Nicht nur panische Hausfrauen haben die Regale der Supermärkte leergekauft, auch Großhändler und sogar Regierungen haben seit Monaten Getreide gehamstert. Mehl und Nudeln sind rar und teuer geworden und für die Viehzucht und Milchproduktion fehlt es an Futtermitteln. Gerne fokussieren die Medien ihre Berichterstattung auf das, was in der Ukraine passiert und suchen dort nach dem Grund für die Teuerung und die drohende Welternährungskrise.
Tatsache ist allerdings, dass der rapide Anstieg der Getreidepreise schon ein Jahr vor Ausbruch des Ukrainekrieges begonnen hat. Getreide ist weltweit ein knappes Gut geworden. Es gibt kaum mehr neue Anbauflächen und der Klimawandel wird allmählich spürbar. Grund zur Panik gibt es trotzdem nicht, denn die EU könnte als zweitgrößter Weizenexporteur der Welt den Ausfall der Exporte aus der Ukraine weitgehend ausgleichen und in einigen Ländern außerhalb Europas rechnet man mit besonders guten Erträgen. Entsprechend sind auch die extrem hohen Preise schon wieder etwas zurückgegangen.
Die Versorgung der ärmsten Länder bleibt allerdings prekär, weil die größten und reichsten Länder zuerst an sich selber denken. China, der mit großem Abstand größte Getreideproduzent der Welt, verbietet schon seit Jahren die Ausfuhr von Getreide, um die Versorgung seiner eigenen Bevölkerung nicht zu gefährden. Indien und manche andere Getreideproduzenten sind dem Vorbild Chinas gefolgt. Käme es hart auf hart würden auch die EU, Kanada und die USA ihr Getreide horten.
Aus alledem wird deutlich, dass die Getreidepreisexplosion und die drohende Hungersnot in ärmeren Ländern nur zum ganz geringen Teil vom Kriegsgeschehen in der Ukraine abhängen. Immer bedrohlicher ist hingegen die vom Klimawandel hervorgerufene Dürre, die weite Regionen der Welt getroffen hat. Ernteausfälle, die sich heutzutage mit Satellitenbildern vorhersagen lassen, schüren die Spekulation an den Agrarbörsen und bescheren uns teure Zeiten. Ironie der Geschichte: Zu denen, die davon am meisten profitieren, gehört vor allem Russland, denn dort steht eine Rekordernte bevor, die auf dem Weltmarkt Höchstpreise erzielen wird.