Tagesgebet
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Jesus ist der wahre Weinstock
Lesegottesdienst am Sonntag, den 3. Mai 2020 – Sonntag Jubilate
Predigttext: Johannes 15, 1-8
Eingangslied: EG 319 Die beste Zeit im Jahr ist mein
Wochenspruch: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. 2.Kor.5,17
Wochenpsalm: Psalm 66, 2-9 EG
Heidelberger Katechismus: Frage 32
Epistel: Apostelgeschichte 17, 22-34
Halleluja-Vers: Lobet Gott in seinem Heiligtum! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn
Psalm 150, 1a.6. Der Herr ist auferstanden Er ist wahrhaftig auferstanden. Lukas 24 6a. 34
Wochenlied: EG 264 Die Kirche steht gegründet
Evangelium: Johannes 12, 1-8
Glaubensbekenntnis: EG 184 Wir glauben Gott im höchsten
Predigttext: Johannes 19, 1-8
Predigtlied: EG 324 Ich singe dir mit Herz und Mund
Schlusslied: EG 406, 1-2 Bei dir, Jesu will ich bleiben
Eingangswort:
Wir beginnen diesen Gottesdienst am Ostermorgen im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat
Der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht preisgibt die Werke seiner Hände.
Eingangslied: Die beste Zeit im Jahr ist mein
- Die beste Zeit im Jahr ist mein, da singen alle Vögelein, Himmel und Erden ist der voll, viel gut Gesang, der lautet wohl.
- Voran die liebe Nachtigall macht alles fröhlich überall mit ihrem lieblichen Gesang, des muss sie haben immer Dank.
- Vielmehr der liebe Herre Gott, der sie also geschaffen hat, zu sein die rechte Sängerin, der Musika ein Meisterin.
- Dem singt und springt sie Tag und Nacht, seins Lobes sie nichts müde macht: den ehrt und lobt auch mein Gesang und sagt ihm einen ewgen Dank.
Wochenspruch:
Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.
Wochenpsalm: Psalm 66, 2-9
2 Singt zur Ehre seines Namens, macht herrlich sein Lob. 3 Sprecht zu Gott: Wie furchterregend sind deine Werke. Deiner gewaltigen Macht schmeicheln deine Feinde. 4 Alle Länder werfen sich nieder vor dir und singen dir, singen deinem Namen. Sela 5 Kommt und seht Meer wandelte er in trockenes Land, zu Fuss schritten sie durch den Strom; wir wollen uns seiner freuen. 7 Ewig herrscht er in seiner Macht, seine Augen prüfen die Nationen; die Empörer können sich nicht erheben. Sela 8 Preist, ihr Völker, unseren Gott, lasst laut sein Lob erschallen, 9 der uns das Leben gab und unseren Fuss nicht wanken liess.
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und immerdar und von Ewigkeit. Zu Ewigkeit. Amen
Kyrie
Kyrie eleison Herr,
erbarme dich
Christe eleison Christe
erbarme dich
Kyrie eleison Herr,
erbarm dich über uns
Gloria
Ehre sei Gott in der Höhe
und auf Erden Fried
Den Menschen ein. Wohlgefallen
Gloria Strophe
1. Allein Gott in der Höh sei Ehr
Und Dank für seine Gnade,
Darum daß nun und nimmermehr
Uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
Nun ist groß Fried ohn Unterlaß,
All Fehd hat nun ein Ende.
Kollektengebet (Sylvia Bukowski)
Gott,
wir sind hier,
um uns an dich und deine Taten
erinnern zu lassen.
Was wir heute hören
soll uns in unseren Alltag begleiten,
soll uns über Abgründe tragen,
und uns mit Freude an dir erfüllen.
Wir bitten dich:
Öffne uns für dein Wort,
lass es in unserem Leben wirken
und mach uns getrost und fröhlich
in der Gemeinschaft derer,
die du liebst.
Heidelberger Katechismus Frage 32
Warum wirst aber du ein Christ genannt?
Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und dadurch an seiner Salbung Anteil habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm
zu einem lebendigen Dankopfer hingebe und mit freiem Gewissen in diesem Leben gegen die Sünde und den Teufel streite und hernach in Ewigkeit.
