Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Erzbischof des Erzbistums Köln feierten am Reformationstag eine ökumenische Vesper in der von beiden Konfessionen genutzten Kirche. In einer Doppelpredigt über eine Passage zur Taufe aus dem sechsten Kapitel des Römerbriefes äußerten sie sich zu den Konsequenzen, die sich aus der christlichen Taufe für die Kirchen ergeben.
"Wir sind unumkehrbar vom Konflikt zur Gemeinschaft unterwegs", sagte der rheinische Präses: "Für Versöhnung einzustehen, ist unser Amt als getaufte Christinnen und Christen. Und ,Beten und Tun des Gerechten‘ (Dietrich Bonhoeffer) ist unser Amt. Und gemeinsam Gottesdienst feiern ist unser Amt. Dieses in der Taufe gegründete Amtsverständnis verbindet uns und bringt uns zusammen hier in dieser Simultankirche, in konfessionsverbindenden Ehen, in gelebter Nachbarschaftsökumene, in diakonisch-caritativer Zusammenarbeit."
Die eine Taufe in Christus sei "ein Ruf an die Kirchen, ihre Trennungen zu überwinden und ihre Gemeinschaft sichtbar zu manifestieren", sagte Präses Rekowski unter Bezug auf die sogenannte Lima-Erklärung des Ökumenischen Rates der Kirchen von 1982. Als Leib Christi, dem die Zukunft gewiss sei, bildeten die Kirchen konfessionsübergreifend ein Netzwerk gegen die Not und die Ungerechtigkeit der Welt.
Auch wenn die alten Zerwürfnisse zwischen den Kirchen noch sichtbar seien, so liege auf ihnen doch kein Segen. "Was können wir anderes tun, als uns jeden Tag erneuern zu lassen? Was können wir anderes tun, als Gott jeden Tag wieder neu zu bitten, uns zusammenwachsen zu lassen?", sagte der leitende Geistliche der rheinischen Kirche im Altenberger Dom.
Kardinal Woelki verwies auf die einigende Kraft der Taufe. Er bezeichnete sie als Liebeserklärung Gottes und charakterisierte sie mit Worten aus Luthers Kleinem Katechismus als "ein gnadenreiches Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist". Die Kirchen seien immer wieder neu aufgerufen, sich zu Christus zu bekehren, an die Taufe zu erinnern und sich der gemeinsamen Taufwürde bewusst zu werden. "In der Taufe werden wir – um es ganz deutlich zu sagen – nicht auf Paulus – aus dessen Brief an die Römer wir gerade gehört haben –, nicht auf Martin Luther – dessen Lebenswerk uns heute zusammenführt –, und auch nicht auf den Papst – dessen Antipode Martin Luther einst war –, sondern auf den Namen des dreieinigen Gottes getauft", sagte Woelki. Die Taufe sei das Ereignis, an dem von allen Kirchen anerkannt werde, dass die Zugehörigkeit zu Christus umfassender und größer sei als die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Konfession. "Wo immer sich Menschen auf ihn einlassen, dort wächst die Einheit", sagte der Kölner Erzbischof.
An der ökumenischen Vesper im Altenberger Dom nahm neben Präses Rekowski und Kardinal Woelki und Vertreterinnen und Vertretern beider Konfessionen aus Köln und Region auch der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet teil. Er hatte die Lesung aus dem Römerbrief übernommen.