Provokation

Herausforderung

Absurdes und Nachdenkenswertes aus den sozialen Medien kommentiert von Georg Rieger

SOS Mediterranée

»Wir tun, als ob wir uns gewöhnen könnten an diesen Zustand unseres Lebens und unserer Weltordnung. Wir tun, als ob man doch auch in diesem Zustand ganz behaglich, fröhlich, frei und fromm sein könnte. Wir leisten uns lärmende, überschäumende Freudenstunden, als ob sie nicht ein Hohn wären auf unser gewöhnliches, freudloses Leben. Wir umgeben unser Staats- und Kulturleben mit einem Glanz und einer Wichtigkeit, als ob wir tatsächlich ein freies, glückliches Volk wären. Wir bauen Kirchen und Anstalten und geben Almosen aus dem Geld, an dem Blut und Tränen und Seufzer kleben. (...) Ja, das können wir, soweit bringen wir's! Man kann ja auch auf einem untergehenden Schiff noch Musik machen und tanzen, man kann!« (Karl Barth, Predigt zu 1 Joh 1,6, 1916)

Erdrutsch

»Ich weiß wohl, dass der Satan, der ja in vielen Dingen Gott nachahmt, um in solcher trügerischen Ähn­lichkeit (mit Gott) um so leichter in die Herzen der Einfältigen einzudringen, auch jene gottlosen Irrtümer, mit denen er arme Menschen täuschte, zuweilen listig in kunstloser und fast barbarischer Sprache ausgestreut (...) hat, um unter solcher Maske seine Betrügereien zu ver­stecken. Aber wie eitel und abscheulich solches Streben ist, das spürt jeder einiger­maßen verständige Mensch.« (Calvin, Institutio I, 8, 2 (1559))  

Weltfrieden

"Die Völker haben die Regierungen, die sie verdienen, und bekommen von ihnen zurück, was sie selber sind und wollen. Und nun scheint es mir nicht so sicher, dass die Völker – und dazu gehören auch du und ich, lieber Hörer! - wirklich den Frieden und nicht den Krieg wollen: so ernsthaft nämlich, dass auch die Regierungen es merken und sich danach richten müssten." (Karl Barth, Was sollen wir denn tun?, 1952)  

Herrenlose Gewalten

»Wir betrachten (...) sorgenvoll unsere durch so viele obdachlose Autos immer mehr eingeengten Gassen und Wege, betrachten auch die oft langsam genug sich fortbewegenden abendlichen ›Verkehrsschlangen‹ auf den Aus- und Einfallsstraßen unserer Städte – und fragen uns schüchtern: ob nicht der zunehmende Verkehr selbst (...) endlich und zuletzt zum gewaltigsten Verkehrshindernis werden könnte und wie es in dieser Hinsicht in vielleicht nicht zu ferner Zeit auch in der Luft aussehen und zugehen möchte? Und wie könnten wir es unterlassen, die täglich erscheinenden Listen der sogenannten ›Verkehrsunfälle‹ und ihrer Opfer zu betrachten, deren Zahlen in ihrer Gesamtheit da und dort (1960 in Europa 65.000 ›Verkehrstote‹) die Verlustlisten des Krieges erreicht und schon überschritten haben? [Wir] (...) betrachten übrigens nebenbei auch die Verwüstung der Landschaft durch die Ackergrund, Weideboden und ganze Dörfer rücksichtslos durchschneidenden Autostraßen – und fragen: ob die dem motorisierten Menschen erlaubte Schnelligkeit mit ihrem weithin offenkundig lebensfeindlichen Charakter nicht doch sehr teuer erkauft sein möchte?« (Karl Barth, Die herrenlosen Gewalten, GA II.7, S. 395, 1959-1961)

Dieselgate

»Was verbietet Gott im achten Gebot? Gott verbietet nicht nur Diebstahl und Raub, die nach staatlichem Recht bestraft werden. Er nennt Diebstahl auch alle Schliche und betrügerischen Handlungen, womit wir versuchen, unseres Nächsten Gut an uns zu bringen, sei es mit Gewalt oder einem Schein des Rechts: mit falschem Gewicht und Maß, mit schlechter Ware, gefälschtem Geld und Wucher, oder mit irgendeinem Mittel, das von Gott verboten ist. Er verbietet auch allen und alle Verschwendung seiner Gaben.« (Heidelberger Katechismus, Frage 110)

Politiker

»Wenn die Menschen jemand ihr Vertrauen schenken, dann erwarten sie von ihm (...) große Taten in Worten und Werken. Wenn das Reich Gottes verkündigt wird, dann möchten sie sehen, wie nun irgend etwas angestellt oder doch angefangen wird zur Bekämpfung bestimmter Ungerechtigkeiten, Übelstände und Heucheleien. (…) Und darum hat man auch nicht Jesus allein, sondern den Knecht Gottes zu allen Zeiten mit Güte und Gewalt dazu treiben wollen, Politiker zu werden oder Reformator oder Vereinspräsident oder Sittenverbesserer« (Karl Barth, Predigt zu Jes 53,7-9, 1915)

Schwarze Liste

»Eine der auffallendsten Eigentümlichkeiten dieser Zensur ist die, daß sie keine sein will, daß sie sich sogar die bloße öffentliche Feststellung ihrer Tätigkeit und erst recht eine öffentliche Kritik ihrer Maßnahmen verbittet, daß unser Volk offenbar im Glauben gehalten werden soll, daß es dieses Fallbeil über dem, was es öffentlich zu lesen und zu hören bekommt, gar nicht gebe.« (Karl Barth 1941) 

Weltordnung

»Wir tun, als ob wir uns gewöhnen könnten an diesen Zustand unseres Lebens und unserer Weltordnung. Wir tun, als ob man doch auch in diesem Zustand ganz behaglich, fröhlich, frei und fromm sein könnte. Wir leisten uns lärmende, überschäumende Freudenstunden, als ob sie nicht ein Hohn wären auf unser gewöhnliches, freudloses Leben. Wir umgeben unser Staats- und Kulturleben mit einem Glanz und einer Wichtigkeit, als ob wir tatsächlich ein freies, glückliches Volk wären. Wir bauen Kirchen und Anstalten und geben Almosen aus dem Geld, an dem Blut und Tränen und Seufzer kleben. (...) Ja, das können wir, soweit bringen wir's! Man kann ja auch auf einem untergehenden Schiff noch Musik machen und tanzen, man kann!« (Karl Barth, Predigt zu 1 Joh 1,6, 1916)

Monopoogle

"Genauso ziehen auch die Monopolisten nach und nach alles an sich, und wird ihnen das Wasser nicht abgegraben, so werdet auch ihr mit euren Untertanen ihr Eigentum." (Zwingli, Wer Ursache zum Aufruhr gibt, 1524)

Bundeshörpublik

»›Rechtsstaat‹, ›Menschenwürde‹, ›Gedankenfreiheit‹, ›Post- und Telefongeheimnis‹, Möglichkeit eines aufrichtigen Wortes vor Unbekannten – du liebe Zeit, wo ist das Alles hingekommen?« (Karl Barth an E.Hessel, 29. Mai 1933) 

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