Epistel Apostelgeschichte 17, 22-34
22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. 23 Denn ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt. 24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darinnen ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind. 25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt. 26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht,
damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen, 27 dass sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns. 28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts. 29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht. 30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun. 31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er richten will den Erdkreis mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat. 32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören. 33 So ging Paulus weg aus ihrer Mitte. 34 Einige Männer aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
Hallelujavers
Lobet Gott in seinem Heiligtum! Alles, was Odem hat, lobe den Herrn. Psalm 150, 1a.6.
Der Herr ist auferstanden Er ist wahrhaftig auferstanden. Lukas 24 6a. 34
Wochenlied EG 264 Die Kirche steht gegründet
- Die Kirche steht gegründet allein auf Jesus Christ, sie, die des großen Gottes erneute Schöpfung ist. Vom Himmel kam er nieder und wählte sie zur Braut, hat sich mit seinem Blute ihr ewig angetraut.
- Erkorn aus allen Völkern, doch als ein Volk gezählt, ein Herr ist's und ein Glaube, ein Geist, der sie beseelt, und einen heilgen Namen ehrt sie, ein heilges Mahl, und eine Hoffnung teilt sie kraft seiner Gnadenwahl.
- Schon hier ist sie verbunden mit dem, der ist und war, hat selige Gemeinschaft mit der Erlösten Schar, mit denen, die vollendet. Zu dir, Herr, rufen wir: Verleih, dass wir mit ihnen dich preisen für und für.
Evangelium Johannes 15, 1-8
- Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
- Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe.
- Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
- Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt.
- Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
- Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen.
- Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
- Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
Credo (Lied) Wir glauben Gott im höchsten Thron
- Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum, Gottes Sohn, aus Gott geboren vor der Zeit, allmächtig, allgebenedeit.
- Wir glauben Gott, den Heilgen Geist, den Tröster, der uns unterweist, der fährt, wohin er will und mag, und stark macht, was daniederlag.
- Den Vater, dessen Wink und Ruf das Licht aus Finsternissen schuf, den Sohn, der annimmt unsre Not, litt unser Kreuz, starb unsern Tod.
- Der niederfuhr und auferstand, erhöht zu Gottes rechter Hand, und kommt am Tag, vorherbestimmt, da alle Welt ihr Urteil nimmt.
- Den Geist, der heilig insgemein lässt Christen Christi Kirche sein, bis wir, von Sünd und Fehl befreit, ihn selber schaun in Ewigkeit. Amen.
Predigttext: Johannes 15, 1-8: Jesus ist der wahre Weinstock (Zürcher Bibel)
Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. 2 Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt; aber die fruchttragenden Reben reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen. 3 Ihr seid schon rein geworden durch das Wort, das ich euch verkündet habe. 4 Bleibt mit mir vereint, dann werde auch ich mit euch vereint bleiben. Nur wenn ihr mit mir vereint bleibt, könnt ihr Frucht bringen, genauso wie eine Rebe nur Frucht bringen kann, wenn sie am Weinstock bleibt. 5 Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer mit mir verbunden bleibt, so wie ich mit ihm, bringt reiche Frucht. Denn ohne mich könnt ihr nichts ausrichten. 6 Wer nicht mit mir vereint bleibt, wird wie eine abgeschnittene Rebe fortgeworfen und vertrocknet. Solche Reben werden gesammelt und ins Feuer geworfen, wo sie verbrennen. 7 Wenn ihr mit mir vereint bleibt und meine Worte in euch lebendig sind, könnt ihr den Vater um alles bitten, was ihr wollt, und ihr werdet es bekommen. 8 Die Herrlichkeit meines Vaters wird ja dadurch sichtbar, dass ihr reiche Frucht bringt und euch so als meine Jünger erweist.
