Er gewinnt's schließlich
»Es kam mir alles einen Moment lang wie eine Komödie vor, dann aber wußte ich wieder, wie es steht: das Leben dieser guten Leute ist wie auch das unsrige ein kurzes, seltsames und törichtes Versteckspiel vor Gott, aber der große Trost ist: Er gewinnts schließlich.« (Karl Barth, Brief an E.Thurneysen vom 7.1.1916, in: GA V.3, 123)
Tor
»Oder woher kommt es denn, daß ein vorsichtiger und umsichtiger Mann drohenden Gefahren zu entgehen weiß, ein Tor aber in seiner Unbesonnenheit zu Grunde geht, woher kommt es, wenn nicht daher, daß auch Dummheit und Klugheit Instrumente der göttlichen Weltordnung sind im einen oder im andern Sinn? Gott wollte, daß uns die Zukunft dunkel sei, damit wir den Dingen entgegengingen, als wären sie noch zweifelhaft.« (Karl Barth, Gott lenkt und der Mensch soll denken! Aus Calvins Institutio (1559), 1911, in: GA III.22, 264)
Ende eines Theaterstücks
»Ja, es war ein Ende, was da kam, das spürten wir alle: das Ende eines verlogenen, innerlich unmöglichen Friedens, das Ende eines Wohlbehagens, das sich stolz Kultur nannte und das doch auf eine ganze Hölle von Unwahrheit und Unrecht gebaut war. Das Ende eines Theaterstücks, europäische Zivilisation geheißen, das längst nur noch die Toren ernst genommen hatten. (...) Es kam eine Zeit, und sie ist noch nicht vorbei, die es mit furchtbarer Ehrlichkeit an den Tag gebracht hat, was der Mensch eigentlich ist. Es kam die Zeit, wo aus der ganzen schwindelhaften Hölle von Moral und Fortschritt und Idealen die Grundsätze: Jeder ist sich selbst der Nächste! (…) hervortraten als der rohe Sinn des Menschenlebens in einer Weise, daß auch der zuversichtlichste Bürger etwas merken mußte.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 7,24-27, in: Predigten 1915 (GA I.27), 304f)
Weihnachtsbotschaft
»Es soll nur keiner von uns so grämlich und verstockt sein, bei seinem Weihnachtsbaum (...) nicht ernstlich auch dies zu bedenken, daß Gott zweifellos auch für die Nazis ist. Auch für die Dummen und Feigen, auch für die alten und jungen Spießbürger, deren ahnungslose Bösartigkeit uns heute so viel Mühe macht, die wir rütteln und schütteln möchten, damit sie aus dem Schlaf aufwachen, bevor es zu spät ist? Es geht nicht anders: die Weihnachtsbotschaft sagt es nun einmal, daß Gott auch für sie ist. Je mehr sie (...) es nötig haben, um so mehr! Was das bedeutet, daß Gott gegen alle Teufeleien, gegen alle Tyrannei und Anarchie, gegen allen Nihilismus ist, das versteht man doch gründlich erst dann, wenn man versteht, daß er für den Menschen, für alle, für jeden Menschen und darum gegen alle Teufeleien ist, die wir Menschen einander bereiten, die wir Menschen voneinander zu erleiden haben. Und wenn wir (...) alles tun sollen, um diesen Bestien Abbruch zu tun, so versteht man doch auch das erst dann gründlich, wenn man die letzte Antwort, die Freudenbotschaft der Weihnacht versteht: daß auch wir dabei im Grunde für den Menschen, für alle Menschen, für jeden Menschen sein dürfen.« (Karl Barth, Die letzte Frage und Antwort (1938), in: GA I.26, 417f)
Es könnte für immer sein
»Es gibt Menschen, die uns geradezu verderblich sind. Da handelt es sich nicht bloß um Irrwege, die wir früher oder später wieder verlassen können, sondern da handelt es sich um unser Schicksal, wenn wir uns ihnen anvertrauen. Besonders junge Menschen sollten sich vorsehen vor der furchtbaren Gefahr, daß Einer kommt und ihnen Gift in die Seele träufelt. Es könnte für immer sein.« (Karl Barth, Predigt zu Joh 2,23-25, in: Predigten 1913 (GA I.8), 47f)
Alte Tante SPD
»Aber immerhin – ich habe über der deutschen Sozialdemokratie noch eine prophetische Wolke schweben gesehen, die sich dann merklich entfernt hat, und am Ende des [1. Welt-]Krieges ist die dann gänzlich bei den Spartakus-Leuten und der damaligen Linken stehengeblieben und hat sich dann noch weiter nach links verzogen. Und nun könnte ich ja nur sagen: Es ist nicht schlechterdings unmöglich, daß die SPD sich in einer künftigen Situation vielleicht von ihrer Krankheit [erholt], unter der sie auch in der Schweiz leidet« (Karl Barth, Gespräch 1963, in: Gespräche 1963 (GA IV.41), 81).
Klima-Leugner
»Versäumt der Mensch seine Verantwortung diesem [Schöpfer]Gott gegenüber, so kann er durch keine Berufung auf seine geschöpfliche Geringfügigkeit und Ohnmacht entlastet und entschuldigt sein.« (Karl Barth, KD III/3, 235)
Hüter der Freiheit
»Anders steht nun die Sache, wo Volksbehörden eingesetzt sind, um die Willkür der Könige zu mäßigen (...). Wo das also so ist, da verbiete ich diesen Männern nicht etwa, der wilden Ungebundenheit der Könige pflichtgemäß entgegenzutreten, nein, ich behaupte geradezu: wenn sie Königen, die maßlos wüten und das niedrige Volk quälen, durch die Finger sehen, so ist solch ihr absichtliches übersehen immerhin nicht frei von schändlicher Treulosigkeit; denn sie verraten ja in schnödem Betrug die Freiheit des Volkes, zu deren Hütern sie, wie sie wohl wissen, durch Gottes Anordnung eingesetzt sind!« (Calvin, Institutio IV, 20,31).
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