Hase

pixel.theologie – Theologisches aus einem Wort. Wort XII


©Foto: Knut Dahl

Kurz vor Ostern reiht sich der neongelbe Hase ein in die Ikonografie von reformiert-info. Das Bild sagt es mit seinen Worten: Wir distanzieren uns von der theologischen Überhöhung des Osterhasenbrauchtums.

Und doch: Der Hase gehört „in diese österliche Zeit“. Seine Karriere in Kirchen- und Theologiegeschichte ist beachtlich. Das als unrein und deshalb zum Verzehr als ungeeignet eingestufte Tier im Alten Testament (3. Mose 11,6; 5. Mose 14,7) galt bereits in der Antike als Symbol für Lebenskraft und Wiedergeburt. Für den Hasen als Sinnbild der Lebensfreude war der Sprung nicht weit in die Ikonografie der österlichen Auferstehung, etwa hin zum weißen Kaninchen, mit dem die Madonna spielt, etwa auf einem Gemälde von Tizian aus dem Jahr 1530:

Auch für die bildliche Darstellung der Trinität war der Hase nützlich: Das Dreihasenfenster im Paderborner Dom zeigt drei Hasen mit einem gemeinsamen Ohrenpaar: Vater, Sohn und Heiliger Geist in eins. Und die christologische Zweiheit von „wahrer Mensch und wahrer Gott“ im Ohrenpaar?

Im Wettstreit um die Ehre, wer denn nun die Ostereier bringt, setzte sich der Hase gegen seine Konkurrenten durch. In Teilen der Schweiz galt der Kuckuck als Eierlieferant, in Westfalen der Osterfuchs, in Thüringen der Storch und in Böhmen der Hahn.

Eine christliche Hasenmetapher prägte der Kirchenvater Basilius von Caesarea in seiner Auslegung von Psalm 104,18: „Der Fels ist Zuflucht des Hasen“:
„Wenn ihr also in den Felsen geht, könnt ihr der Furcht vor dem Herrn entgehen, wenn er aufsteht, die Erde zu vernichten, das Irdische und den irdischen Menschen verschwinden zu lassen, um den Geistmenschen das uneingeschränkte Leben zu gewähren.“*
Was für eine Symbolik: Der Angsthase Mensch kauernd im Schutz des Felsen, im Schutz Gottes, im Schutz Christi. Der Hase ist für uns Menschen doch mehr als ein Tier.

*Zitat aus der Antrittsvorlesung von Franz-Joachim Verspohl.

Die Hasensymbolik in der darstellenden Kunst ist weit vielfältiger als dieser Pixel.
Zum Weiterlesen:

Franz-Joachim Verspohl, „Mit offenen Augen schläft der Hase...“ – Joseph Beuys und die Tiere, in: UniReport. Berichte aus der Forschung der Universität Dortmund, Nr. 12, Winter 1990/91, S. 26–30

Und die beiden Artikel auf WIKIPEDIA zu
Osterhase https://de.wikipedia.org/wiki/Osterhase
und Hase in der Kunst - https://de.wikipedia.org/wiki/Hase_in_der_Kunst

Barbara Schenck, 18. März 2016

Liste der Worte aus pixel.theologie

(Stand 11. März 2016)

Barmherzigkeit

Flüchtling - Fremdling

Fragment

Geduld

Genießen

Hase

Ohrfeige

Scham

Schnee

Wunder I

Wunder II

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