Gott ihm Heil bereiten, / auf guten Wegen ihn geleiten.
6. Ja, dir vertrauet, wer dich kennt, / wer dich bei deinem Namen nennt, / du lässest nimmermehr verzagen, / die, HERR, nach deiner Gnade fragen.
7. Es lobe, wer auf Erden wohnt, / den König, der in Zion thront. / Auch bei den Völkern, ja, bei allen / soll seiner Taten Lob erschallen.
8. Die elend sind, vergisst er nicht, / gibt den Bedrängten Zuversicht; / er achtet auf ihr ängstlich Flehen, / lässt keinen trostlos von sich gehen.
9. Sieh, wie mein Feind mich drückt, mir droht. / Ach sei mir gnädig in der Not! / HERR, du kannst mich zu neuem Leben / im Tor des Todes noch erheben.
10. Dann tu ich laut mit Herz und Mund / dein Lob in Zions Mauern kund / und will mich in den frohen Reihen / mit den Erlösten ewig freuen! Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1547 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 45 ist ein Lied zur Hochzeit des Königs. Zu einer Zeit, als das Königtum in Jerusalem längst Vergangenheit war, wird er in die Bibel aufgenommen. Schon im Judentum wird die Aussage des Psalms auf die Gottesgemeinde als „Braut“ gedeutet. Die kirchliche Auslegung hat diese Interpretation übernommen. „Der Glanz aber, der über Ps 45 liegt, geht aus von der prophetisch geschauten Schönheit des ewigen Königtums, das alle Spuren der Vergänglichkeit, Verborgenheit und Entstellung abgestreift hat und nur noch Freude und Feier, Saitenspiel und vollkommenes Glück mit sich bringt“ (H.J. Kraus).
Die neue Bereimung von Detlev Block nimmt den Lobcharakter des Psalms auf und verwebt seine Aussage mit der Gewissheit der Zukunftsmacht und Herrlichkeit Gottes, die am Tag „Christi Himmelfahrt“ gefeiert wird. Der Psalm kann insbesondere im Gottesdienst am Himmelfahrtstag oder am Sonntag danach an jeder Stelle des Gottesdienstes gesungen werden. Wer die lange Melodie nicht einüben möchte, kann als Alternative diesen Psalm in der Bereimung von Detlev Block als Lesung verwenden.
1. Dir, meinem König, will ich Ehre bringen / und dir von Herzen schöne Lieder singen. / Du bist der Herrlichste vor aller Welt, / im Wort ein Meister, in der Tat ein Held. / Glückselig ist, wer deinem Glanz begegnet, / denn Gott hat dich für alle Zeit gesegnet. / Du liebst die Wahrheit und Gerechtigkeit / und führst für sie in Vollmacht Kampf und Streit.
2. Regiere über uns und alle Mächte, / zeig deine Güte, lehre deine Rechte! / Dein Thron steht ewig fest als Gottes Thron, / du, Göttlicher, bist sein gesalbter Sohn. / Dein Zepter sei willkommen uns und allen, / bis einst die Völker dir zu Füßen fallen. / Du bist die Zukunft und der Menschheit Ziel. / Dich rühme Lobgesang und Saitenspiel!
3. Der König ruft und trägt nach dir Verlangen. / Er will auch dich in seinem Reich empfangen. / Zieh an das golddurchwirkte Ehrenkleid, / nimm Schmuck und Freudenöl und sei bereit! / Denn die er liebt, die Armen und die Sünder, / die nimmt er an als freie Königskinder / und macht sie überschwänglich groß und reich. / Er liebt und ruft an seinen Thron auch euch.
4. Mein König, du erwählst durch die Geschlechter / dir immer neue Söhne, neue Töchter, / die du in deinem Reich zu Fürsten machst / und deren Weg du leitest und bewachst. / Für alle, die noch kommen und die kamen, / lobsing ich dankbar deinem hohen Namen. / Erzählen will ich bis auf Kindeskind, / dass deine Werke lauter Wunder sind.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Detlev Block 1990
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Im Kultus Israels wird dem im Heiligtum gegenwärtigen Gott mit Lob und Anbetung gehuldigt. Der jubelnde Hymnus gilt dem König der Welt (V. 3-6) und dem Hirten seines Volkes (V. 7a). Doch mitten in dem rauschenden Lobpreisen bricht die Stimme der prophetischen Mahnrede ein. Am Beispiel der Wüstengeneration wird demonstriert, dass Gott die Verstockten aus der Heilsfülle seiner Ruhe ausschließt (vgl. Hebr. 3,8ff; 4, 3ff).“ (H.J. Kraus).
