Dafür, dass der Mensch Gottesgewissheit als Heilsgewissheit erfahre, tritt laut Katechismus Gott selber ein. Mit dem Heiligen Geist sorge er selbst dafür, dass Menschen ihm vertrauen und dann ihrerseits "ja" sagen, führte Beintker aus.
Heute habe man den Eindruck, die Frage nach dem Heil sein unbedeutend geworden, räumte Beintker ein, um dann aber fortzufahren, in "neuen Varianten" trete die "Heilsfrage" wieder auf, etwa in den Fragen: Werde ich geliebt? Bin ich wichtig? Hat mein Leben einen Sinn? Wo finde ich Freiheit? Hinter diesen Fragen stehe die menschliche Angst angesichts der Zerstörung allen Vertrauens und vor "grenzenlosem Relativismus".
Jede und jeder brauche Trost, diese Grundannahme des Heidelberger Katechismus übersetzte Beintker etymologisch: Jede und jeder brauche seelischen Halt, Zuversicht, Ermutigung im Leid. Den altväterlichen Klang des Trostes als "Vertröstung" verschwieg der Münsteraner Professor nicht, in der "Welt, wie wir sie erfahren", nimmt er aber ein "Grundgefühl eines allgegenwärtigen Bedrohtseins" wahr, durch das ein Bedürfnis nach Trost zu einem "Massenbedürfnis" geworden zu sein scheine. In der Suche nach dem kleinen Glück, im Fanclub oder auf der Urlaubsreise, solle sich das himmlische Entzücken wiederspiegeln, so Beintker. Er warnte davor, diese Form des kleinen Trostes zu verachten oder zu meinen, man müsse jeden Trost einer "theologischen Justierung" zuführen. Die "Pointe" des Trostes im Heidelberger Katechismus liege darin, dass der Trost durch Jesus Christus Trost im Leben und im Sterben sei. Der Trost kommt von Jesus Christus, der den Tod überwunden hat. Echter Trost vermöge auch im Leben zu trösten, weil er im Sterben zu trösten vermöge: "Christ will unser Tost sein!"
Zu der Schwierigkeit des modernen, mündigen Menschen, zu bekennen, Jesus Christus zu gehören, erinnerte Beintker daran, Frage 1 des Heidelbergers spreche nicht von der verkürzten Alternative, ein Mensch könne entweder sich selbst oder Christus gehören, vielmehr sei die Alternative, ob wir Christus gehören oder anderen Mächten und Gewalten. Die Sünde, mit Karl Barth gesprochen "die herrenlosen Gewalten" wie etwa ökonomische Zwänge oder ein "Systemzwang", nähmen den Menschen in ihre Gewalt, etwas salopp formuliert: Sobald wir unseren Rechner anschalten, gehört er nicht mehr uns, sondern wir dem Rechner. Wer jedoch bekennen könne, zu Jesus Christus zu gehören, bekenne Freiheit, sei nicht Eigentum des Mammons oder eines Jugendkultes, unterstrich Beintker. Frage 58 formuliert die hoffnungsvolle, eschatologische Perspektive dieses Bekennens: "Schon jetzt empfinde ich den Anfang der ewigen Freude in meinem Herzen...".