Psalm
Psalmmelodien zum Mitsingen und -summen
„Ps 146 ist durchstrahlt vom Glück des Menschen, der bei Gott Hilfe und Heil gefunden hat. Das Gotteslob erfüllt sein Leben. Der Schöpfer und Heiland wird gepriesen. Der ‚König’ in seiner Macht und Gnade wird geehrt. Zugleich aber wird mit Nachdruck vor dem Vertrauen auf ohnmächtige, hilflose Machthaber dieser Welt gewarnt.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung von Matthias Jorissen ist leicht zu singen. Dabei sollten die Str. 5-7 nicht übersehen werden, die zeigen, für wen das Herz des Gottes Israels schlägt. Der Psalm kann, auch in einer Auswahl einzelner Strophen, zur Predigt hinführen oder ihren Inhalt aufnehmen.
1. Halleluja! Gott zu loben / bleibe meiner Seele Freud. / Ewig sei mein Gott erhoben, / meine Harfe ihm geweiht. / Ja, solang ich leb und bin, / dank, anbet und preis ich ihn.
2. Setzt auf Fürsten kein Vertrauen, / Fürstenheil steht nimmer fest. / Wollt ihr auf den Menschen bauen, / dessen Geist ihn bald verlässt? / Seht, er fällt, des Todes Raub, / und sein Anschlag in den Staub.
3. Heil dem, der im Erdenleben / Jakobs Gott zur Hilfe hat, / der sich dem hat ganz ergeben, / dessen Nam ist Rat und Tat! / Hofft er von dem HERRN sein Heil, / seht, Gott selber wird sein Teil.
4. Er, der Himmel, Meer und Erde / mit all ihrer Füll und Pracht / durch sein schaffendes: Es werde! / hat aus nichts hervorgebracht, / er, der Herrscher aller Welt, / ist’s, der Treu und Glauben hält.
5. Er, der HERR, ist’s, der den Armen, / Unterdrückten Recht verschafft, / gibt mit mächtigem Erbarmen / Hungernden stets Brot und Kraft, / und von Zwang und Tyrannei / macht er die Gefangnen frei.
6. Er, der HERR, ist’s, der den Blinden / liebreich schenket das Gesicht. / Sehet, die Gebeugten finden / bei ihm Stärke, Trost und Licht. / Seht, wie Gott, der alles gibt, / treulich die Gerechten liebt.
7. Er ist’s, der den Fremdling schützet / und die Witwe schirmt im Land, / der die Waisen unterstützet, / ja, sie führt an seiner Hand. / Die ihm ruchlos widerstehn, / lässt er in die Irre gehn.
8. Er ist Gott und Herr und König, / er regieret ewiglich. / Zion, sei ihm untertänig, / freu mit deinen Kindern dich! / Sieh, dein HERR und Gott ist da, / Halleluja, er ist nah!
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793 / Satz: Claude Goudimel 1565 (Ganzton höher)
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Preis der Gottesfurcht“ ist der Psalm in der Bibel überschrieben. „Es wird im Psalm einem Menschen, dessen Leben vom Leiden gezeichnet ist, die Heilsfülle Gottes zugesprochen. Der Gerechte hat eine große Zukunft – das ist das Hauptthema des 112. Psalms. Und wenn diese Zukunft auch im Alten Testament in irdischen und diesseitigen Versprechungen geschildert wird, so spiegelt sich doch darin die Fülle Gottes, die in die Leiblichkeit hinein Segnungen ausschüttet.“ (H.J. Kraus).
Jürgen Henkys hat den Psalm neu bereimt und in der Form des Lobpreises nachgesprochen, welche Segensverheißungen er enthält. Die dorische Melodie ist eher spröde, lohnt aber das Kennen lernen. Der Psalm kann auch gut als Lesetext verwendet werden.
Wenn im Predigttext eines Sonntags die Liebe Gottes zu uns und die Nächstenliebe angesprochen werden, kann die Bereimung von Jürgen Henkys Konkretionen der Nächstenliebe erbringen, die über den üblichen Rahmen hinausgehen. Die Verwendung des Psalms im Gottesdienst wird unseren Horizont erweitern.
1. Preist Gott in Versen und Gedichten! / Wohl allen, die sich nach ihm richten, / die sich, wenn er gebietet, freuen, / statt seinen guten Weg zu scheuen. / Der HERR trägt ihnen Glück entgegen, / und ihren Kindern blüht der Segen.