Die bekannte Bereimung von Matthias Jorissen, von der noch vier Strophen im Gesangbuch verblieben sind, gibt dem Psalm eine angemessene Sprache. Am Sonntag Rogate („Betet!“) kann dieser Psalm an jeder Stelle im Gottesdienst gesungen werden. Seine Melodie ist weithin bekannt, weil sie dem Adventspsalm 24 entspricht.
1. Auf, singt dem HERRN, singt seinem Ruhm, / der seinem Volk und Eigentum / sich als ein Fels und Heiland zeiget! / Kommt vor sein Angesicht mit Dank / und einem jauchzenden Gesang, / da er sich huldreich zu uns neiget!
2. Der HERR ist hoch und groß an Kraft, / ein König, der die Kön’ge schafft / und in den Staub darnieder leget. / Seht seine Hand, sie hält und deckt / den Schatz, der tief im Abgrund steckt, / und was der Berge Gipfel träget.
3. Sein ist das Meer, sein ist das Land, / sie zeigen ihres Schöpfers Hand. / Seht, was wir sind, hat er gegeben. / Kommt, lasst zu unserm Gott uns ziehn, / vor ihm anbetend niederknien / und unsern Schöpfer hoch erheben!
4. Er, der uns schuf, ist unser Gott, / wir sind, weil er es so gebot, / sein Volk und Schafe seiner Weide. / Hört ihn, da er noch heute spricht: / »Verhärtet eure Herzen nicht!« / Ja, ihm gehorchen bringet Freude! /
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Lyon 1548 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
“Die Aussagen des Ps 63 kreisen um das Geheimnis und Wunder der Huld Gottes. Wie das dürre Land nach Regen lechzt, so verlangt der Beter nach der Begegnung mit der Macht und Majestät Gottes. Der Psalm ist erfüllt von Äußerungen des Dankes und des Vertrauens. Der Psalmsänger lebt von dem Sich - Halten, dem Kleben an Gott, und von dem Gehaltensein durch ihn (V. 9). Dieses Bekenntnis deutet an, dass es über allen vordergründigen Gütern und Gaben des Lebens eine einzige alles bestimmende und allein tragende Macht gibt: die Huld Gottes, durch die der Mensch erhoben wird, eine neue Wertbestimmung seiner Existenz zu erkennen. ‚Alles, was man im Leben haben und genießen kann, steht zurück hinter der Gnade’ (Bernhard Duhm). Diese tiefgründige Hochschätzung der Gottesgemeinschaft bildet die eigentliche Mitte des tiefen Psalms.” (H.J. Kraus)
Matthias Jorissen hat zu der schönen Melodie, die auch zu Psalm 108 Verwendung findet, einen bewegenden Text geschaffen. Durchgehend ist er in der Form der Anrede an Gott gehalten und erreicht in Strophe 5 eine große geistliche und menschliche Tiefe. Am Sonntag vor Rogate können wir von diesem Psalm lernen, was beten heißt.
1. O HERR, mein Gott, mein Heil bist du. / Dich such ich morgens in der Frühe, / mein Leben ist voll Angst und Mühe, / und außer dir ist nirgends Ruh. / Nach dir nur dürstet meine Seele / und sehnet sich mein Leib. Ich fand / an allen Orten dürres Land / und nirgends eine Lebensquelle.
2. Säh ich dich doch im Heiligtum / und fände bei dir satte Weide, / an deiner Macht und Ehre Freude / und wärst du doch mein Trost und Ruhm. / Denn köstlicher als dieses Leben, / o Gott, ist deine Güte mir, / drum sollen meine Lippen dir / auch noch im Tode Ehre geben.
3. Mein Leben ist dir ganz geweiht. / Ich heb empor bis an mein Ende / in deinem Namen meine Hände. / Dir geb ich Preis und Herrlichkeit. / Dein Lob mit meinen Lippen singen, / ist köstlicher als alles Gut, / erquickt mein Herz und macht mir Mut, / dir meinen Dank stets darzubringen.
4. Mit einem Herzen, voll von dir / leg ich mich nachts zur Ruhe nieder, / schlaf ein, und froh erwach ich wieder, / denn du bist immer noch bei mir. / Oft wollen meine Kräft ermatten, / doch du warst meine Kraft, mein Teil. / O HERR, mein Gott, du bist mein Heil, / ich ruh in deiner Flügel Schatten.
5. HERR, meine Seele hängt dir an, / denn außer dir find ich kein Leben. / Die ganze Welt kann mir nicht geben, / nur du gibst, was mir helfen kann. / Du wolltest meine Rechte fassen, / noch hält mich deine rechte Hand. / Ich habe mich zu dir gewandt, / ich kann und will von dir nicht lassen. Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman