Tagesgebet
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Der Anfang vom Ende
Lesegottesdienst zum Ostersonntag, dem 12, April 2020 für Erbauung während der Quarantänezeit
Eingangsruf
Der Herr ist auferstanden,
er ist wahrhaftig auferstanden.
Eingangswort:
Wir beginnen diesen Gottesdienst am Ostermorgen im Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat
Der Bund und Treue hält ewiglich und der nicht preisgibt die Werke seiner Hände.
Eingangslied: EG 101
Christ ist erstanden
von der Marter allen.
Des sollen wir alle froh sein,
Christ will unser Trost sein.
Kyrieleis.
Wär er nicht erstanden,
die Welt, die wär vergangen,
seit daß er erstanden ist,
so loben wir den Herrn Jesu Christ.
Kyrieleis.
Wochenpsalm 118
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
Der Herr ist meine Macht und mein Psalm
und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Die Rechte des Herrn ist erhöht;
die Rechte des Herrn behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben
und des Herrn Werke verkündigen.
Der Herr züchtigt mich schwer;
aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,
dass ich durch sie einziehe und dem Herrn danke.
Das ist das Tor des Herrn;
die Gerechten werden dort einziehen.
Ich danke dir, dass du mich erhört hast
und hast mir geholfen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben,
ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom Herrn geschehen
und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Herr, hilf!
O Herr, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Wir segnen euch, die ihr vom Hause des Herrn seid.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich
Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist
Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar
Und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Kyrie
Kyrie eleison Herr, erbarme dich
Christe eleison Christe, erbarme dich
Kyrie eleison Herr, erbarm dich über uns
Gloria
Ehre sei Gott in der Höhe
Und auf Erden Fried den Menschen ein Wohlgefallen
Gloria Strophe EG 179
Allein Gott in der Höh sei Ehr
und Dank für seine Gnade,
darum daß nun und nimmermehr
uns rühren kann kein Schade.
Ein Wohlgefalln Gott an uns hat;
nun ist groß Fried ohn Unterlaß,
all Fehd hat nun ein Ende.
Kollektengebet
Unbegreiflicher, gnädiger Gott,
wir haben das Kreuz deines Sohnes vor Augen
und wir hören:
Für uns hast du Jesus dahingegeben.
Aber auch unter uns mehren sich die Stimmen,
die nicht mehr gelten lassen,
dass das wirklich nötig war.
Viele reden nicht mehr gern
von dem Fluch der Sünde,
den Jesus getragen hat
an unserer Statt.
Wir sprechen uns eigenmächtig frei
von aller Schuld an Jesu Sterben
und finden anderswo Sündenböcke,
die herhalten müssen
für das Elend der Welt,
damals und heute.
Gott, wir haben das Kreuz deines Sohnes vor Augen
und würden es am liebsten nicht sehen,
weil es uns zeigt,
wie viel es dich kostet,
uns zu erlösen
aus der Gewalt des Bösen.
Wir bitten dich,
vertiefe unser Verständnis
für unsere Bedürftigkeit
und erschließe uns neues Leben
durch Jesus,
gestorben und auferstanden für uns.
Epistel: 1.Korinther 15, 1-11
1 Ich erinnere euch aber, Brüder und Schwestern, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2 durch das ihr auch selig werdet, wenn ihr's so festhaltet, wie ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr's umsonst geglaubt hättet. 3 Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4 und dass er begraben worden ist; und dass er auferweckt worden ist am dritten Tage nach der Schrift; 5 und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. 6 Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. 7 Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. 8 Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden. 9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße, weil ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. 10 Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. 11 Ob nun ich oder jene: So predigen wir, und so habt ihr geglaubt.
Hallelujavers
Halleluja, Halleluja, Halleluja
Dies ist der Tag, den der Herr macht. Lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein Ps.118,24
Halleluja, Halleluja, Halleluja
Heidelberger Katechismus: Frage 45
Was nützt uns die Auferstehung Christi?
Erstens:
Christus hat durch seine Auferstehung
den Tod überwunden,
um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben,
die er uns durch seinen Tod erworben hat.
1. Petr 1, 3-5.21 / 1. Kor 15, 17. 54-55 / Röm 4, 25
Zweitens:
Durch seine Kraft werden auch wir
schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben.
Röm 6, 4 / Kol 3, 1-4 / Eph 2, 5
Drittens:
Die Auferstehung Christi
ist uns ein verlässliches Pfand
unserer seligen Auferstehung.
1. Kor 15, 12 / Röm 8, 11
Wochenlied: EG 100
Wir wollen alle fröhlich sein, 1-5
1 Wir wollen alle fröhlich sein in dieser österlichen Zeit; denn unser Heil hat Gott bereit'. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.