2. Sie werden Heim und Nahrung haben, / mit vielen Gästen sich zu laben. / Wer wird sie schänden, wer vertreiben? / Gerechtigkeit muss ewig bleiben. / Hell dringt ein Licht in ihre Nächte: / der Wahre, Gütige, Gerechte.
3. Glücklich, die leihen und nicht fragen, / ob ihre Gelder Zinsen tragen, / und denen Recht in ihren Dingen / mehr gilt als sicheres Gelingen. / Am graden Sinn und Tun gemessen / bleibt der Gerechte unvergessen.
4. Er fürchtet keine schlimme Kunde, / sein Herz lebt auf an Gottes Munde. / Wo Angst und Missgunst um sich greifen, / muss er sich nicht auf Macht versteifen. / Er traut dem HERRN und wird es sehen, / dass die Bedränger untergehen.
5. In Not weiß er sich zu erbarmen. / Er sät und erntet für die Armen / und wird doch groß und bleibt in Ehren, / trotz allen, die es ihm verwehren. / Niemand darf ihm den Weg vertreten. / Preist Gott in allen Alphabeten!
Melodie: Genf 1562 / Text: Jürgen Henkys 1993
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Charakteristisch für die hymnische Botschaft des 147. Psalms ist die innige Wechselbeziehung zwischen Gottes Heilswirken und Schöpfungswalten. Im dritten Teil des Hymnus wird als die bestimmende Macht dieses Wirkens und Waltens das Gotteswort genannt. In diesem Teil wird auch deutlich, dass Israel ein einzigartiges Privileg unter allen Völkern empfangen hat und empfängt. Mit der Kundgabe des Rechts- und Herrschaftswortes hat das erwählte Volk den Gott kennen und erkennen gelernt, der mit seinem Wort die Natur beherrscht und alle Kreatur trägt und erhält. Zugleich aber hat Israel faktisch in seinem Geschichts- und Naturbereich die großen Segenszuwendungen Gottes erfahren dürfen: die Sammlung und Erneuerung des zersprengten Volkes, den Wiederaufbau der Gottesstadt, die Hilfeleistung für die Rechtlosen und Frieden (Schalom) in Stadt und Land. Gottes Heilswirken ist schöpferisch, neuschaffend. Sein schöpferisches Walten ist heilvoll. Diese Wechselbeziehung bestimmt das Zeugnis des 147. Psalms.“ (H.J. Kraus)
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen nimmt die Aussagen des Psalms in voller Breite auf. Gottes Heilszuwendung wie auch die Segnungen, die in der Schöpfung begegnen, werden beschrieben. Die Melodie ist schön und leicht zu lernen. Der Psalm kann im Gottesdienst gesungen werden, wenn entsprechend seinem Charakter Gott für sein Walten gelobt werden soll.
1. Preis sei dem HERRN! Ihm Lob zu singen, / Anbetung unserm Gott zu bringen, / ist köstlich, lieblich, schön, erquicket, / da er in Huld herniederblicket. / Er lässt uns seine Größe schauen, / er kommt, Jerusalem zu bauen, / und die in der Verbannung waren, / die bringt er heim nach siebzig Jahren.
2. Gott heilet die zerbrochnen Herzen, / und stillt barmherzig ihre Schmerzen. / Er macht durch unsre tiefsten Leiden / uns fähig für die höchsten Freuden. / Er rief den Sternen, und sie kamen, / er zählt und nannte sie mit Namen, / weist jedem seinen Ort zu stehen / und seine eigne Bahn zu gehen.
3. Ja, unser HERR ist groß und prächtig, / er schuf und er gebietet mächtig. / Nur sein Verstand kennt seine Stärke, / umfasset alle seine Werke. / Er tröstet, stärket die Gebückten / und hebt empor die Unterdrückten, / vergilt den Unterdrückern wieder / und stößt sie in den Staub danieder.
4. Singt, singt dem HERRN, ihr Wechselchöre, / tönt, Harfen, unserm Gott zur Ehre, / der uns mit seiner Güt erfüllet. / Seht, wenn er sich in Wolken hüllet, / bereitet er uns seinen Segen / und gibt der Erde milden Regen. / Da stehet Feld und Wald erquicket / und Berg und Tal mit Gras geschmücket.
5. Singt ihm, der, was er schuf, auch liebet / und jedem Tier sein Futter gibet. / Er schaut, ob wir auch Mangel haben, / und hört das Rufen junger Raben. / Der HERR bedarf nicht deiner Werke, / nicht Menschenkraft, nicht Rosses Stärke. / Erfreuen wir uns an dem allen, / Gott hat daran kein Wohlgefallen.
6. Der HERR hat an uns Wohlgefallen, / die hier auf seinen Wegen wallen. / Er will mit Lust auf alle schauen, / die fest auf seine Güte trauen. / Dein HERR ist gütig, mächtig, weise, / Jerusalem, bet an und preise, / komm, Zion, deinen Gott zu loben, / sein Ruhm werd ewig hoch erhoben.
7. Er ist’s, der dich vom Feind erlöste, / macht deiner Tore Riegel feste, / der deine Kinder drinnen segnet, / dir huldreich rings umher begegnet, / der deinen Grenzen schaffet Friede, / der nie wird seines Wohltuns müde, / der dir den besten Segen gibet / und täglich zeigt, dass er dich liebet.
8. Sendt er sein Wort herab auf Erden, / wie schnell muss es vollzogen werden! / Er ruft den Winter, seht ihn eilen, / uns seine Gaben mitzuteilen. / Er bringt den Schnee wie Flocken Wolle, / dass er die Erde wärmen solle. / Er ist’s, der unser Aug erfreuet, / wenn er den Reif wie Asche streuet.
9. Er gibt sein Wort, Gesetz und Rechte / nur, Israel, dir, seinem Knechte. / Zu dieser Ehr und Gottes Freuden / erhob er noch kein Volk der Heiden. / Er ließ sie alle irre gehen, / doch Jakob wollt er hoch erhöhen. / Anbetung, Lob sag seinem Namen, / du Gottesvolk, sag Amen, Amen.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Psalm 113 entfaltet hymnisch eine Botschaft, wie sie z.B. in Jesaja 57, 15 im Alten Testament vorliegt. Gottes Erhabenheit und Macht erweist sich in seinem Erbarmen und in der wunderbaren Erhöhung erniedrigter und geschmähter Menschen. Sein Blick in die Tiefe wird zur hilfreichen Tat. Er beugt sich herab zu den Hilflosen und Armen. Als eine besondere Schande galt in der alten Welt die Unfruchtbarkeit. Im letzten Vers des Psalms wird der wunderbar helfende Gott gelobt, der der Unfruchtbaren ‚Wohnung’ gibt. D.h., er gibt ihr eine bleibende Ehe und schenkt ihr Söhne. So wird in V. 5-9 das Wunder des helfenden und erhöhenden Eingreifens Gottes in die Tiefe der Welt bezeugt und im Lobpreis geehrt.
Die schöne Bereimung von Matthias Jorissen, die auch heute noch sprachlich überzeugen kann, ist mit einer leicht singbaren, sehr schönen Melodie versehen. Sie kann zeilenweise im Wechsel gesungen werden. Der Psalm eignet sich besonders als Lied zum Eingang des Gottesdienstes.
1. Singt Halleluja, singt dem HERRN! / Anbeter Gottes, lobt ihn gern. / Lasst seines Namens Ruhm verbreiten! / Es werde Ruhm und Dank und Macht / dem Unvergleichlichen gebracht / in Ewigkeit der Ewigkeiten.
2. Die Sonn erweck den Lobgesang / vom Aufgang bis zum Niedergang, / ihn, ihn, den Herrlichen zu loben, / denn seine Kraft und Herrlichkeit / ist über alle Völker weit / und alle Himmel hoch erhoben.
3. Wo ist ein Reich wie Gottes Reich? / Und wer ist unserm Gotte gleich? / Wer wohnt wie er in lichter Höhe? / Wer übersieht des Himmels Heer? / Wer schaut hinab ins tiefste Meer? / Wer, der auf Erden alles sehe?
4. Er ist’s, der Armen hilft in Not, / Bedrängte rettet aus dem Tod, / dass jedermann sein Lob vermehre. / Er macht sie oft in seinem Reich / den Fürsten seines Volkes gleich / an Weisheit, Schätzen, Macht und Ehre.
Melodie: Straßburg-Genf 1542 / Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Aus dem Klage- und Bittlied der Gemeinde hebt sich das hymnische Mittelstück klar heraus (V. 12-17). Der Gott Israels ist ‚König’ und Weltschöpfer. Unbegrenzt ist die Macht dessen, der die Urmächte überwunden hat und der alles Leben der Schöpfung in seiner Hand hält. Mitten im tiefen Leid der Gottesverlassenheit und Verwerfung (V. 1) hält die Gemeinde an den schöpferischen Heilstaten Gottes fest. In der Klage aber werden die Nöte in einigen Bildern vor Gott ausgebreitet. Die Bitten kreisen dabei immer nur um einen Hauptgedanken: die Ehre Gottes, der Name Gottes ist durch das Zerstörungswerk der Feinde und durch den Unglauben des Volkes angetastet und geschmäht worden. So hat das Psalmgebet nur eine einzige Erwartung, dass Gott seine Ehre wiederherstellen möge.“ (H.J. Kraus)
Von der alten Bereimung durch Matthias Jorissen blieb allein die 7. Strophe erhalten. Im übrigen wurde der Psalm 1990 neu bereimt. Die Melodie ist sehr bekannt; sie entspricht dem 116 Psalm. Der Psalm kann an jeder Stelle im Gottesdienst gesungen werden.
1. Warum, o Gott, willst du in Ewigkeit / dein Volk verstoßen, deiner Schafe Herde / durch deinen Zorn vertilgen von der Erde? / Warum verwirfst du uns für alle Zeit?
2. Gedenke doch, wie du seit Urzeit schon / dein Volk erlöst, dein Erbteil dir erkoren, / wie Treue du und Huld ihm zugeschworen / und Zion wähltest, deiner Gnade Thron.
3. Erhebe dich, Schau das Zerstören an. / Sieh, wie der Feind dein Heiligtum verwüstet. / Hör, wie er sich mit Stolz und Hochmut brüstet / und rühmt, was seines Armes Macht getan.
4. Wir gehn einher in tiefer Finsternis. / Dein Wort ist fern, die Weisung bleibt verborgen / und kein Prophet verkündet uns den Morgen. / Im Dunkel wandeln wir und ungewiss.
5. Ach Gott, wie lange soll der Feind dich schmähn? / Wie lange soll der Widersacher toben? / Wann endlich zeigst du deine Macht von oben / und lässt uns deiner Rechten Stärke sehn?
6. Von alters her bist König du allein, / vollbringst die Taten deines Heils auf Erden. / Selbst Meereswut muss stille vor dir werden, / der Tiefe Macht dir unterworfen sein.
7. Dein ist der Tag, dein ist die Nacht dazu, / du rufst dem Licht und lässt die Sonne glänzen, / du stellest fest der Erde weite Grenzen, / den Sommer wie den Winter machest du.
8. Du bist ein Gott, der Bund und Treue hält. / Gewalttat reckt ihr Haupt in allen Landen. / Führ deine Unterdrückten aus den Banden / und schaffe Recht den Armen in der Welt!
9. Wie lange währt’s, wann kommst du zum Gericht? / Auf, führe deinen Streit, o Gott der Götter! / Sei unser Helfer, sei du unser Retter, / sei unser Heil. O HERR, vergiss uns nicht.
Melodie: Genf 1562 / Text: Str. 1-6, 8, 9: Alfred Rauhaus 1990, Str. 7: Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Gott hat einen Menschen aus der Sphäre des Todes gerissen und ihm das Leben wiedergeschenkt. Von diesem Ereignis kommt der Dank her. Nur Gottes Geben ermöglicht das Zeugnis derer, die seine Hilfe erfahren haben. So wendet sich das Lied als Botschaft an die große Gemeinde und ruft sie auf, die Wirklichkeit Gottes zu erkennen und ihm zu vertrauen.“ (H.J. Kraus)
Psalm 40 ist im Reimpsalter mit einer neuen Bereimung von Maria Bützler vertreten - einer der wenigen Psalmen, die von einer Frau bereimt wurden. Die Angaben über Maria Bützler im Verzeichnis der Dichter und Komponisten (Seite 414) sind recht knapp: „Geboren 1912 in Köln, Lehrerin an einer deutschen Schule in Florenz, gestorben 1986 in Köln-Neubrück.“ Sie hat ihr Leben lang die Psalmen gesungen, geliebt und in Worte gefasst. Der Psalm eignet sich nicht nur zum Singen, sondern auch zum Vortrag als Lesung im Gottesdienst.
1. Allzeit hab ich gehofft auf meinen Gott. / Er hat sich mir in Huld geneigt / und mir Barmherzigkeit erzeigt. / Der große Gott half mir aus tiefer Not. / Er hörte meine Bitte, / er lenkte meine Schritte, / lehrt mich ein neues Lied. / Selig, wer Gott vertraut / und immer auf ihn schaut, / die Bösen aber flieht.
2. Groß sind die Wunder, die du hast vollbracht, / und nichts kommt deinem Ratschluss gleich. / Du bist an Gnad und Weisheit reich. / Niemand rühmt würdig deine große Macht. / Du willst nicht Opfergaben, / nicht eitle Spenden haben: / Du öffnest mir mein Ohr! / Dein Wort trag ich in mir, / treu will ich folgen dir, / zu dir schau ich empor.
3. Preisen will ich des HERRN Gerechtigkeit. / Ich tu sie allen Menschen kund, / und laut verkünden soll mein Mund, / Gott, deine Güte und Barmherzigkeit. / Stets deine Hilfe sende, / dich niemals von mir wende, / HERR, schütze mich allzeit! / Leit mich in deiner Gnad, / ihr mich auf sicherm Pfad, / du HERR der Herrlichkeit.
4. Leiden umgeben mich jetzt ohne Zahl. / Nun rächen meine Sünden sich, / und ihre Menge ängstigt mich, / mein Herz verzagt ob dieser großen Qual. / HERR, lös der Sünde Banden, / mach alle Feind zuschanden, / du meine Zuversicht! / Ewiger Herr und Gott, / du Retter aus der Not, / ach, komm und säume nicht!
Melodie: Genf 1551 / Text: Maria Bützler 1973
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„Der in der Israel-Gemeinde gegenwärtige und die Gottesstadt schützende ‚große König’ bewahrt an dem zentralen Weltort die Schöpfung vor dem Einbruch des Chaos, das in Gestalt von Völkerstürmen entfesselt wird. Seine Gerichte verbürgen das Heil der Welt. Die Freude über diese universale Schutz- und Heilsmacht ist in Psalm 48 nicht eschatologisch (zukünftig), sondern kultisch gegenwärtig. Die Letztwirklichkeit der Welt ist dem anbetenden Glauben gleichnishaft in der vollen Diesseitigkeit anschaubar.“ (H.J. Kraus)
Die angemessene Bereimung von Matthias Jorissen ist in der Neuausgabe des Psalters auf vier Strophen konzentriert worden. Die Melodie eignet sich wie manch andere zum wechselseitigen Singen: so können z.B. Männer und Frauen im zeilenweisen Wechsel diesen Psalm singen. Damit kann eine alte, in unseren Gemeinden früher weithin üblich und beliebte Weise des gemeinsamen Gesangs wieder aufgenommen werden. Sie erlaubt es, mehrere Strophen hintereinander zu singen, ohne dass der einzelne „aus der Puste gerät“. Der Psalm kann zum Eingang oder als Predigtlied gesungen werden.
1. Der HERR ist groß und hoch gerühmt, / man bet ihn an, wie sich’s geziemt. / Seht unsers Gottes Stadt erhöhet, / wie hoch sein heilger Berg da stehet. / Zion ist sein Eigentum, / ein erhabner Ort, der Ruhm / und des Landes Freud und Wonne, / ja, der ganzen Erde Sonne, / da hier unser König thronet, / seit der HERR bei Menschen wohnet.
2. In den Palästen zeigt sich Gott / als eine feste Burg in Not. / Man sieht das Volk ganz ruhig sitzen, / ihr König selber wird sie schützen. / Könige mit stolzem Zug, / Heere mit dem schnellsten Flug / wollten unsre Stadt verderben, / Beute sich und Ruhm erwerben. / Ruhig sahen wir sie ziehen, / stehen, staunen, zagen, fliehen.
3. Angst überfiel der Feinde Heer. / Sie zitterten, erschraken sehr. / Dein Wort ließ einen Sturmwind wehen / und ihre Flotte untergehen. / Da wir dann mit Augen sahn, / was man uns schon kundgetan: / Feindes Macht und Wut und Schelten / ist ein Nichts dem Herrn der Welten. / Es besteht trotz alles Spottes / diese Wohnung unsers Gottes.
4. Vernehmt es, Kind und Kindeskind, / wie groß die Taten Gottes sind, / die er dem Land und Volk bewiesen. / Nur er allein werd hoch gepriesen. / Seht, wie herrlich groß ist Gott! / Und der Gott ist unser Gott, / der für uns sein Heil bereitet, / der von Jugend auf uns leitet, / über Tod und Grab regieret / und uns zur Vollendung führet.
Melodie: Genf 1562 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
Der „große Dankpsalm“ Psalm 107 ruft verschiedene Gruppen auf, für erfahrene Lebensbewahrung zu danken: Karawanenreisende (V. 4-9), ehemalige Gefangene (V. 10-16), Genesene (V. 17-22) und Seefahrer (V. 23-32). Ein Kehrvers beschließt jeweils die Schilderung der überstandenen Not und fordert auf zum Dank. Am Ende ist ein hymnisches Lehrgedicht angefügt worden. „Bis in die fernsten Bereiche hinein erweist sich der Gott Israels als Helfer der Seinen.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung des Psalms ist eine Mischung von Strophen, die Matthias Jorissen verfaßt hat, und neuen Bereimungen, wo die Bereimung Jorissens heute nicht mehr verwendbar erschien. Die Melodie des Psalms wirkt zunächst spröde, ist aber gut singbar. Der Psalm kann immer dann gesungen werden, wenn der Dank gegen Gott in Erinnerung gerufen werden soll. In manchen Gemeinden, z.B. in Emden, wurde Psalm 107 in früheren Zeiten gesungen, bevor die Heringslogger zum Fang ausfuhren.
