Konfirmandenstück zur Frage der Geburt Jesu
Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes ringen um die Wahrheit.
Ein Theaterstück zur Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der vier Evangelisten – Theologie und Exegese mit einer Prise Humor; zum Aufführen und Anhören geeignet für Jugendliche und Erwachsene; gut auch für Kurzentschlossene: Die Texte müssen nicht unbedingt auswendig gelernt werden. Autor: Heiko Buitkamp, Rinteln
Mitspieler / Mitspielerinnen (8 Konfis)
K1: Konfirmand / Konfirmandin
K2: Matthäus
K3: Markus
K4: Lukas
K5: Johannes
K6: Vater von K
K7: Gott
Erzähler/Erzählerin
Auf der Bühne: ein Tisch mit 4 Stühlen
Vor der Bühne: eine Liege
Das Stück
Erzähler: Es war einmal im Dezember. Im Konfirmandenunterricht ist die Geburt Christi Thema. Gesprochen wird über die Unterschiede zwischen den Evangelien, die ja auch Berichte über das Leben Jesu sein wollen und dabei doch so ganz unterschiedliche Darstellungen bieten. Wie hat sich die Geburt ereignet? Sicher ist, dass Jesus geboren wurde. Doch welcher Evangelist hat recht mit seiner Darstellung? Das Unterrichtsgespräch verläuft verwirrend. Die Bibel scheint in diesem Punkt keine klare Darstellung bieten zu können.
Am Abend bettet sich K1 zur Nachtruhe (K1 legt sich auf die Liege vor der Bühne). Er fällt in einen unruhigen Schlaf und beginnt zu träumen:
Oben im Himmel kommt es zu einer seltsamen Zusammenkunft. Die vier Evangelisten treffen sich:
Matthäus (K2 geht auf die Bühne, setzt sich und breitet seine Papiere vor sich aus),
Markus (K3 geht auf die Bühne, setzt sich und breitet seine Papiere vor sich aus),
Lukas (K4 geht auf die Bühne, setzt sich und breitet seine Papiere vor sich aus) und
Johannes (K5 geht auf die Bühne, setzt sich und breitet seine Papiere vor sich aus).
Markus hat das älteste Evangelium geschrieben. Seine Angaben über Jesus haben also den Vorzug, noch nicht lange nach seinem Tod aufgeschrieben worden zu sein.
Matthäus und Lukas haben schon um einiges später ihre Evangelien geschrieben und Johannes war noch später dran.
Regelmäßig treffen sich die Evangelisten im Himmel. Es verbindet sie ja vieles. Doch sie haben auch immer genug Stoff zu herzhaftem Streit. Heute geht es mal wieder um die Geburt Jesu.
Markus: Liebe Leute. Wie oft soll ich es noch sagen: Die Geburt Jesu ist überhaupt nicht wichtig. Ich finde es falsch, dass ihr überhaupt darüber geschrieben habt. Seht doch, was passiert ist auf der Erde. Die Menschen feiern Weihnachten größer als Ostern. Dabei ist Ostern viel wichtiger. Entscheidend ist doch, dass die Menschen darüber lesen, dass Jesus für sie gestorben und auferstanden ist.
Matthäus: Werter Kollege, nur weil ihr einfach nichts geschrieben habt über die Geburt unseres Herrn ist sie ja nicht unwichtig. Ich habe meinen Lesern gezeigt: Seht her, in der Geburt Jesu haben sich alle Vorhersagen der Propheten erfüllt. Jesus ist der von Gott angekündigte Messias.
Lukas: Jaja. Dafür hast da aber auch manch eine Vorhersage ganz schön `rumbiegen müssen. Das Entscheidende ist doch, dass die Leser greifbare historischen Fakten an die Hand bekommen. Wann ist Jesus geboren und wo. Das ist doch wichtig zu wissen. Deswegen finden meine Leser historische Angaben.
Johannes: Ihr beide seid viel zu kleinkariert. Ich gebe meinem Kollegen Markus im Prinzip recht: Wichtig ist, dass Jesus gelebt hat, gestorben und auferstanden ist. Doch gilt es viel mehr zu betonen als Markus es getan hat, dass in Jesus Gott auf die Welt gekommen ist. Gott selber. Gott wird Mensch. Gott hat sein eigenes göttliches Wort Mensch werden lassen. Gott ist auf die Erde herabgestiegen. Darum geht es.
Markus: Aber wie du das geschrieben hast, begreift das doch kein Mensch: „Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“ – was soll das? Jesus war Mensch. Und er hat gelitten wie ein Mensch. Wie wir alle. Und dieser leidende Mensch ist Gott so wichtig, dass er ihn von den Toten auferweckt. Das ist doch wichtig.
Johannes: Jesus hat nicht gelitten. Er war Gott. Nichts ist ihm passiert, was er nicht selber so ausgesucht und zugelassen hätte.
Lukas: Ihr beide immer mit euren theologisch-philosophischen Debatten. Es ist doch vor allem wichtig, was Jesus in seinem Leben getan hat: Er hat sich den Armen zugewandt. Das muss betont werden, wenn man über Jesus erzählen will. Und das war schon bei seiner Geburt wichtig. Wie die Menschen Weihnachten feiern, ist vielleicht ein wenig aus dem Ruder gelaufen. Trotzdem kann man in den vielen Krippen immer noch sehen: Arm und elend in einem Stall ist Jesus geboren. Arme Hirten haben es als erste erfahren. Eine arme Frau war die Mutter unseres Herrn.
Matthäus: Du schon wieder mit deinem Sozialkram. Für die Großen, die Mächtigen und für die Wissenschaft war Jesus bedeutsam. Auch das zeigen doch die Krippen zu Weihnachten: Weise aus dem Morgenland, Sternenkundige, mächtige Könige: die haben von der Geburt eines neuen Königs erfahren. Unser Herr Jesus bekam zu seiner Geburt Geschenke, wie sie für einen König würdig sind. Jesus war ein Nachfahre des großen Königs David und somit der rechtmäßige König für Israel.
Johannes (lauter): Ich sage es noch einmal: Jesus ist Gott.
Markus (lauter): Er hat gelitten wie ein Mensch und ist qualvoll gestorben.
Lukas (lauter): Er hat für die Armen gelebt.
Matthäus (lauter): Er war der vorhergesagte Messias für Israel!
Erzähler: In diesem Moment hören sie eine mächtige Stimme von Gottvater:
Gott: Streitet ihr schon wieder. Na, dann will ich euch mal erzählen, was damals wirklich geschah ...
Der Vater (K6) geht zur Liege und weckt den Konfirmanden / die Konfirmandin (K1) auf: Zeit zum Aufstehen. Das Frühstück ist fertig!
Heiko Buitkamp, Pastor in Rinteln