Bibel

Durchgehende Lesung biblischer Bücher

Hier finden Sie täglich einen biblischen oder deuterokanonischen Text in nur einem Satz: Es handelt sich um eine weisheitliche Gattung, die hebräisch mashál, griechisch apóphthegma, lateinisch senténtia und deutsch Sinn-spruch heisst. Wie weltweit in Sprichwörtern konzentriert sich in solchen Sät-zen Lebenserfahrung als Weisheit, die man, wenn sie überzeugt, auswendig weiss und mündlich weitersagt. Weisheit verweist auf die göttliche Weltord-nung in allem und jedem. Biblisch findet sie sich natürlich in Weisheitsbü-chern wie Sprüche, Qohelet und Hiob, deuterokanonisch bei Sirach und Weisheit. Spruchweisheit kommt aber zitiert überall vor, auch im Neuen Tes-tament. Wir danken dem Theologischen Verlag TVZ für die Texte.Lizenz: CC-BY-SA 4.0

Dienstag 20. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Zerstörer: Am 4,4-13

4 Kommt nach Bet-El und vergeht euch, nach Gilgal, vergeht euch noch mehr! Und bringt eure Schlachtopfer am Morgen, am dritten Tag eure Zehnten. 5 Und bringt Rauchopfer dar vom Gesäuerten als Dank, und kündigt freiwillige Gaben an, lasst es hören! So habt ihr es doch immer geliebt, ihr Israeliten! Spruch Gottes des HERRN. 6 Und so habe dann ich euren Zähnen nichts zu kauen gegeben in allen euren Städten und euch Mangel gegeben an Brot an allen euren Orten. Dennoch seid ihr nicht zurückgekehrt zu mir! Spruch des HERRN. 7 Und so habe dann ich euch den Regen vorenthalten, als es noch drei Monate waren bis zur Ernte. Und auf die eine Stadt liess ich es regnen, auf die andere aber liess ich es nie regnen. Ein Feld erhielt Regen, ein anderes aber, auf das es nie regnete, vertrocknete. 8 Da wankten zwei, drei Städte zur selben Stadt hin, um Wasser zu trinken, aber sie wurden nicht satt. Dennoch seid ihr nicht zurückgekehrt zu mir! Spruch des HERRN. 9 Mit Kornbrand und mit Vergilben habe ich euch geschlagen; eure Gärten und eure Weinberge habe ich zahlreich gemacht, eure Feigen und eure Oliven aber hat die Raupe gefressen. Dennoch seid ihr nicht zurückgekehrt zu mir! Spruch des HERRN. 10 Ich habe euch die Pest gesandt, wie ich sie Ägypten gesandt habe. Eure jungen Männer habe ich umgebracht mit dem Schwert, und auch eure gefangenen Pferde, und den Gestank von euren Lagern habe ich aufsteigen lassen in eure Nase. Dennoch seid ihr nicht zurückgekehrt zu mir! Spruch des HERRN. 11 Ich habe eine Zerstörung unter euch angerichtet wie die Zerstörung von Sodom und Gomorra durch Gott, und ihr wart wie ein Holzscheit, das aus dem Brand gerettet wurde. Dennoch seid ihr nicht zurückgekehrt zu mir! Spruch des HERRN. 12 Darum werde ich so mit dir verfahren, Israel!
Weil ich dir dies antun werde, mache dich bereit für die Begegnung mit deinem Gott, Israel! 13 Denn sieh, der die Berge gebildet und den Wind geschaffen hat und der dem Menschen seinen Plan kundtut, der die Morgendämmerung zu Finsternis macht und seinen Fuss auf die Höhen der Erde setzt: HERR, Gott der Heerscharen, ist sein Name! tvz 


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Montag 19. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Anwalt: Mi 3,9-12

9 Hört doch dies, ihr Häupter des Hauses Jakob und ihr Oberen des Hauses Israel, die ihr das Recht verabscheut und alles, was gerade ist, verdreht, 10 wer Zion baut mit vergossenem Blut und Jerusalem mit Unrecht! 11 Seine Häupter sprechen Recht für Bestechung, und seine Priester unterweisen für Geld, und seine Propheten wahrsagen für Silber! Aber sie verlassen sich auf den HERRN und sagen: Ist nicht der HERR in unserer Mitte? Es wird kein Unheil über uns kommen! 12 Darum wird euretwegen der Zion umgepflügt zum Feld,
und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen und der Tempelberg zu überwucherten Höhen! tvz


