Montag 12. August 2019
Die Geschichte der Gottesbilder - Alter Orient
Die Sonne: Echnaton
1 Du erscheinst schön / 2 im Lichtland des Himmels, / 3 du lebende Sonne, die leben zuweist! / 4 Du bist aufgegangen im östlichen Lichtland, / 5 du hast jedes Land erfüllt mit deiner Schönheit. / / 6 Du bist schön, gewaltig und funkelnd, / 7 du bist hoch über jedem Land. / 8 Deine Strahlen, sie umfassen die Länder bis an das Ende der ganzen Schöpfung, / 9 als Re dringst du an ihre Grenzen / 10 und unterwirfst sie deinem geliebten Sohn. / 11 Du bist fern, aber deine Strahlen sind auf Erden, / 12 du bist in ihrem Angesicht, aber man kann deinen Gang nicht erkennen. / / 13 Gehst du unter im westlichen Lichtland, / 14 ist die Erde in Finsternis, / 15 in der Verfassung des Todes. / 16 Die Schläfer schlafen in der Kammer, verhüllt sind ihre Köpfe, / 17 kein Auge sieht das andere. / 18 Ihre Habe wird ihnen unter den Köpfen weggestohlen, und sie merken es nicht. / 19 Jedes Raubtier ist aus seiner Höhle herausgekommen, / 20 alles Gewürm sticht. / 21 Die Finsternis ist ein Grab, / 22 die Erde liegt in Schweigen: / 23 Ihr Schöpfer ist untergegangen in seinem Lichtland. / / 24 Am Morgen bist du aufgegangen im Lichtland / 25 und bist strahlend als Sonne des Tages. / 26 Du vertreibst die Finsternis, du gibst deine Strahlen, / 27 die beiden Länder sind täglich im Fest. / 28 Was auf Füssen steht, erwacht: Du hast sie aufgerichtet, / 29 sie reinigen ihre Körper und ziehen Leinengewänder an; / 30 ihre Arme sind in Lobgebärden bei deinem Erscheinen, / 31 das ganze Land tut seine Arbeit. / / 32 Alles Vieh befriedigt sich an seinen Kräutern, / 33 Bäume und Pflanzen wachsen. / 34 Die Vögel fliegen auf aus ihren Nestern, / 35 ihre Flügel in Lobgebärden für deinen Ka. / 36 Alles Wild tanzt auf seinen Füssen, / 37 alles, was auffliegt und sich niederlässt, / 38 sie leben, wenn du für sie aufgehst. / 39 Die Schiffe fahren stromab / 40 und stromauf in gleicher Weise. / 41 Jeder Weg ist geöffnet durch dein Erscheinen. / 42 Die Fische im Fluss / 43 hüpfen vor deinem Angesicht; / 44 deine Strahlen sind im Innern des Ozeans. / / 45 Der den Samen sich entwickeln lässt in den Frauen, / 46 der Wasser zu Menschen macht; / 47 der den Sohn am Leben erhält im Leib seiner Mutter / 48 und ihn beruhigt, indem er seine Tränen stillt; / 49 Amme im Mutterleib, / 50 der Luft gibt, um alles zu beleben, was er geschaffen hat. / 51 Wenn er herabkommt aus dem Leib, / 52 um zu atmen an Tag seiner Geburt, / 53 dann öffnest du seinen Mund zum Sprechen und sorgst für seinen Bedarf. / / 54 Wenn das Küken im Ei / 55 redet in der Schale, / 56 dann gibst du ihm Luft darinnen, um es zu beleben; / 57 du hast ihm seine Frist gesetzt, / 58 um sie zu zerbrechen im Ei: / 59 es kommt heraus aus dem Ei, / 60 um zu sprechen zu seiner Frist; / 61 es läuft auf seinen Füssen, wenn es aus ihm herauskommt. / / 62 Wie viel ist, was du geschaffen hast, / 63 indem es dem Angesicht verborgen ist! / 64 Du einer Gott, dessengleichen es nicht gibt! / 65 Du hast die Erde erschaffen nach deinem Herzen, der du allein warst, / 66 mit Menschen, Herden und jeglichem Wild, / 67 allem, was auf Erden ist und auf seinen Füssen läuft, / 68 allem, was in der Luft ist und mit seinen Flügeln auffliegt. / 69 Die Fremdländer von Syrien und Nubien / 70 und das Land Ägypten: / 71 Du stellst jedermann an seinen Platz und schaffst ihren Bedarf, / 72 jeder Einzelne hat zu essen, seine Lebenszeit ist festgesetzt. / 73 Die Zungen sind verschieden im Sprechen, / 74 ihre Eigenschaften desgleichen; / 75 ihre Hautfarbe ist unterscheiden, denn du unterscheidest die Fremdländer. / / 76 Du machst den Nil in der Unterwelt / 77 und bringst ihn herauf nach deinem Belieben, / 78 und die Menschheit am Leben zu erhalten, wie du sie erschaffen hast: / 79 du bist ihrer aller Herr, der sich abmüht mit ihnen. / 80 Du Herr eines jeden Landes, der aufgeht für sie, / 81 du Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit! / 82 Alle fernen Länder, du schaffst ihren Lebensunterhalt: / 83 Du hast einen Nil an den Himmel gesetzt, dass er herabsteige zu ihnen, / 84 er schlägt Wellen auf den Bergen wie der Ozean, / 85 ihre Äcker sind trunken in ihren Ortschaften. / 86 Wie wirkungsvoll sind deine Pläne, du Herr der unendlichen Zeit! / 87 Der Nil am Himmel, du gibst ihn den Fremdvölkern / 88 und den Wildtieren eines jeden Berglandes, die auf ihren Füssen laufen. / 89 Der eigentliche Nil, er kommt / 90 aus der Unterwelt nach Ägypten. / / 91 Deine Strahlen säugen alle Wesen; / 92 wenn du aufgehst, leben sie und wachsen um deinetwillen. / 93 Du erschaffst die Jahreszeiten, um sich entwickeln zu lassen, was alles du schaffst, / 94 den Winter, sie zu kühlen, / 95 die Hitze, damit sie dich spüren. / 96 Du hast den Himmel fern gemacht, um an ihm aufzugehen, / 97 um alles zu sehen, was du erschaffst, indem du allein bist. / 98 Du bist aufgegangen in deiner Verkörperung als lebende Sonne, / 99 du bist erschienen und strahlend, / 100 du bist fern und nah zugleich. / / 101 Du schaffst Millionen Verkörperungen aus dir, dem Einen, / 102 Städte und Dörfer, / 103 Äcker, Wege und Fluss. / 104 Alle Augen sehen dich ihnen gegenüber, / 105 indem du als Sonne des Tages über der Erde bist. tvz
Ägypten: Der grosse Sonnengesang von Amarna
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