eG 96,2
„Nur unseretwegen hattest du zu leiden, gingst an das Kreuz und trugst die Dornenkrone. Für unsere Sünden musstest du bezahlen mit deinem Leben...“
Immer wieder geht es in den Passionsliedern darum: unseretwillen hat Jesus gelitten, für unsere Sünden musste er bezahlen, an unserer Statt ist er ans Kreuz gegangen, um das Fluchholz – uns zugute - in einen „schönen Lebensbaum des Paradieses“ zu verwandeln.
In den letzten Jahren ist eine heftige Debatte darüber entbrannt, ob man in unserer Zeit überhaupt noch so vom Heilswerk Christi reden kann und darf. Dabei ist der Gedanke der Stellvertretung gerade in unserer Zeit höchst aktuell, nicht nur, weil theologische Gründe nach wie vor dafür sprechen, ihn beizubehalten. Werfen Sie nur einen Blick in die „Popkultur“! Wie viele Filme funktionieren nach dem Muster „einer für alle“! (Der eindrucksvollste für mich ist Gran Torino, mit eindeutig christologischen Anspielungen am Schluss). Aber auch der Fußballsieg der eigenen Mannschaft kann ganze Nationen in einen Freudentaumel stürzen. Und um schließlich noch ein ernsteres Beispiel anzuführen: Der Kniefall Willy Brandts vor dem Mahnmal des Warschauer Ghettos kam auch ganz Deutschland zu gute!
Es ist nicht unzeitgemäß, von Jesu Stellvertretung für uns zu reden! Und es ist für Menschen von heute nicht von vornherein unverständlich, dass dieser eine für uns alle einen entscheidenden Sieg errungen hat, den Sieg über Tod und Teufel. Es geht darum, dieses Denkmuster plausibel mit Jesu Geschichte zu füllen.
Sylvia Bukowski, März 2014