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Sonntag 18. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Richter: Ps 82

1 Ein Psalm Asafs. Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten der Götter hält er Gericht: 2 Wie lange wollt ihr ungerecht richten und die Frevler begünstigen? Sela 3 Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und Bedürftigen verhelft zum Recht. 4 Rettet den Geringen und den Armen, befreit ihn aus der Hand der Frevler. 5 Sie wissen nichts und verstehen nichts, im Finstern tappen sie umher, es wanken alle Grundfesten der Erde. 6 Ich habe gesprochen: Götter seid ihr und Söhne des Höchsten allesamt. 7 Doch fürwahr, wie Menschen sollt ihr sterben und wie einer der Fürsten fallen. 8 Steh auf, Gott, richte die Erde, denn dein Eigentum sind die Nationen alle. tvz


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Samstag 17. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Eroberer: Ps 132

1 Ein Wallfahrtslied. Rechne, HERR, dem David alle seine Entbehrungen an, 2 da er dem HERRN schwur, dem Starken Jakobs gelobte: 3 Ich will das Zelt meines Hauses nicht betreten, will mich nicht zur Ruhe legen, 4 ich will meinen Augen keinen Schlaf gönnen, meinen Wimpern keinen Schlummer, 5 bis ich eine Stätte finde für den HERRN, eine Wohnung für den Starken Jakobs. 6 Seht, wir hörten von ihr in Efrata, fanden sie in den Gefilden von Jaar. 7 Lasst uns einziehen in seine Wohnung, uns niederwerfen vor dem Schemel seiner Füsse. 8 Steh auf, HERR, von deiner Ruhestatt, du und deine machtvolle Lade. 9 Deine Priester sollen sich in Gerechtigkeit kleiden, jubeln sollen deine Getreuen. 10 Um Davids, deines Dieners, willen weise deinen Gesalbten nicht ab. 11 Der HERR hat David geschworen, gewiss rückt er davon nicht ab: Einen Spross aus deinem Geschlecht  will ich auf deinen Thron setzen. 12 Wenn deine Söhne meinen Bund halten und mein Gesetz, das ich sie lehre, sollen auch ihre Söhne für immer auf deinem Thron sitzen. 13 Denn der HERR hat den Zion erwählt, ihn zu seinem Wohnsitz erkoren: 14 Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe sie erkoren. 15 Mit Nahrung will ich sie reichlich segnen, ihre Armen sättigen mit Brot. 16 Ihre Priester will ich mit Heil bekleiden, und laut sollen ihre Getreuen jubeln. 17 Dort will ich David ein Horn sprossen lassen, für meinen Gesalbten halte ich eine Leuchte bereit. 18 Seine Feinde will ich in Schande kleiden, doch ihm soll auf dem Haupt sein Diadem erglänzen. tvz


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Freitag 16. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Donnerer: Ex 19,16-19

16 Am dritten Tag aber, als es Morgen wurde, begann es zu donnern und zu blitzen, und eine schwere Wolke lag auf dem Berg, und es ertönte mächtiger Hörnerschall. Und das ganze Volk, das im Lager war, erzitterte. 17 Da führte Mose das Volk aus dem Lager hinaus, Gott entgegen, und sie stellten sich auf am Fuss des Berges. 18 Der Berg Sinai aber war ganz in Rauch gehüllt, weil der HERR im Feuer auf ihn herabgestiegen war. Und sein Rauch stieg auf wie der Rauch des Schmelzofens, und der ganze Berg erzitterte heftig. 19 Und der Hörnerschall wurde immer stärker. Mose redete, und Gott antwortete ihm im Donner. tvz


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Donnerstag 15. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Retter: Dtn 26,1-11

