Provokation

Herausforderung

Absurdes und Nachdenkenswertes aus den sozialen Medien kommentiert von Georg Rieger

Weltklima-Ratlosigkeit

»Wenn wir in die Menschenwelt hineinsehen, o, da[nn sehen wir] immer nur Adam und Eva, die vom Paradies ausgeschlossen werden (...). Da sehen wir das Schicksal regieren und den Teufel, da sehen wir in den Abgrund hinein. Wenn wir in den Spiegel und in die Zeitung gucken und wollen dann überhaupt noch an Gott denken, dann muß uns Gott ganz schrecklich vorkommen. Finster und böse steht er da im Hintergrund, gleichsam an die Wand gedrückt von all der Gottlosigkeit. Eine dunkle Erinnerung sagt uns, daß diese unsere ganze Welt etwas ganz Anderes ist als das, was Gott will, daß Gott eigentlich nichts Anderes im Sinn haben kann als die Zerschmetterung dieses ganzen Wesens. Und zu der Last, die wir ohnehin haben mit unserem bösen Gewissen, mit unserem Erdenleid, (...) gesellt sich als doppelte Last die Gewißheit, daß Gott, wenn er ist, gegen uns sein muß.« (Karl Barth, Predigt zu Jes 44,21-23, in: Predigten 1916 (GA I.29), 381f) 

Wortpatronen

»Könnten nicht auch wir irrewerden bei diesem jammervollen Schauspiel, irre an Gott, (...) irre daran, ob wirklich die Liebe das Größte und Stärkste ist in der Welt? Sind nicht die bösen ›Engel, Fürstentümer und Gewalten‹ viel, viel größer und stärker? Ist nicht alles Göttliche und Gute bloß ein heuchlerischer Vorwand, den diese bösen Kräfte brauchen, um die Menschen um so sicherer und um so gewaltiger in den Unfrieden, in den Tod, in die Hölle hineinzutreiben? Eine Waffe, die ihnen der Teufel in die Hand drückt und die sie nun eben gebrauchen, wie sie ihre Geschütze und Gewehre und ihre spitzen Worte gebrauchen?« (Karl Barth, Predigt zu Röm 8,38-39, in: Predigten 1914 (GA I.5), 530). 

Englisches Hunderennen

»Denn das heißt verstoßen sein in ein Labyrinth ohne Ausgang, verurteilt sein zu einer Sisyphusarbeit ohne Hoffnung, zu einem jagenden Gejagtsein im Kreis herum – wohl vergleichbar jenem Wettspiel, in welchem man in England Hunde hinter einem mechanisch in Bewegung gesetzten Hasen, den sie nie erwischen werden, herrennen läßt. Nur daß es hier um keinen Hund und um kein Wettspiel, sondern um den Menschen, das Geschöpf, dem Gott sich verbündet hat, und um sein einziges Leben geht, und daß der Mensch selber hier zugleich der Verfolgte und der Verfolger, der Genarrte und der sich selbst zum Narren Haltende ist.« (Karl Barth, KD IV/1 (1953), 517) 

Worüber die Engel im Himmel weinen

»Du folgst deiner Laune, du überlässest dich deinem Trieb (…), ein wüster Gedanke erfüllt und beherrscht dich eine Stunde, einen ganzen Tag, ein giftiges Wort fliegt aus deinem Munde, ein hässiger Brief wird geschrieben (...) – du kannst es! Du rechtfertigst dich: ich konnte nicht anders, andere tun es auch, es hat jedes seine Fehler, wir sind allzumal Sünder – du kannst auch so schwatzen und dich zudecken. Aber das sollst du wissen, daß du zwischen Gott und dem Teufel nicht mehr neutral bist, sondern mit dem Teufel zusammen bist du gegen Gott in Kriegszustand getreten, mit dem Teufel hast du Nein gesagt. Mit deinen Gedanken, deinem Wort, deiner verborgenen Tat hast du der Macht geholfen, die das Leben vergiftet, die Welt verwüstet, der Macht, die den Krieg erfunden hat und alles Üble, worüber die Menschen und die Engel im Himmel weinen müssen.« (Karl Barth, Predigt zu 1. Joh 3,3-9, in: Predigten 1916 (GA I.29), 281f)

Weltraumkommando

»Mir wurde gesagt, daß der Preis für eine Reise zum Mond und zurück, einschließlich eines acht- bis zehntägigen Aufenthaltes dort, ungefähr 13 Milliarden Dollar kosten würde. Die Kosten für ein Gefängnis sind rund 10,000 Dollar pro Insasse. Für die Kosten eines solchen Mondfluges könnte ein Gefängnis gebaut werden, um zweimal die gesamte Bevölkerung Amerikas hinter Gitter zu bringen.« (Karl Barth, Pressekonferenz in New York (1.5.1962), in: Gespräche 1959-1962 (GA IV.25), 287) 

Merkwürdige Konstellationen

»Kurzum, es müssen merkwürdige himmlische Konstellationen sein, unter denen sich Mitteleuropa wieder einmal befindet. Ob wohl gerade Vollmond ist und also besondere Wirksamkeit der Sonnenprotuberanzen? Jedenfalls keine lustige noch liebliche Welt. Aber wir wollen uns nicht vergelstern [=einschüchtern] lassen.« (Karl Barth, Brief an Charlotte von Kirschbaum am 26.9.1933, in: GA V.45, 341f) 

Seawatch 3

»Das Himmelreich läßt sich nicht aufhalten, sein Weg kann wohl für eine Weile durchkreuzt, aber nicht auf die Länge gesperrt werden. Seine lebendigen Wasser können durch das Gerede und Getue der Unverständigen und Boshaften wohl eine Weile gestaut werden, nachher brechen sie nur umso mächtiger durch. Laß sie nur reden und urteilen über dich, allerhand planen und vornehmen gegen dich! Das (...) kann dich in ernste, schwierige Lagen bringen. Das Himmelreich kann nur stärker werden und wachsen, je mehr man dich plagt.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 10,17-20, in: Predigten 1916 (GA I.29), 131).

dann ist eben Schluss

»Wenn einmal eine von diesen vielen Atom-Bomben und Wasserstoffbomben, die jetzt in der Welt herumliegen, losgeht – und wir sind alle nicht gesichert davor, daß einmal plötzlich durch irgendeinen Narren, der auf den falschen Hebel drückt, eine losgeht –, dann ist eben Schluß. Und nun also damit spielen oder das noch in Rechnung ziehen als Kriegsinstrument, das ist Unsinn.« (Karl Barth, in: Gespräch 1963, GA IV.41, 72)

Dumm aus der Wäsche

»Die Dummheit ist genial darin, alles zur Unzeit zu meinen, alles den unrichtigen Leuten zu sagen, alles in verkehrter Richtung zu tun, keine Möglichkeit misszuverstehen und missverständlich zu sein, vorübergehen zu lassen, das Einfache, das Notwendige, das eben jetzt Geforderte regelmäßig zu unterlassen, um dafür mit sicherem Instinkt das Komplizierte, das Überflüssige, das eben jetzt nur Störende und Aufhaltende zu wählen, zu wollen und zu tun.« (Karl Barth, KD IV/2, 465) 

Kostenpflichtiges Allwissen

»Ja, Gott sieht und hört das in uns, was wir selbst nicht sehen und hören, und was Gott sieht und hört, das ist, das ist Wahrheit, mehr Wahrheit als alles Andere, was sonst leider wahr ist.« (Karl Barth, Predigt zu Mt 18,21-35, in: Predigten 1919 (GA I.39), 387)
 

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