Liebe Gemeinde,
wer ist ein Christ? Die Antwort auf diese Frage hängt von dem eigenen Standpunkt ab. Meist ist sie durch äußerliches Verhalten bestimmt: wer in der Bibel liest, wer betet und sonntags zum Gottesdienst geht, der gilt wohl bei den meisten unserer Zeitgenossen wohl schon als Christ. Andere verbinden das Christentum mit der Mitgliedschaft oder der politischen Nähe zu der Partei, die das große C im Namen trägt. Das gilt aber auch nicht mehr fraglos. Wenn Moslems in dieser Partei Mitglieder sein können und Buddhisten und Juden auch, dann muss man sich wieder und wieder Gedanken machen, was das Christliche im Namen und im Programm eigentlich bedeutet.
Da man sich dabei weder auf die Bibel, noch auf die jüdische Torah, und schon gar nicht auf den Koran berufen kann, muss anderes herhalten. Also hört man aus der Partei, dass man sich auf das christliche Menschenbild berufe, also auf eine Größe, die nicht bestimmt ist und in die hinein man vieles lesen und deuten kann. Jedenfalls schwindet das Christliche in unserem Land, und der großen Partei mit dem C im Namen täte gut daran, sich langsam eine neue Begründung zu suchen.
Aus islamischer Sicht sieht das anders aus. Hier gilt das gesamte europäische und nordamerikanische Terrain als christliches Gebiet, das alles vereinigt, was Moslems verachten oder zumindest argwöhnisch betrachten. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle ob der Europäer oder die US amerikanische Frau gläubig ist oder ungläubig, ob er oder sie nach den Geboten Gottes oder den Lebensregeln Jesu klebt oder nicht. Ja ob sie und er nicht einmal zu einer Gemeinde gehört oder nicht.
Manchmal ist es sicher gut, sich vor Augen zu führen, wie wir außerhalb des christlichen Abendlandes gesehen und wahrgenommen werden. Und noch eine Antwort auf die Frage: Wer ist Christ? Mag es geben, eine Art Brauchtum- und Gesinnungsfrömmigkeit. Man feiert die christlichen Feste, wie sie fallen, man hält an Weihnachts-. Und Osterbräuchen fest, feiert Taufe, Konfirmation und kirchliche Hochzeit und schließlich auch die Beerdigung. Es gibt wirklich schlechtere Grundsätze, als sein Leben im Jahrkreis und im Lebenskreis einzurichten und dabei auch den religiösen Spuren und den überlieferten Wegen zu folgen.
Trotz allem: Wer ist Christin oder wer ist Christ? Reicht das aus, sich an Brauchtum und Sitte, an ein bestimmtes, wie auch immer geartetes Menschenbild zu binden und ansonsten mit Anstand durchs Leben zu gehen? Das Johannesevangelium sieht das anders: Christsein ist eine lebendige Beziehung zwischen Jesus Christus und denen, die zu ihm gehören. Der Weinstock ist unfruchtbar und nutzlos, wenn er keine Reben treibt. Und die Rebe verdorrt, wenn sie nicht mit der lebenswichtigen Rebe verbunden bleibt. Lebenssaft und Lebenskraft zieht die Rebe nicht aus sich und auch nicht aus irgendwelchen Kunstgriffen, die der Winzer an der wachsenden Rebe vornimmt. Lebenssaft und Lebenskraft kommen aus dem Weinstock. Das ist so und das bleibt auch so. Und wenn man so will, dann ist das ein geistliches Grundgesetz.
Christus und die, die ihm glauben, sind vergleichbar der Beziehung des Weinstocks zu seinen Reben. Enger könnte eine Beziehung nicht sein. Und wenn diese Beziehung den Zweck hat, Reben, ja Früchte zu tragen, dann gibt es keinen anderen Weg und keine andere Konstellation. Weintrauben sind auf andere Weise nicht herstellbar. Und selbst die Methoden der Gentechnik können vielleicht aussehen, Farbe und Geschmack verändern, aber das Grundgesetz des Wachsens, Reifens und Gedeihens können sie nicht aushebeln.
Das bedeutet nicht, dass der Weinstock nicht der besonderen Pflege bedarf: der Weinstock muss beackert und zur rechten Zeit beschnitten werden. Johannes der Evangelist will wohl sagen, dass ein Christ nicht eben aus dem Himmel fällt. Er oder sie wird Lebenserfahrung sammeln, wird vielleicht spüren, dass sich mit den Jahren auch das Verständnis mancher Bibeltexte verändert und dass veränderte Zeiten auch unterschiedliche Antworten der Christen erfordern. So wie das Evangelium aus der lebendigen Beziehung zwischen Christus und den Christen lebt, so verändert sich das Aussehen der Welt und ihre Probleme ständig und verlangt nach dem Evangelium in je ihrer Zeit.