1 Und wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, als Erbbesitz gibt, und wenn du es in Besitz nimmst und dich darin niederlässt, 2 dann sollst du etwas von der ersten Ernte aller Früchte des Bodens nehmen, die du einbringen wirst von deinem Land, das der HERR, dein Gott, dir gibt, und du sollst es in einen Korb legen, und du sollst an die Stätte gehen, die der HERR, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. 3 Und du sollst zu dem Priester gehen, der zu jener Zeit dort sein wird, und zu ihm sprechen: Ich bezeuge heute dem HERRN, deinem Gott, dass ich in das Land gekommen bin, das uns zu geben der HERR unseren Vorfahren geschworen hat.4 Und der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor den Altar des HERRN,  deines Gottes, stellen. 5 Dann sollst du bekennen und vor dem HERRN, deinem Gott, sprechen: Ein verlorener Aramäer war mein Vater, und er zog hinab nach Ägypten und blieb dort als Fremder mit wenigen Leuten, und dort wurde er zu einer grossen, starken und zahlreichen Nation. 6 Die Ägypter aber behandelten uns schlecht und unterdrückten uns und auferlegten uns harte Arbeit. 7 Da schrien wir zum HERRN, dem Gott unserer Vorfahren, und der HERR hörte unser Schreien und sah unsere Unterdrückung, unsere Mühsal und unsere Bedrängnis. 8 Und der HERR führte uns heraus aus Ägypten mit starker Hand und ausgestrecktem Arm, mit grossen und furchterregenden Taten, mit Zeichen und Wundern, 9 und er brachte uns an diesen Ort und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fliessen. 10 Und nun sieh, ich bringe die erste Ernte von den Früchten des Bodens, den du, HERR, mir gegeben hast. - Und du sollst sie vor den HERRN, deinen Gott, legen und dich niederwerfen vor dem HERRN, deinem Gott,
11 und sollst dich freuen über all das Gute, das der HERR, dein Gott, dir und deinem Haus gegeben hat, du und der Levit und der Fremde bei dir. tvz 


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Mittwoch 14. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Erstes Testament

der Hirte: Ps 23

1 Ein Psalm Davids. / Der HERR ist mein Hirt, mir mangelt nichts, / 2 er weidet mich auf grünen Auen. / Zur Ruhe am Wasser führt er mich, / 3 neues Leben gibt er mir. / Er leitet mich auf Pfaden der Gerechtigkeit / um seines Namens willen. / 4 Wandere ich auch im finstern Tal, / fürchte ich kein Unheil, / denn du bist bei mir, / dein Stecken und dein Stab, / sie trösten mich. / 5 Du deckst mir den Tisch / im Angesicht meiner Feinde. / Du salbst mein Haupt mit Öl, / übervoll ist mein Becher. / 6 Güte und Gnade werden mir folgen / alle meine Tage, / und ich werde zurückkehren ins Haus des HERRN / mein Leben lang. / / tvz


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Dienstag 13. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Alter Orient

Paar: Inschriften Kanaans

1 Ich segne euch durch JHWH / 2 und durch seine Aschera. / / 3 Amarju sagte zu seinem Herrn … / 4 mögest du gesegnet sein durch JHWH von Teman / 5 und seine Aschera. JHWH segne dich / 6 und erhalte dich und sei mit dir. / … / 7 … durch JHWH von Teman und seine Aschera … / 8 Was immer er von jemandem erbitten wird, / 9 er gewährt es … / 10 und JHWH gibt ihm nach seiner Absicht … / / 11 Urjahu, der Reiche, hat dies schreiben lassen. / 12 Gesegnet sei Urjahu durch JHWH, / 13 denn von seinen Feinden hat er ihn / 14 durch seine Aschera gerettet. tvz

Kanaan: Drei Inschriften


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Montag 12. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Alter Orient