1. Dankt, dankt dem HERRN und ehret, / rühmt seine Freundlichkeit, / denn seine Güte währet / jetzt und in Ewigkeit. / So sing, du Volk des HERRN, / das er vom Feind erlöste. / Im Leid blieb er nicht fern, / er kam, dass er dich tröste.
2. Die durch die Wüsten irrten, / wo sich kein Weg mehr fand, / die Durst und Hunger spürten / im ungebahnten Land / und schrien zu ihrem Gott: / »HERR, hilf uns, wir vergehen!«, / die ließ er in der Not / sein Wunderwirken sehen.
3. So sättigt er die Armen, / die Durst und Hunger drückt. / Er ist’s, der mit Erbarmen / die matte Seel erquickt, / der Brot die Fülle gibt, / der kann und will gern geben. / Weil er das Leben liebt, / schenkt er den Toten Leben.
4. Er führt in Dunkelheiten / sein Volk auf sicherm Pfad. / Er will sie selber leiten / zur lang gesuchten Stadt. / Lass sie mit Lobgesang / hoch seine Güt erheben, / vor aller Welt ihm Dank / für seine Wunder geben!
5. Sie, die in Fesseln saßen, / wo Todesschatten naht, / weil sie den HERRN vergaßen, / verwarfen seinen Rat, / erfuhren in der Not, / dass Elend folgt auf Sünden / und dass in Not und Tod / kein Helfer sei zu finden.
6. Doch wenn zu ihm sie flehten: / »Ach, HERR, erbarme dich!«, / dann hörte er ihr Beten, / und er erbarmte sich. / Aus tiefer Dunkelheit, / aus Angst und Finsternissen / hat sie ihr Gott befreit / und aller Not entrissen.
7. Will Gott in Freiheit führen, / er nur zum Kerker spricht, / dann springen auf die Türen, / der schwerste Riegel bricht. / Lasst euren Lobgesang / hoch seine Güt erheben, / vor aller Welt ihm Dank / für seine Wunder geben.
8. Die erst in Stolz und Sünden / ihr Leben hingebracht / und dann mit Schmerzen finden, / wie elend Sünde macht, / sie ekelt nun der Wein, / den sie mit Freuden tranken, / da sie, gebeugt von Pein, / zur Todespforte wanken.
9. Der HERR vernimmt ihr Schreien: / »Erbarme dich, o Gott! / Nur du kannst Schuld verzeihen. / Errette uns vom Tod!« / Er sendet aus sein Wort, / lässt sie vom Tod genesen. / Selbst aus der Hölle Ort / kann seine Macht erlösen.
10. Wer bringt, erlöst von Leiden, / nicht gern sein Opfer dar, / verkündet nicht mit Freuden / den, der sein Retter war? / Lasst sie mit Lobgesang / hoch seine Güt erheben, / vor aller Welt ihm Dank / für seine Wunder geben.
11. Die auf das Meer sich wagen, / die große Wasserflut, / Gefahr und Not ertragen, / zu mehren Hab und Gut, / sie schauen Gottes Macht / und seine Wunderwerke. / Der Abgrund und die Nacht / bezeugen seine Stärke.
12. Er spricht zu seinen Stürmen, / gleich sind sie da und wehn, / dass sich die Wogen türmen / und wolkenhoch erhöhn. / Das Schiff steigt himmelwärts, / sinkt in den Abgrund nieder. / So sinkt in Angst ihr Herz, / doch hebt es sich nicht wieder.
13. Der HERR erhört ihr Weinen, / er ist ja gut und treu, / und ehe sie es meinen, / ist alle Not vorbei. / Wenn er den Wind bedroht, / sind Meer und Wogen stille. / Denn über Sturm und Tod / gebietet, HERR, dein Wille.
14. Gerettet Volk, erscheine / vor Gott im Heiligtum; / preis ihn in der Gemeine, / bring ihm vor Fürsten Ruhm! / Lass deinen Lobgesang / hoch seinen Ruhm erheben, / vor aller Welt ihm Dank / für seine Wunder geben!