Vor hundert Jahren hätte noch niemand, und auch die Christen nicht daran gedacht, dass die Welt verletzlich ist, und dass es Sache der Christen sein könnte, für die Bewahrung der Schöpfung und der Schutz der Meere einzutreten. Wir lesen heute die Bibel mit anderen Augen als vor hundert Jahren. Und wir erkennen auch, dass andere mit uns auf dem Weg sind, auch wenn sie für das was sie tun, nicht den christlichen Glauben in Anschlag bringen. Der Theologe Karl Barth hat zu Beginn des vorigen Jahrhunderts die Christen gemahnt: Es kommt darauf an, die Bibel zu lesen und gleichermaßen auch die Zeitung.
Die Bibel lehrt das Gebet, und die Zeitung sagt, wofür gebetet werden kann. Die Bibel sagt uns, wer der Herr ist, zu dem wir beten, und die Welt bewahrt uns davon, abgehoben und zeitlos zu werden, nur damit beschäftigt, um sich selber zu kreisen und die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen. Auch die Weinreben sind ja nicht für sich selber da. In der Bibel wird aus ihnen der Trank der Freude. Kein Allerweltsgetränk aus dem Automaten. Der Winzer hat sich mit seinem Wein viel Mühe gegeben. Er hat die Gärung und die Abfüllung sorgsam beobachtet. Sein Gaumen ist trainiert, dass er die Nuancen der vielen Geschmacksvarianten deutlich spürt und den Wein so sorgfältig geprüft unte die Leute geben kann.
Das alles hat seinen Preis, und billige Weine aus den Tankwagen sind billig in jeder Hinsicht. Der sorgfältig gepflanzt, bearbeitete, beschnittene, gekelterte und verkostete Wein hat seinen Preis, und der Weinkenner oder, der wird sie auch weitergeben die Weinkennerin wird diesen Preis auch ohne Zögern bezahlen. Das Ziel der Weinherstellung liegt darin, dass Menschen sich an seinem Genuss freuen. Auch die Christen sind nicht für sich selber da. Wer die Liebe Jesu Christi am eigenen Leibe erlebt hat, der will sie ausbreiten, mit dafür sorgen, dass sie auch andere Menschen erreicht. Wer nur für sich selbst lebt, den hat vom christlichen Glauben noch nichts verstanden.
Martin Luther hat gesagt: Was nicht im Dienst steht, das steht im Raub. Alles für sich behalten wollen, geht am. Christlichen Lebenssinn vorbei. „Was nicht im Dienst steht, das steht im Raub. Der hält die Liebe Gottes denen vor, die sie so dringend gebraucht haben wie mich. Der Unterschied zwischen den früheren Zeiten und uns liegt darin, dass wir umfassend informiert sind täglich informiert werden. Wenn heute in Bangladesch eine Hungersnot ausbricht, dann haben wir das heute Abend auf dem Schirm, genauso wie die Brandkatastrophe im Emsland und das Erdbeben in Italien.
Gleichzeitig erfahren wir von dem Massenelend in den griechischen Flüchtlingslagern. Wir wissen nahezu alles: aus welchen Wunden die Welt blutet und wo die Menschenwürde mit Füßen getreten wird und wo Menschen leiden, dass es zum Himmel schreit. Selbstredend kann niemand von uns das Leiden lindern. Nur die wenigsten haben die Kraft und die Möglichkeit das zu tun. Aber genau aus diesem Grund haben die Kirchen Hilfswerke eingerichtet: die katholische Kirche die Caritas und Misereor und die evangelische Kirche das Diakonische Werk mit der Aktion Brot für die Welt.