Die Sonne: Echnaton

1 Du erscheinst schön / 2 im Lichtland des Himmels, / 3 du lebende Sonne, die leben zuweist! / 4 Du bist aufgegangen im östlichen Lichtland, / 5 du hast jedes Land erfüllt mit deiner Schönheit. / / 6 Du bist schön, gewaltig und funkelnd, / 7 du bist hoch über jedem Land. / 8 Deine Strahlen, sie umfassen die Länder bis an das Ende der ganzen Schöpfung, / 9 als Re dringst du an ihre Grenzen / 10 und unterwirfst sie deinem geliebten Sohn. / 11 Du bist fern, aber deine Strahlen sind auf Erden, / 12 du bist in ihrem Angesicht, aber man kann deinen Gang nicht erkennen. / / 13 Gehst du unter im westlichen Lichtland, / 14 ist die Erde in Finsternis, / 15 in der Verfassung des Todes. / 16 Die Schläfer schlafen in der Kammer, verhüllt sind ihre Köpfe, / 17 kein Auge sieht das andere. / 18 Ihre Habe wird ihnen unter den Köpfen weggestohlen, und sie merken es nicht. / 19 Jedes Raubtier ist aus seiner Höhle herausgekommen, / 20 alles Gewürm sticht. / 21 Die Finsternis ist ein Grab, / 22 die Erde liegt in Schweigen: / 23 Ihr Schöpfer ist untergegangen in seinem Lichtland. / / 24 Am Morgen bist du aufgegangen im Lichtland / 25 und bist strahlend als Sonne des Tages. / 26 Du vertreibst die Finsternis, du gibst deine Strahlen, / 27 die beiden Länder sind täglich im Fest. / 28 Was auf Füssen steht, erwacht: Du hast sie aufgerichtet, / 29 sie reinigen ihre Körper und ziehen Leinengewänder an; / 30 ihre Arme sind in Lobgebärden bei deinem Erscheinen, / 31 das ganze Land tut seine Arbeit. / / 32 Alles Vieh befriedigt sich an seinen Kräutern, / 33 Bäume und Pflanzen wachsen. / 34 Die Vögel fliegen auf aus ihren Nestern, / 35 ihre Flügel in Lobgebärden für deinen Ka. / 36 Alles Wild tanzt auf seinen Füssen, / 37 alles, was auffliegt und sich niederlässt, / 38 sie leben, wenn du für sie aufgehst. / 39 Die Schiffe fahren stromab / 40 und stromauf in gleicher Weise. / 41 Jeder Weg ist geöffnet durch dein Erscheinen. / 42 Die Fische im Fluss / 43 hüpfen vor deinem Angesicht; / 44 deine Strahlen sind im Innern des Ozeans. / / 45 Der den Samen sich entwickeln lässt in den Frauen, / 46 der Wasser zu Menschen macht; / 47 der den Sohn am Leben erhält im Leib seiner Mutter / 48 und ihn beruhigt, indem er seine Tränen stillt; / 49 Amme im Mutterleib, / 50 der Luft gibt, um alles zu beleben, was er geschaffen hat. / 51 Wenn er herabkommt aus dem Leib, / 52 um zu atmen an Tag seiner Geburt, / 53 dann öffnest du seinen Mund zum Sprechen und sorgst für seinen Bedarf. / / 54 Wenn das Küken im Ei / 55 redet in der Schale, / 56 dann gibst du ihm Luft