2 Es ist erstanden Jesus Christ, der an dem Kreuz gestorben ist, dem sei Lob, Ehr zu aller Frist. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.
3 Er hat zerstört der Höllen Pfort, die Seinen all herausgeführt und uns erlöst vom ewgen Tod. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.
4 Es singt der ganze Erdenkreis dem Gottessohne Lob und Preis, der uns erkauft das Paradeis. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.
5 Des freu sich alle Christenheit und lobe die Dreifaltigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Halleluja, Halleluja, Halleluja, Halleluja, gelobt sei Christus, Marien Sohn.
Evangelium: Markus 16, 1-8
1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben. 2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging. 3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? 4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß. 5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich. 6 Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten. 7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingeht nach Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. 8 Und sie gingen hinaus und flohen von dem Grab; denn Zittern und Entsetzen hatte sie ergriffen. Und sie sagten niemand etwas; denn sie fürchteten sich.
Credo
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.
Credolied: EG 107
1. Wir danken dir, Herr Jesu Christ, / daß du vom Tod erstanden bist / und hast dem Tod zerstört sein Macht / und uns zum Leben wiederbracht. / Halleluja.
2. Wir bitten dich durch deine Gnad: / nimm von uns unsre Missetat / und hilf uns durch die Güte dein, / daß wir dein treuen Diener sein. / Halleluja.
3. Gott Vater in dem höchsten Thron / samt seinem eingebornen Sohn, / dem Heilgen Geist in gleicher Weis / in Ewigkeit sei Lob und Preis! / Halleluja.
Predigttext: 1.Korinther 15, 12-28
12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferweckt ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? 13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferweckt worden. 14 Ist aber Christus nicht auferweckt worden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. 15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen. 16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. 17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; 18 dann sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. 19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.
20 Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in der für ihn bestimmten Ordnung: als Erstling Christus; danach die Christus angehören, wenn er kommen wird; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er vernichtet hat alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt.
25 Denn er muss herrschen, bis Gott »alle Feinde unter seine Füße gelegt hat« (Psalm 110,1). 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod. 27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, auf dass Gott sei alles in allem.
Gnade sei mit uns und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus.
Liebe Gemeinde,
an der Auferstehung Jesu entscheiden sich Glaube und Unglaube. „Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden, Halleluja“!
Denn offenbar gab es schon in den ersten Wochen des Christentums Menschen, die die Auferstehung Jesu für wenig glaubwürdig hielten. ‚und manche Leute glaubten sogar, dass Jesus nicht am Kreuz gestorben sei; sondern Gott hat einen ähnlichen Körper an Jesu statt ans Kreuz gehängt. Also ist Jesus nicht von den Toten auferstanden, wenn er doch niemals wirklich auferstanden ist.
Die Botschaft von der Auferstehung ist von Anfang an umstritten. Das gilt bei denen, die eine Auferstand aus Vernunftgründen für unmöglich halten, und das gilt für die, für die Jesus nicht wirklich Mensch geworden ist, sondern die Menschheit nur wie einen Mantel umgehängt hatte.
Wenn wir dem Apostel Paulus folgen, dann bekennt er ganz klar: Jesus kam von Gott, er wurde Mensch war Gott gehorsam, ja gehorsam bis zum Tode am Kreuz, in das tiefste menschliche Elend, die finsterste Gottesferne.
Wenn man die Auferstehung Jesu verstehen will, dann ist der erste Schritt, sich auf die Suche nach dem machen, wer Jesus von Nazareth gewesen ist: Am Anfang die Krippe, am Ende der Galgen (Walter Jens). Man wird lesen oder zuhören, wenn von ihm die Rede ist, wie er von Gott erzählte in leicht fasslichen Bildern und Geschichten: der Hirte, der von seinen 100 Schafen eins verliert, und der die 99 allein läßt sich nach diesem einen auf die Suche macht und der nicht nachlässt bevor er es gefunden hat: so geht Gott den Menschen nach, die sich verlaufen haben oder die festhängen im Gestrüpp des Lebens. Jedes Kind kann dieser Geschichte folgen.
Oder: Das Reich Gottes, sagt Jesus, ist wie ein Bauer, der im Frühjahr die Aussaat ausbringt. Weiter kann er nichts tun, er kann schlafen gehen und wieder aufstehen: Das Korn wächst wie von selbst bis es Zeit ist zur Ernte. Das ist kein Lob der Faulheit, aber es ist ein Lob der schöpferischen Geduld, die von Gott alles Gute erwartet.