15. Willst du die Weisheit ehren, / so steh bedachtsam still / und sieh, was Gott dich lehren, / wie er dich bilden will! / Gib du verständig acht / auf ihn in seinen Werken, / dann wird die Güt und Macht / in deinem Gott dich stärken.
Melodie: 1543 / Genf 1551 / Text: Str. 1, 3-5, 7, 10, 12, 14, 15: nach Matthias Jorissen 1793, Str. 2, 6, 8, 9, 11, 13: Alfred Rauhaus 1992
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Chormusik zum Genfer Psalter, Domkantorei Berlin
„Psalm 139 ist das Zeugnis eines Menschen, der vor dem Richter aller Welt steht. Er weiß sich bis in den Grund seiner Seele durchschaut, kann nicht fliehen und ist vom Augenblick seiner Geburt an von Gottes Blicken begleitet. Ein hohes Wissen um die Allgegenwart Gottes tritt in dem doxologischen (rühmenden) Bekenntnis hervor. Doch bergen die Bekenntnisse im Grunde auch innige Vertrauenserklärungen. Der Verleumdete weiß um sein Recht, das bei Gott aufgehoben ist. Er vertraut sich dem Gott an, der ihm hilft. Darum durchpulsen Dank und Vertrauen die teilweise unerhört scharfen Erkenntnisse über das Richtamt Gottes.“ (H.J. Kraus)
Der größte Teil der Bereimung von Psalm 139 stammt von Matthias Jorissen und gibt den Psalm angemessen wieder. Die Melodie gehört zu den bekannteren Psalmmelodien; auch Psalm 30 und Psalm 76 werden nach ihr gesungen. Dieser nachdenkliche Psalm kann im Gottesdienst immer dann Verwendung finden, wenn das Geheimnis der gnädigen Gegenwart Gottes bei uns zum Thema werden soll.
1. Du, HERR, mein Gott, erforschest mich, / du kennst mich ganz, was trüget dich? / Ich sitz und stehe auf vor dir, / du schaust bis auf den Grund in mir. / Eh die Gedanken noch entstehen, / hast du sie schon von fern gesehen.
2. Ich gehe oder leg mich hin, / du, HERR, bist um mich, wo ich bin, / du missest meine Wege ab, / du siehst es, was ich bin und hab, / hast meine Worte schon vernommen, / bevor sie auf die Zunge kommen.
3. Wohin ich schaue, seh ich dich, / denn rings umher umgibst du mich, / und über mir ist deine Hand. / Wie wunderbar ist dein Verstand! / Ich kann ihn nimmermehr erreichen / und finde nichts, ihm zu vergleichen.
4. Wie könnt ich deinem Geist entfliehn? / Wo deinem Anblick mich entziehn? / Du bist an allen Orten nah. / Führ ich gen Himmel, bist du da, / wollt ich mich in den Abgrund legen, / so trittst du mir auch dort entgegen.
5. Wenn mir die lichte Morgenröt / auch ihre schnellen Flügel böt, / und flog ich gleich dem Wind daher, / ruht ich an dem entfernten Meer, / so würde deine Hand mich führen / und deine Rechte mich regieren.
6. Spräch ich: Mich decke doch gewiss / die Hülle dichter Finsternis, / so wär die Nacht rings um mich Licht, / denn Dunkel schützt vor dir mich nicht. / Nacht ist wie Tag, und Strahlen müssen / dir leuchten aus den Finsternissen.
7. Denn mich hat deine Schöpfermacht / geheimnisvoll hervorgebracht. / Dein Auge sah mich, eh ich war, / als du mich machtest wunderbar / und mich dein bildend Wort: Es werde! / schuf in dem dunklen Schoß der Erde.
8. Ja, HERR, noch ungeboren war / ich deinen Augen offenbar. / Mein Lebensweg und jeder Tag, / der noch in ferner Zukunft lag, / war längst schon in dein Buch geschrieben, / und nichts ist dir verhüllt geblieben.
9. Ich halte mich von allen fern, / die dich verleugnen, ihren HERRN. / Du, Gott, du bist der Menschen Freund, / wer dich nicht ehrt, der wird mein Feind. / Wie könnt ich lieben, die dich hassen, / die Frevler, die dich, HERR, verlassen?
10. Erforsch, ergründe meinen Sinn, / prüf und erkenne, was ich bin, / und was bewegt des Herzens Grund, / was du nur weißt, HERR, mach’s mir kund. / Sieh, ob ich geh auf argem Stege / und leite mich auf ewgem Wege.