darinnen, um es zu beleben; / 57 du hast ihm seine Frist gesetzt, / 58 um sie zu zerbrechen im Ei: / 59 es kommt heraus aus dem Ei, / 60 um zu sprechen zu seiner Frist; / 61 es läuft auf seinen Füssen, wenn es aus ihm herauskommt. / / 62 Wie viel ist, was du geschaffen hast, / 63 indem es dem Angesicht verborgen ist! / 64 Du einer Gott, dessengleichen es nicht gibt! / 65 Du hast die Erde erschaffen nach deinem Herzen, der du allein warst, / 66 mit Menschen, Herden und jeglichem Wild, / 67 allem, was auf Erden ist und auf seinen Füssen läuft, / 68 allem, was in der Luft ist und mit seinen Flügeln auffliegt. / 69 Die Fremdländer von Syrien und Nubien / 70 und das Land Ägypten: / 71 Du stellst jedermann an seinen Platz und schaffst ihren Bedarf, / 72 jeder Einzelne hat zu essen, seine Lebenszeit ist festgesetzt. / 73 Die Zungen sind verschieden im Sprechen, / 74 ihre Eigenschaften desgleichen; / 75 ihre Hautfarbe ist unterscheiden, denn du unterscheidest die Fremdländer. / / 76 Du machst den Nil in der Unterwelt / 77 und bringst ihn herauf nach deinem Belieben, / 78 und die Menschheit am Leben zu erhalten, wie du sie erschaffen hast: / 79 du bist ihrer aller Herr, der sich abmüht mit ihnen. / 80 Du Herr eines jeden Landes, der aufgeht für sie, / 81 du Sonne des Tages, gewaltig an Hoheit! / 82 Alle fernen Länder, du schaffst ihren Lebensunterhalt: / 83 Du hast einen Nil an den Himmel gesetzt, dass er herabsteige zu ihnen, / 84 er schlägt Wellen auf den Bergen wie der Ozean, / 85 ihre Äcker sind trunken in ihren Ortschaften. / 86 Wie wirkungsvoll sind deine Pläne, du Herr der unendlichen Zeit! / 87 Der Nil am Himmel, du gibst ihn den Fremdvölkern / 88 und den Wildtieren eines jeden Berglandes, die auf ihren Füssen laufen. / 89 Der eigentliche Nil, er kommt / 90 aus der Unterwelt nach Ägypten. / / 91 Deine Strahlen säugen alle Wesen; / 92 wenn du aufgehst, leben sie und wachsen um deinetwillen. / 93 Du erschaffst die Jahreszeiten, um sich entwickeln zu lassen, was alles du schaffst, / 94 den Winter, sie zu kühlen, / 95 die Hitze, damit sie dich spüren. / 96 Du hast den Himmel fern gemacht, um an ihm aufzugehen, / 97 um alles zu sehen, was du erschaffst, indem du allein bist. / 98 Du bist aufgegangen in deiner Verkörperung als lebende Sonne, / 99 du bist erschienen und strahlend, / 100 du bist fern und nah zugleich. / / 101 Du schaffst Millionen Verkörperungen aus dir, dem Einen, / 102 Städte und Dörfer, / 103 Äcker, Wege und Fluss. / 104 Alle Augen sehen dich ihnen gegenüber, / 105 indem du als Sonne des Tages über der Erde bist. tvz