Dieser Herr, dieser göttliche Geschichtenerzähler wurde unter Pontius Pilatus gekreuzigt, zu Tode gefoltert bis er wirklich tot war, und dieser Jesus von Nazareth ist auferstanden. Gott hat ihm Recht gegeben gegen seine Verfolger und gegen seine Mörder. Auferstehung Jesu bedeutet: die, die loswerden wollten , werden ihm noch einmal begegnen: der Gekreuzigte ist der Sieger über Hölle, Tod und Teufel. Sie haben nicht triumphiert: Der Tod ist ein Spott geworden. Er hat keine Zukunft mehr. Ein Popanz, ein Kinderschreck. Wenn der Tod nicht mehr die letzte Zukunft alles Lebendigen ist, dann kann man mit ihm den Menschen auch keine Angst einjagen. Dietrich Bonhoeffer sagte kurz vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg: Für euch ist es das Ende, für mich ist es der Anfang des Lebens. Kreuz und Auferstehung Christi scheitern nicht an Verfolgung und Tod. Dieser Glaube ist die stärkste Waffe der Märtyrer gewesen, die ihr Leben um Christi Willen verloren haben. Man kann alles tun, um Menschen zu brechen, um sie auf die eigene Linie zu bringen – den Glauben an den auferstandenen Herrn kann niemand nehmen: weder durch ausreden, noch durch Folter
In den ersten Jahrhunderten haben die römischen Kaiser die Christen ausmerzen wollen. Haben sie den Löwen in der Arena zum Fraß vorgeworfen. Der Terror durch die römischen Behörden hat das Christentum nicht zum Verschwinden gebracht: sanguis martyorum est semen ecclesiae – das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche. Dieser Glaube hat mit der Auferstehung Jesu zu tun.
Dabei war die Auferstehungserfahrung der Freunde und der Freundinnen Jesu alles andere als ein beglückendes Erlebnis. Markus beschreibt den Gang der Frauen zum Grab. Sie wollen den toten Jesus salben, ihn also für die Beerdigung vorzubereiten. Unterwegs machten sie sich Sorgen: Wer wälzt uns den Stein vom Eingang des Grabes?. Allein würden sie es nicht schaffen. Offensichtlich hatten sie sich bisher darüber noch keine Gedanken darüber gemacht, wer ihnen helfen könnte. Nach allem, was sie an Schmerz, aber auch an Demütigung erfahren hatten: das müsste doch jener Gouverneur zulassen, dass man seine Gebeine anständig und nach den Regeln Israels bestatten konnte.
Als sie zum Grab kommen am frühen Sonntag morgen ist der Grabstein, der das Grab verschlossen hatte, weggewälzt. Was der junge Mann im Grab zu ihnen gesagt hatte, haben sie gar nicht richtig gehört. Der Schrecken war zu groß. Kein Gedanke an Auferstehung. Viel näher liegt es, an Leichendiebstahl zu denken. Machten die römischen Behörden nicht einmal angesichts des Todes Schluss mit der Verfolgung und der Hetzjagd auf Jesus von Nazareth.
Wollten die Behörden vermeiden, dass Jesu Jüngerinnen und Jünger aus dem Grab eine Kultstätte machen? So ist es seit dem vierten Jahrhundert auch wirklich gekommen. Jeder Jahr zu Ostern – in diesem Jahr vielleicht nicht wegen des Corona-Virus – strömen die Massen durch die engen Gassen Jerusalems auf dem Weg Jesu vom Garten Gethsemane bis zur Anastasis, der Auferstehungskirche, in der sich auch das Grab Jesu angeblich befunden hat, im Deutschen nicht Auferstehungskirche heißt, sondern Grabeskirche. Der Grabeskult des Auferstandenen, das ist schon Paradox, als ob das Grab die letzte Station des Lebens Jesu gewesen ist und nicht die Auferstehung von den Toten und die Himmelfahrt.
Das leere Grab weist viel mehr auf einen Leichendiebstahl als auf die Auferstehung. Darum das Entsetzen von Maria Magdalena und der anderen Maria. Das leere Grab ist zunächst erst mal ein Schrecken. Bislang konnte man sich darauf verlassen, dass die Toten tot sind. Manchmal ist das schmerzlich, manchmal aber auch erleichternd manchmal aber auch beruhigend. Es ist wirklich tröstlich und beruhigend, dass Hitler tot ist, und dass mit seinem Tod auch Menschenfolter und der Holocaust keine Zukunft mehr haben. Der Tod macht auch den menschlichen und unmenschlichen Fürchterlichkeiten ein Ende. Ein wirklich grausiger Schrecken, wenn das alles, wenn das immer so weiterginge. Wenn sich Menschen wünschen, den Tod möglichst lange aus ihrem Leben herauszuhalten, dann nur, wenn man körperlich und geistig auf der Höhe ist und keinesfalls dement wird oder anders pflegebedürftig.