Melodie: Genf 1551 / Text: Str. 1 bis 8 nach Matthias Jorissen 1793, Str. 10 nach Petrus Georg Bartels, 1832-1907
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman
„In einer hilflosen Vereinzelung und letzten Einsamkeit ringt ein Mensch um die Gewissheit der Gemeinschaft mit Gott. Gehöre ich zu Gott? Gibt Gott mir Antwort auf meinen Gehorsam und mein Vertrauen? Das ist die entscheidende Frage, die ungestüm durch den ganzen Psalm hindurchwogt. Die ganze sichtbare Welt ist ein einziger Widerspruch gegen den gerechten Gott. Doch der Psalmist stimmt nicht in den Chor der leichtfertigen Verächter ein (V. 11.15). Er nimmt Zuflucht zur Stätte der Gottesgegenwart (V. 28) - zum Heiligtum (V. 17). Hier wird ihm die alles umstürzende letzte Wahrheit Gottes enthüllt: die hochmütigen Gottesverächter fallen ins Verderben, ich aber gehöre zu meinem Gott; und auch wenn Leib und Seele verschmachten, bin ich aufs Tiefste mit Gott verbunden.“ (H.J. Kraus)
Die Bereimung des Psalms stammt von Matthias Jorissen und ist nur leicht überarbeitet worden. Sie wird selten gesungen, obwohl die Melodie nicht schwer zu singen und schön gestaltet ist. Der Psalm kann im Gottesdienst oder bei anderer Gelegenheit verwendet werden, wenn die Frage der „Gerechtigkeit Gottes“ angesprochen ist.
1. Ja, Israel hat dennoch Gott / zum Trost in aller seiner Not. / O, Gott ist gut den reinen Herzen, / ein Licht in Nacht, ein Trost in Schmerzen, / und doch war ich geglitten fast, / gestrauchelt unter meiner Last, / dass ich mich schon dem Falle nah / und meinen Glauben wanken sah.
2. Ich war empört und sah mit Neid / der Stolzen Pracht und Herrlichkeit, / die immerfort in Sünden leben / und immer höher sich erheben. / Nichts hemmet ihren freien Lauf, / selbst Gottes Wort hält sie nicht auf. / Sie tun, was ihnen dünket recht, / und ihre Kraft bleibt ungeschwächt.
3. Es spricht ihr Mund in hohem Ton, / als käm’s herab vom Himmelsthron. / Was ihre Zunge sagt auf Erden, / soll gelten und befolget werden. / Und selbst mein Volk, das Gott verehrt, / läuft ihnen nach und wird betört, / kehrt sich von Gott und sucht Genuss / in der Gottlosen Überfluss.
4. Wie groß ist der Versuchung Macht! / Fast hätt ich auch wie sie gedacht / und so verurteilt und betrübet, / die Gott als seine Kinder liebet. / So sann ich nach und suchte Licht, / ich suchte, aber fand es nicht, / der Zweifel warf mich hin und her, / das Rätsel blieb, es war zu schwer.
5. Doch als ins Heiligtum ich trat / und Gott im Licht und Klarheit bat, / da sah ich staunend, dass sich wendet / der Frevler Glück und plötzlich endet. / Denn ihre Herrlichkeit ist Schaum / und geht vorüber wie ein Traum. / Sind sie gleich Götzen, du, o Gott, / machst sie bald zu der Leute Spott.
6. HERR, nun häng ich an dir allein, / ja, ich will immer bei dir sein. / Du lässest meinen Fuß nie gleiten, / greifst meine Rechte, mich zu leiten, / nach deinem, nicht nach meinem Rat. / Du kommst und nimmst früh oder spat, / bin ich bewährt durch Kreuz und Leid, / mich auf in deine Herrlichkeit.
7. Wie gäb der ganze Himmel mir / Befriedigung, HERR, außer dir? / Kann ich durch alles Gut auf Erden / auch ohne dich gesättigt werden? / Verschmachtet Leib und Seel in mir, / so hab ich Speis und Trank an dir. / Gott, meines Herzens Trost und Teil, / du bist in Ewigkeit mein Heil.
8. Weh dem, der dir die Treue bricht! / Seht, er entgeht nicht dem Gericht, / der einst versprach, nur dir zu leben, / und hat den Götzen sich ergeben. / Gott nah zu bleiben allezeit / ist meine hohe Seligkeit. / Vertrau ich dir, so kann ich ruhn. / O HERR, einst preis ich all dein Tun! /
Melodie: Genf 1551 / Text: nach Matthias Jorissen 1793
Psalm der Woche, Alfred Rauhaus / Audio: Dick Sanderman