Ägypten: Der grosse Sonnengesang von Amarna


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Sonntag 11. August 2019

Die Geschichte der Gottesbilder - Alter Orient

Der Götterkönig: Gilgamesh

1 Ein Verborgenes, Gilgamesh, will ich dir eröffnen, / 2 Und der Götter Geheimnis will ich dir sagen. / / 3 Shurippak – eine Stadt, die du kennst, / 4 Die am Ufer des Eufrats liegt -, / 5 Diese Stadt war schon alt und die Götter darinnen, / 6 Eine Sintflut zu machen, entbrannte das Herz den grossen Göttern. / 7 Miteinander berieten sich ihr Vater Anu, / 8 Enlil, der Held, der sie berät, / 9 Ihr Minister Ninurta, / 10 ihr Deichgraf Ennugi, / 11 Ninshiku-Ea hatte mit unter ihnen gesessen. / / 12 Ihre Rede gab einem Rohrhaus er wieder: / 13 „Rohrhaus, Rohrhaus! Wand, Wand! / 14 Rohrhaus, höre, Wand, begreife! / 15 Mann von Shurippak, Sohn Ubar-Tutus! / 16 Reiss ab das Haus, erbau ein Schiff, / 17 Lass fahren Reichtum, dem Leben jag nach! / 18 Besitz gib auf, der Seele erhalt das Leben! / 19 Heb hinein allerlei beseelten Samen ins Schiff! / 20 Das Schiff, welches du erbauen sollst, / 21 Dessen Masse sollen abgemessen sein, / 22 Gleich gemessen seien ihm Breite und Länge; / 23 Du sollst es wie das Apsu bedachen.“ / / 24 Da ich´s verstanden, sprach ich zu Ea, meinem Herrn: / 25 „Das Geheiss, Herr, das du mir gegeben, / 26 Ich achtete wohl darauf und werde danach tun. / 27 Wie antwort ich aber der Stadt, der Bürgerschaft und den Ältesten?“ / 28 Ea tat zum Reden den Mund auf / 29 Und sprach zu mir, seinem Knecht: / 30 „Du Mann, zu ihnen sollst du also reden: / 31 Mir scheint, dass Enlil nichts mehr von mir wissen will. / 32 Da darf ich in eurer Stadt nicht mehr wohnen, / 33 Darf auf Enlils Boden meine Füsse nimmer setzen. / 34 So will ich steugen hinab zum Apsu. / 35 Dann wohn ich bei meinem Herren Ea. / 36 Auf euch aber lässt er dann Überfluss regnen, / 37 Sammlung der Vögel, auch Bergung der Fische! / 38 Schenken wird er euch Reichtum und Ernte. / 39 Am Morgen wird er Linsen, / 40 Am Abend auf euch einen Weizenregen niedergehen lassen!“ / / 41 Kaum dass ein Schimmer des Morgens graute, / 42 Versammelte zu mir sich das land. / 43 Der Zimmermann brachte die Holzpfosten, / 44 Der Bootsbauer brachte die Klammern (…) / 45 Das Schiff war fertig am siebenten Tag bei Sonnenuntergang (…) / / 46 Was immer ich hatte, lud ich darein: / 47 Was immer ich hatte, lud ich darein an Silber, / 48 Was immer ich hatte, lud ich darein an Gold, / 49 Was immer ich hatte, lud ich darein an allerlei Lebenssamen: / 50 Steigen liess ich ins Schiff all mein Geschlecht und Sippe, / 51 Wild des Feldes, Getier des Feldes, / 52 Alle die Meistersöhne habe ich hineinsteigen lassen. / / 53 Die Frist hatte Shamash mir so angesetzt: / 54 “Am Morgen werd ich Linsen, am Abend Weizenregen niedergehen lassen. / 55 Dann tritt hinein ins Schiff und verschliess dein Tor!“ / 56 Diese Frist kam herbei: / 57 Am Morgen gingen Linsen nieder, am Abend ein Weizenregen. / 58 Des Wetters Aussehen betrachtete ich. / 59 Das Wetter war fürchterlich anzusehn. / 60 Ich trat hinein ins Schiff und verschloss mein Tor. / 61 Dem Schiffer Pusur-Amurri, dem Verpicher des Schiffes, / 62 Übergab den Palast ich samt seiner Habe. / / 63 Kaum dass ein Schimmer des Morgens graute, / 64 Stieg schon auf von der Himmelsgründung schwarzes Gewölk. / 65 In ihm donnert Adad, / 66 Von ihm her ziehen Shullat und Chanish. / 67 Über Berg und Land als Herolde ziehen sie. / 68 Eragal reisst den Schiffspfahl heraus, / 69 Ninurta geht, lässt das Wasserbecken ausströmen, / 70 Die Anunnaki hoben Fackeln empor / 71 Mit ihrem grausen Glanz das Land zu entflammen. / 72 Die Himmel überfiel wegen Adad Beklommenheit, / 73 Jegliches Helle in Düster verwandelnd; / 74 Das Land, das weite, zerbrach wie ein Topf. / 75 Einen Tag lang wehte der Südsturm, / 76 Eilte dreinzublasen, die