Der Rausch hat etwas Erregendes. Nicht selten folgt auf ihn aber, wenn der Berauschte es allzu doll getrieben hat, der Absturz. In „Zeiten von Omikron“ – ich wundere mich selbst über diese, meine Formulierung – scheint es geradezu einen Rauschhype, eine Rauschsucht zu geben.
Die einen (nicht selten Medienvertreter*Innen) berauschen sich an den länderübergreifend hohen bis sehr (sehr!) hohen Inzidenzahlen. Andere (nicht selten Politiker*Innen) berauschen sich am Überbieten von Schutzmaßnahmen, oder genauer: an der Kritik an entweder zu laschen oder zu harten Schutzmaßnahmen gegen die bald in Deutschland dominante Omikron-Variante. Wieder andere (darunter leider auch seriöse Wissenschaftler*Innen) berauschen sich am pandemischen Infektionsgeschehen der Zukunft, etwa wenn die Virologin Isabella Eickerle in einem Interview mit dem SPIEGEL vom 13. November 2021 meinte, dass im Herbst / Winter 2022 der Corona-Inzidenzwert „noch einmal spannend werden“ könnte. Omikron erklärt dies Glaskugelschauen, so mein Eindruck, für obsolet.
Ich hoffe, dass ich die WHO-Expertin falsch interpretiere, aber mir scheint, dass der Blick vieler Zeitgenossen auf die Pandemie weniger von Fürsorge, sondern vielmehr von einer Faszination für Katastrophen geprägt ist. Im Hinschauen auf die bevorstehenden Weihnachtstage, an denen Christ*Innen das Kommen Gottes zum Menschen feiern, erstaunt und erschreckt diese Haltung mich. Wenn wir glauben, dass der Gott Israels ins Fleisch gekommen ist, dann sollte ekstatische Untergangsstimmung Begeisterung für die Versöhnung mit Gott und untereinander weichen.