'Ein fatales Signal in die Gesellschaft'

Pirna: Ökumenischer Vorbereitungsausschuss kritisiert Abbau der Ausstellung über Geflüchtete


Landratsamt Pirna © Jörg Blobelt / Wikicommons

Zur Eröffnung sollten auch mehrere Geflüchtete anwesend sein. ÖVA-Vorsitzende Beate Sträter reagiert "schockiert und fassungslos".

Das Landratsamt Pirna (Sachsen) ließ eine Wanderausstellung über die Lebenssituation Geflüchtete noch vor der geplanten Eröffnung am 25.9. abbauen. Die Ausstellung sollte im Rahmen der Interkulturellen Woche Pirna zu sehen sein. Die Tafeln zeigen das Schicksal von 35 Geflüchteten, die im Raum Schwarzenberg Zuflucht gefunden hatten. Einige sollten auch bei der Eröffnung anwesend sein.

Die Entscheidung des Landratsamts sorgte für eine Protestwelle: "Die Vorgänge in Pirna haben mich schockiert und machen mich fassungslo", sagte die Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses (ÖVA), Beate Sträter. "Dass eine Ausstellung, die über die Lebenssituation von Geflüchteten informiert, wieder entfernt wird, sendet ein fatales Signal in die Gesellschaft – nämlich, dass man die Sorgen und Nöte der Geflüchteten nicht sehen möchte. Stattdessen haben sie dankbar und ansonsten still zu sein."

Auch Geert Mackenroth, CDU-Landtagsabgeordneter und Ausländerbeauftragter des Freistaats, kein nach Berichterstattung des MDR kein Verständnis. "Das Handeln des Landratsamtes Sächsische Schweiz-Osterzgebirge stellt eine Zensur eines öffentlichen Diskurses dar", sagte Christin Furtenbacher Grünen-Vorsitzende in Sachsen.

Das Landratsamt begründete seine Entscheidung in einer Stellungnahme damit, dass die Ausstellung bereits in den ersten Stunden nach ihrem Aufhängen polarisiere. Als Beispiele nannte die Behörde Zitate von Schautafeln: "Wir sind eingesperrt wie hinter einer Mauer", oder in Bezug auf die Polizei: "…nur kontrolliert wirst, weil du schwarz bist". Oder: "Ich habe kein Leben in Deutschland." Und: "Ich weiß nicht, ob ich hierbleiben will."

Die Ausstellung sorge damit "für eine aufgeheizte Stimmung unter den anwesenden Betrachtern". Insofern "war die Ausstellung aus unserer Sicht nicht geeignet, Vorurteile abzubauen [...] , sondern vielmehr, diese noch zu verstärken." Auf Nachfrage der Rechercheplattform Correctiv hieß es, man sei vorab irreführend über die Inhalte der Ausstellung informiert worden – und hätte sonst gar nicht erst die Zusage gegeben.

"Die von der Kreisverwaltung gegenüber den Ausstellungsmacher:innen und dem ÖVA genannten Sätze, die zu kritischen Äußerungen von Besucher:innen und Mitarbeitenden des Landratsamtes geführt haben sollen, spiegeln die Lebensrealität von vielen Geflüchteten in Deutschland wieder", sagt Sträter. "Sie zeigen, dass eine Flüchtlingsunterkunft eben kein Hotel mit Vollpension ist – eine Erkenntnis, die auch zu einem besseren Verständnis führen kann."

Zudem seien auf den Tafeln auch positive Aussagen zu lesen, in denen sich die Geflüchteten dankbar für die Aufnahme in Deutschland zeigen. "Ziel der Interkulturellen Woche ist es, Räume zur Verfügung zu stellen, in denen Menschen sich kennenlernen und sich austauschen können", so Sträter. "Dort können und sollen auch Probleme angesprochen und diskutiert werden können – immer auf Augenhöhe und mit allen Betroffenen." Die ÖVA fordere deshalb, dazu auf, die Ausstellung wieder aufzubauen, "damit bei der Eröffnung der Kritik an bestimmten Aussagen im direkten Austausch begegnet werden kann".

Ursprünglich sollte die Ausstellung im Landratsamt des Kreises sächsische Schweiz-Osterzgebirge präsentiert werden. Inzwischen erklärte sich die katholische Kirchgemeinde St. Heinrich und Kunigunde in Pirna bereit, die Schau in der Klosterkirche des ehemaligen Dominikanerklosters zu zeigen.


Quelle: Interkulturellen Woche