Der Tod ist im menschlichen Leben eine durchaus ambivalente Angelegenheit. Tod, nur dann, wenn man ihn ausdrücklich will, aber nicht, wenn er das Leben aus der Bahn wirft, wenn er stört, oder wenn er sogar zerstört.
Für die Frauen am Grab ist der Tod des Todes erst einmal keine Möglichkeit. Das leere Grab lässt auf Leichendiebstahl schließen, nicht auf den Einbruch des Lebens in die Todeswelt: Was sucht ihr den Lebendigen? Christus ist von den Toten auferstanden. Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist auferstanden, er ist nicht hier!
Also doch der Einbruch des Lebens in die Todeswelt. Das entzieht sich der menschlichen Erfahrung. Und darum führt auch nicht die Erfahrung des leeren Grabes zum Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Christus. Erst das Wort des Engels in der Grabeshöhle bricht den Bann. Das Wort deutet das Geschehen um das leere Grab. Der Lebendige ist von den Toten auferstanden. Und letztlich verziehen sich die Todeswolken, als der lebendige Christus seine Jüngerinnen und Jünger anspricht. Da ist die Verbindung da zwischen dem Jesus von Nazareth, der wie kein zweiter von Gott erzählen konnte, der Blinden die Augen öffnete und Tauben hören ließ. Dieser Jesus von Nazareth ist derselbe, den sie am Kreuz hingerichtet hatten, und den Gott von den Toten auferweckt hat. Jetzt kann ihn niemand mehr zerstören. Ihm gehört die Zukunft; die Zukunft der Menschen und die Zukunft Gottes. Die Auferstehung Jesu ist so etwas wie die Inthronisation Jesu auf den Thron Gottes. Dem Auferstandenen ist die Macht Gottes gegeben. Von außen kann man die Macht Gottes nicht von der Macht Jesu Christi trennen.
Der Tod ist besiegt. Er liefert nur noch Scheingefechte, die letzten Zuckungen im Todeskampf. Es sieht schlimm aus, wenn die Flugzeuge ihre Bombenlast auf einen Landstrich werfen, wenn Panzer gegeneinander durch die Wüste rollen, wenn Kindersoldaten im Innern Afrikas Morden, Brennen und vergewaltigen. Das sind die letzten Zuckungen des Todes. Und alle Bemühungen, die Gewalt einzudämmen, die Friedensbemühungen der UNO und des ANC, die Aufbauhilfen von Aktion Sühnezeichen sind Lebenszeichen in dieser Todeswelt. Sie weisen darauf hin, dass Liebe und Friede ein Recht auf das Leben der Menschen und ihre Zukunft haben.
Denn am Ende steht der, der der erste von den Auferstanden ist und war und bleibt. Er hat das Recht auf diese von Gott geschaffene Welt und er behält es. Alle Zerstörungswut, aller Krieg und alle Lebensvernichtung hat kein Recht mehr. Krieg und Gewalt sind illegitim. Es gibt sie zwar, wie es Verbrechen gibt und Ausbeutung. Aber trotzdem. Die Macht des Todes hat ihr Recht an uns verloren. Es ist einzig die Sache des Gerichtes, zu sagen was Recht ist und was Unrecht. Und so ist es in der Gewalt des lebendigen Christus, über die Welt zu richten und Recht zu sprechen über Menschen und Völker, über Mächte und Gewalten.
Ostern ist der Anfang vom Ende des Todes. Auf Auferstehung jedem Friedhof gibt es solche Zeugnisse auf manchem Grabstein, und die christliche Beerdigung ist auch ein Zeichen der Auferstehung. Die Lesungen und die Lieder weisen über den Tod hinaus. Noch im vergangenen Jahrhundert nannte man den Friedhof Gottesacker, und das meint: auch dieses Stück Erde, in dem wir die Toten begraben, steht unter dem Zeichen der Geborgenheit Gottes. Nichts anderes ist gemeint, wenn am frühen Ostermorgen die Gemeinde sich auf dem Friedhof versammelt auf die Osterbotschaft hört und mit dem Posaunenchor Auferstehungslieder singt.
So muss man den Tod nicht aus den Gedanken und aus dem Leben verdrängen. So hat der Tod, vor allem die Auferstehungsbotschaft, ihren Ort mitten im Leben. Er braucht nicht ängstlich verdrängt zu werden.