In diesen Werken ist genügend Sachverstand versammelt, dass sie sagen können, wo derzeit Hilfe am nötigsten ist und wie die Hilfe nach Osteuropa, nach Afrika, Lateinamerika und Asien gelangen kann, ohne dass das gespendete Geld in dunklen Kanälen versickert. In den Jahresberichten kann man Jahr für Jahr nachlesen, wieviel Geld zusammengekommen ist und wofür es verwendet wurde. Die Liebe Gottes breitet sich aus auch mittels und durch Institutionen. Wer Institutionen gering achtet, vielleicht denkt er oder sie einmal darüber nach, wie hilfreich die Institutionen sind, die uns Leben ermöglichen und Leben erleichtern.
Natürlich sind solche Einrichtungen immer auch von Misswirtschaft und Korruption gefährdet. Und also braucht es eine kompetente und unbestechliche Aufsicht, die dafür sorgt, dass sich solche Fehler nicht einschleichen können und wenn sie sich eingeschlichen haben, dass sie schnellstmöglich aufgeklärt werden. Wo das nicht geschieht, kommt es zu Vertrauensverlust, und das ist das Schlimmste, was einer kirchlichen Hilfsorganisation geschehen kann. Was nicht im Dienst steht, das steht im Raub. Wer nur für sich behalten will, worauf auch andere Menschen Anspruch haben, der schadet der Gemeinschaft, und der schadet letztlich auch sich selbst.
Frucht bringen: das ist das Ziel der Christusgemeinschaft. Sich öffnen für andere. Wer alles für sich selber will und wer nicht zu teilen bereit ist, dem werden die eigenen Güter zum Gift gegen die Seele. Wer sich selbst als unverzichtbar erklärt, wer das eigene Land und die eigene Person ständig in den Vordergrund rückt, der wird blind für die Not um ihn herum. Und letztlich wird er einsam. Es ist wie im Märchen von dem reichen Mann, dem alles, was er anfasste zu Gold wurde. Er ist verhungert, weil sich auch Essen und Trinken in Gold verwandelte. Und Gold kann man nicht essen. Ganz zu schweigen von den verlorenen Freunden und zerstörten Beziehungen. Es lässt sich nun einmal nicht alles in bare Münze umrubeln.
Die letzten Wochen – die Corona-Zeit – haben uns gezeigt, wie schnell man krank werden und alles verlieren kann. Es ist eine große Hilfe, wenn man so will eine Frucht des Weinstocks, wenn Menschen sich Gedanken machen, wie sie die Isolation überwinden können, ohne die Regeln zu verletzen. Ich kenne einen Menschen, der zieht Tag für Tag vor ein Pflegeheim, um dort mit der Trompete den Bewohnern Lieder zu blasen. Andere gehen los und singen vor Krankenhäusern. Und die Rückmeldungen sind so, dass die alten, bekannten Lieder für die Menschen das Gefühl von Heimat auslösen und so trösten können, wo Worte die Kranken nicht mehr erreichen und Berührungen nicht möglich sind.
Früchte der Reben, Taten der Liebe. Das müssen keine Großtaten sein, nichts womit man in die Zeitung oder ins Regionalfernsehn kommt. Liebe ist nicht berechnend. Sie ist nicht auf Beifall aus. Sie stellt sich ganz in den Dienst des Nächsten. Was er braucht, das ist wichtig: dass er zu seinem Recht kommt, dass ihn die Hilfe, die ihn zusteht, auch erreicht. Wichtig sind auch die Menschen, die sich Tag für Tag mit dem Corona-Virus herumschlagen müssen. Gerade auch die, die an den Kassen der Supermärkte darauf achten müssen, dass die Menschen nicht zu nah hintereinanderstehen, oder die darauf zu achten haben, dass die abgesperrten Bereiche nicht betreten werden.