Berge ins Wasser zu tauchen, / 77 Wie ein Kampf zu überkommen die Menschen. / 78 Nicht sieht einer den andern, / 79 Nicht sind die Menschen erkennbar im Himmel. / / 80 Vor dieser Sintflut erschraken die Götter, / 81 Sie entwichen hinauf zum Himmel des Anu. / 82 Die Götter kauern wie Hunde, sie lagern draussen! / 83 Es schreit Ishtar wie eine Gebärende, / 84 Es jammert die Herrin der Götter, die schönstimmige: / 85 „Wäre doch jener Tag zu Lehm geworden, / 86 Da ich in der Schar der Götter Schlimmes geboten! / 87 Wie konnte in der Schar der Götter ich Schlimmes gebieten! / 88 Den Kampf zur Vernichtung meiner Menschen gebieten! / 89 Erst gebäre ich meine lieben Menschen, / 90 Dann erfüllen sie wie Fischbrut das Meer!“ / 91 Die Anunnaki-Götter klagen mit ihr, / 92 Die Götter … sitzen in Klagen, / 93 Mit verdorrten Lippen … / / 94 Sechs Tage und sieben Nächte / 95 Geht weiter der Wind, die Sintflut, / 96 Ebnet der Südsturm das Land ein. / 97 Wie nun der siebente Tag herbeikam, / 98 Schlug nieder der Südsturm die Sintflut, den Kampf, / 99 Nachdem wie eine Gebärende sie um sich geschlagen. / 100 Ruhig und still ward das Meer, / 101 Der Orkan war aus und die Sintflut. / / 102 Nach dem Festland hielt ich Ausschau: Schweigen ringsum, / 103 Und das Menschengeschlecht ganz zu Erde geworden! / 104 Gleichmässig war wie ein Dach die Aue. / 105 Da tat ich eine Luke auf, Sonnenglut fiel aufs Antlitz mir. / 106 Da kniete ich nieder, am Boden weinend, / 107 Über mein Antlitz flossen die Tränen / 108 Nach Ufern hielt ich Ausschau in des Meeres Bereich: / 109 Auf zwölfmal zwölf Ellen stieg auf eine Insel. / / 110 Zum Berg Nissir trieb heran das Schiff. / 111 Der Berg Nissir erfasste das Schiff und liess es nicht wanken (…) / 112 Wie nun der siebente Tag herbeikam, / 113 Liess ich eine Taube hinaus. / 114 Die taube machte sich fort – und kam wieder: / 115 Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. / 116 Eine Schwalbe liess ich hinaus. / 117 Die Schwalbe machte sich fort – und kam wieder: / 118 Kein Ruheplatz fiel ihr ins Auge, da kehrte sie um. / 119 Einen Raben liess ich hinaus. / 120 Auch der Rabe machte sich fort; da sah er, wie das Wasser sich verlief. / 121 Frass er, scharrte, wippte – und kehrte nicht um. / / 122 Da liess ich hinausgehn nach den vier Winden; ich brachte ein Opfer dar, / 123 Ein Schüttopfer spendete ich auf dem Gipfel des Berges: / 124 Sieben und abermals sieben Räuchergefässe stellte ich hin. / 125 In ihre Schalen schüttete ich Süssrohl, Zedernholz und Myrte. / 126 Die Götter rochen den Duft, / 127 Die Götter rochen den wohlgefälligen Duft. / 128 Die Götter scharten wie Fliegen sich um die Opferer. / / 129 Sobald wie die Mach herzugekommen, / 130 Hob sie die grossen Fliegengeschmeide empor, / 131 Die Anu ihr zum Vergnügen gemacht: / 132 „Ihr Götter hier, so wahr des Lasuramuletts / 133 An meinem Hals ich nicht vergesse, / 134 Will ich die Tage hier, fürwahr, mir merken, / 135 Dass ewig ihrer ich nicht vergesse! / 136 Die Götter mögen nur kommen zum Schüttopfer! / 137 Doch Enlil soll nicht kommen zum Schüttopfer, / 138 Weil er unüberlegt die Sintflut machte / 139 Und meine Menschen dem Verderben anheimgab!“ / 140 Sobald wie Enlil herzugekommen, / 141 Sah das Schiff und ergrimmte Enlil. / 142 Voller Zorn war er über die Igigi-Götter: / 143 „Eine Seele wäre entronnen? / 144 Überleben sollte niemand das Verderben!“ / 145 Ninurta tat zum Reden den Mund auf / 146 Und sprach zu Enlil, dem Helden: / 147 „Wer bringt denn etwas hervor ausser Ea? / 148 Auch kennt ja Ea jedwede Verrichtung!“ / 149 Ea tat zum Reden den Mund auf / 150 Und sprach zu Enlil, dem Helden: / 151 „O Held, du klügster unter den Göttern! / 152 Ach, wie machtest du unüberlegt die Sintflut!“ tvz

Babylon: Gilgamesh-Epos (Gilg 11,9-51.76.80-141.145-179)


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