Ostern ist das Machtwort Gottes gegen den Tod und wir, die Christenmenschen sind Protestleute gegen den Tod. Wir geben uns nicht damit zufrieden, dass letztlich alles zur Beute des Todes wird. Ostern ist das Machtwort Gottes gegen den Tod. Er hat kein Recht auf das Leben. Und vor allem hat er nicht das Recht, uns in ständiger Angst vor sich her zu treiben. Viel zu oft und viel zu lange haben wir in Todesangst gelebt, hat der Tod mitten im Leben nach uns gegriffen. Das hat keinen Grund, so weiter zu laufen.
Ostern ist der erste Tag in unserem neuen Leben, das aus der Auferstehung lebt, das der Morgenröte Gottes entgegenlebt. Im zarten Frühlingsgrün wächst die Hoffnung daraus, dass Christus wieder zur Welt kommt und die Welt zu dem wird, was sie in den Augen Gottes längst ist, eine Welt, die den Tod hinter sich lässt.
Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus unserm Herrn.
Amen
Predigtlied: EG 103
Gelobt sei Gott im höchsten Thron
1 Gelobt sei Gott im höchsten Thron samt seinem eingebornen Sohn, der für uns hat genug getan. Halleluja, Halleluja, Halleluja.
2 Des Morgens früh am dritten Tag, da noch der Stein am Grabe lag, erstand er frei ohn alle Klag. Halleluja, Halleluja, Halleluja.
3 Der Engel sprach: »Nun fürcht' euch nicht; denn ich weiß wohl, was euch gebricht. Ihr sucht Jesus, den find't ihr nicht.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.
4 »Er ist erstanden von dem Tod, hat überwunden alle Not; kommt, seht, wo er gelegen hat.« Halleluja, Halleluja, Halleluja.
5 Nun bitten wir dich, Jesu Christ, weil du vom Tod erstanden bist, verleihe, was uns selig ist. Halleluja, Halleluja, Halleluja.
6 O mache unser Herz bereit, damit von Sünden wir befreit dir mögen singen allezeit: Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Fürbitten
''Wir bitten dich für alle, die in diesen Tagen von ihrer Vergangenheit eingeholt werden: für die Opfer von Missbrauch und Gewalt, aber auch für die Täter, die sich nun ihrer Schuld stellen müssen. Gott, lass aus dem aufgebrochenen Schmerz
nach so langem Schweigen endlich Heilung wachsen für die an Leib und Seele Verletzten und heilsame Reue für die, die Kindern und Jugendlichen so Furchtbares angetan haben.''
Gnädiger Gott,
wie danken dir,
dass du lebendig unter uns bist
und unsere Gemeinschaft stärkst
im Vertrauen auf deine heilsame Kraft.
Wir sind in Gedanken bei denen,
die wir liebhaben
und bei manchen,
um die wir uns Sorgen machen.
Halte du deine Hand über sie alle!
Wir bitten dich für die,
die heute einen Menschen schmerzlich vermissen,
auch für die Angehörigen und Freunde der gefallenen Bundeswehrsoldaten.
Schenk du ihnen Trost
in der Gewissheit,
dass wir im Leben und im Streben
geborgen bleiben bei dir.
Wir bitten dich für alle,
die in diesen Tagen von ihrer Vergangenheit eingeholt werden:
für die Opfer von Missbrauch und Gewalt,
aber auch für die Täter,
die sich nun ihrer Schuld stellen müssen.
Gott, lass aus dem aufgebrochenen Schmerz
nach so langem Schweigen
endlich Heilung wachsen für die an Leib und Seele Verletzten
und heilsame Reue für die, die Kindern und Jugendlichen
so Furchtbares angetan haben.
Wir bitten dich für die,
die der Corona Virus befallen hat,
die unbegleitet leiden und sterben müssen,
für die, die sich eingesperrt fühlen
ohne Kontakt zu Kindern und Enkeln
für die, die Angst haben,
die mutlos geworden sind,
und die keinen Abstand finden
zu den Meldungen in der Zeitung und im Fernsehen.
Wir bitten Dich um Geduld und um Hoffnung
Von deinem Trost und deiner Vergebung
leben wir alle.
Und wir trauen darauf,
dass du selbst aus dem Bösesten
Gutes entstehen lassen kannst,
so wie du es am Ostermorgen getan hast.
Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Schlusslied: EG 112, 6
6. Ich hang und bleib auch hangen an Christus als ein Glied; wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. Er reißet durch den Tod, durch Welt, durch Sünd, durch Not, er reißet durch die Höll, ich bin stets sein Gesell.
Segen
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 4.Mose 6, 24-26
Martin Filitz