Das ist ungeheuer anstrengend. Wer ständig trösten muss und freundlich sein will, der braucht selber Trost und Freundlichkeit. Es ist wichtig, ihnen zuzuhören, wenn sie von ihren Erfahrungen berichten. Ein Ende der Krise ist nicht abzusehen, und wir werden uns noch weiter gedulden müssen, die Kinder und die Enkel nicht zu sehen, weder Theater noch Kino besuchen. Und auch mit dem Besuch von Gottesdiensten werden wir sorgsam umgehen. Es mag Kirchen geben, die geeignet sind, dass viele Menschen zusammenkommen, und es gibt kleine Kirchen und Gemeinderäume, die sind nicht geeignet. Jeder Gottesdienstbesucher und jede Gottesdienstbesucherin ist selbst dafür verantwortlich, wie er oder sie sich verhält, wo er oder sie vielleicht zurücksteht und so dazu beiträgt, dass sich das Corona-Virus nicht weiter ausbreitet, sondern langsam, Schritt für Schritt wieder aus unserem Leben verschwindet.
Das braucht Geduld. Und Geduld ist eine Frucht der Liebe. Ich denke, wir haben allen Grund uns in Geduld zu üben. Wieviel Geduld haben wir selbst in den letzten Wochen erfahren, und schließlich leben wir alle von der Geduld Gottes, die uns täglich umgibt: von morgens bis abends, und auch in der Nacht. Christus ist der Weinstock und wir sind die Reben. Und es kann uns nichts Besseres geschehen, dass wir an ihm bleiben und er in uns. So werden wir diese Krise überstehen, mit Freundlichkeit und Geduld, dass wir uns den anderen Menschen nicht verschließen, sondern offen bleiben für die, die uns brauchen. Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserem Herrn.
Amen
Predigtlied EG 324
- Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.
- Ich weiß, dass du der Brunn der Gnad und ewge Quelle bist, daraus uns allen früh und spat viel Heil und Gutes fließt.
- Was sind wir doch? Was haben wir auf dieser ganzen Erd, das uns, o Vater, nicht von dir allein gegeben werd?
- Wer hat das schöne Himmelszelt hoch über uns gesetzt? Wer ist es, der uns unser Feld mit Tau und Regen netzt?
- Wer wärmet uns in Kält und Frost? Wer schützt uns vor dem Wind? Wer macht es, dass man Öl und Most zu seinen Zeiten find't?
- Wer gibt uns Leben und Geblüt? Wer hält mit seiner Hand den güldnen, werten, edlen Fried in unserm Vaterland?
- Ach Herr, mein Gott, das kommt von dir, du, du musst alles tun, du hältst die Wach an unsrer Tür und lässt uns sicher ruhn.
- Du nährest uns von Jahr zu Jahr, bleibst immer fromm und treu und stehst uns, wenn wir in Gefahr geraten, treulich bei.
Fürbitten (EKBO)
Wir bitten für die Menschen, die wir lieben: unsere Mütter und Väter, unsere Großeltern, unsere Partner, unsere Kinder und Enkel, unsere Freunde nah und fern.
Wir bitten für die Alleinstehenden,
für die Isolierten, für die Menschen auf der Straße.
Wir bitten für die Flüchtenden,
für die Menschen im Krieg,
für die Hungernden und Kranken auf der ganzen Erde. Für sie brennt dieses Licht.
Für die, die der Krieg und Hunger schwächt weil ich damit klagen
möchte mein Gott, das ist nicht gerecht
Wir bitten für die Kranken und die, die ihnen beistehen und helfen.
Für die Ärztinnen und Krankenpfleger, für die Mediziner und Forscher,
für die Menschen, die die politische
Verantwortung tragen in dieser Zeit,
für alle, die dafür sorgen, dass das Leben weitergeht
Dort wo die Verzweiflung wohnt Weil ich ihnen herzlich wünsche
Dass mein Gott sie reich belohnt
Wir bitten für die Sterbenden, für die Trauernden und Hinterbliebenen.
Für die, die dem Virus zum Opfer gefallen sind. Meine Kerze brennt
für alle Menschen – gleich welcher Herkunft, Geschlecht, Religion.
Vater unser
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Schlusslied EG 406, 1
- Bei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn; nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehn. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock seinen Reben zuströmt Kraft und Lebenssaft.
- Könnt ich's irgend besser haben als bei dir, der allezeit soviel tausend Gnadengaben für mich Armen hat bereit? Könnt ich je getroster werden als bei dir, Herr Jesu Christ, dem im Himmel und auf Erden alle Macht gegeben ist?
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 4.Mose 6, 24-26
Martin Filitz